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Schmuddelkinder - Lenz sechster Fall

Titel: Schmuddelkinder - Lenz sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P Gibert
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Stirn.
    »Pavillon zwei, von
Bissingen«, hörte er kurze Zeit später.
    »Lenz, Kripo Kassel,
guten Tag, Frau von Bissingen. Können Sie sich an mich erinnern? Mein Kollege
und ich waren gestern bei Ihnen.«
    »Natürlich«, erwiderte
sie freundlich. »Gibt es noch etwas? Haben Sie etwas vergessen?«
    »Ja, es gibt tatsächlich
etwas, das wir gern noch mit Ihnen besprechen würden. Und es ist auch ziemlich
dringend.«
    »Das klingt aber
spannend, Herr Kommissar. Wann würde es Ihnen denn passen?«
    »Wie wäre es mit
gleich?«, fragte er vorsichtig.
    »Gleich? Dann muss es
aber wirklich dringend sein. Wenn es Sie nicht stört, dass ich hier am Arbeiten
bin und wir vielleicht manchmal unterbrochen werden, können Sie gern
vorbeikommen. Ich bin bis 22 Uhr hier.«
    »Das ist ja klasse. Dann
machen wir uns sofort auf den Weg. Und vielen Dank schon mal.« Er beendete das
Gespräch und schaute Hain an, der alles andere als glücklich aussah.
    »Vielen Dank, dass du
meinen Feierabend so wertschätzend und respektvoll behandelst«, echauffierte
der sich ein wenig gekünstelt.
    »Wenn du nicht mitwillst,
bringst du mich zum Präsidium und ich nehme mein eigenes Auto«, gab der
Hauptkommissar in der festen Überzeugung zurück, dass sein Kollege viel zu
neugierig war, um ihn allein fahren zu lassen.
    »Nein, lass mal. Ich rufe
nur schnell Carla an und sage ihr, dass ich etwas später komme, dann passt es
schon.«

     
    Während
der Fahrt hatte nicht nur Thilo Hain seine Freundin angerufen, auch Lenz hatte
kurz mit Maria telefoniert und ihr erklärt, dass er noch am Arbeiten war.
    Das macht gar nichts,
Paul, hatte sie geantwortet, ich bin eh noch am Pflanzen umtopfen .
    Welche Pflanzen?, hatte
der Polizist sich einen Sekundenbruchteil lang gefragt, auf eine Antwort jedoch
verzichtet. In seiner Wohnung gab es keine Pflanzen, so viel war sicher, doch
Maria würde schon wissen, was sie tat.
    Er genoss die
Geschwindigkeit und das Tosen des warmen Windes in seinen Haaren, während Hain
über die Autobahn raste. Die restlichen Kilometer über die Landstraße saß er
ruhig da und hing seinen Gedanken nach. Dann hatten sie Wabern erreicht und
rollten langsam über das Gelände des ehemaligen Jagdschlosses. Aus dem langen
Trakt, der gegenüber dem Eingang lag, strömten einige Jugendliche und
verteilten sich in den einzelnen Häusern.
    »Geile Karre«, meinte einer
mit rotem Irokesenschnitt, als Hain den Zündschlüssel umdrehte und der Motor
abstarb.
    »Wie viel PS hat der
denn?«, wollte ein anderer wissen.
    Hain stieg aus, sah sich
die kleine Gruppe an und machte die Alarmanlage scharf.
    »160«, meldete sich ein
kleiner, unscheinbarer Junge mit dicker Brille auf der Nase und ein paar Kilo
Übergewicht. »160 PS, zwei Liter Hubraum, 1.130 Kilo Gewicht. Geht wie die
Sau.« Er trat ein paar Schritte näher und deutete auf das Schlüsselbund mit dem
Auslöser für die Alarmanlage in Hains Hand. »Und das Ding da kannste gleich
vergessen, den Pimmelkram hab ich nämlich in einer Minute geknackt.«
    Lenz und Hain sahen sich
an.
    »Mach das nicht«, bat der
Oberkommissar gespielt unterwürfig mit viel Verve in der Stimme. »Ich bin nur
ein ganz mies bezahlter, kleiner Bulle, der die Karre noch ein paar Jahre
abstottern muss. Und diebstahlversichert ist sie auch nicht.«
    »Oh, ein Bulle«, meinte
der Junge anerkennend. »Das bin ich gar nicht gewöhnt, dass die Schmiere mit
solchen Autos auftaucht. Bei uns zu Hause haben die immer Fünfsitzer mit einem
blauen Pickel auf dem Dach.«
    Die anderen Jugendlichen
grölten los.
    »Den hätten wir auch
nehmen können«, klärte Hain ihn auf. »Aber wir wollten nicht auffallen.«
    »Wo wollt ihr denn hin?
Können wir irgendwie helfen?«
    Hain winkte ab und
deutete auf Pavillon 2. »Nein, lass mal, wir haben einen kurzen Termin da oben.
Und ich würde mich echt freuen, wenn meine Karre noch genauso aussehen würde
wie jetzt, wenn wir wiederkommen.«
    »Geht klar«, beschied ihm
der Junge mit einem Blick ins Innere des kleinen Japaners. »Deine Alarmanlage
ist kacke, deine Stereoanlage ist kacke, und über deine Felgen will ich erst
gar nicht reden.« Er zuckte mit den Schultern. »Also, was sollte uns an dem
Ding reizen?«
    Die kleine Gruppe zog
weiter zu einer Bank unter einer großen Kastanie. Der Kleine mit der dicken
Brille warf Hain einen freundlichen Blick zu.
    »Mach dir keine Sorgen,
deiner Karre passiert schon nichts. Wir werfen

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