Schmuggler reisen unerkannt
— irgendwo an der Autobahn hinter Bozen.
Bei einer Raststätte.“
„Interessant.“ Platzkes Stimme
klang nachdenklich.
„Wann kommst du zurück,
Hartwig?“
„Morgen, vielleicht. Kann auch
sein, erst übermorgen. Übrigens fahre ich nun nicht mit dem Zug. Ist zu
umständlich und — da ich clean bin — nicht mehr nötig. Ich nehme mir einen
Leihwagen.“
„Ich koch was Feines, wenn du
da bist.“
„Wunderbar! Tschüs, mein
Liebling.“
Er legte auf.
*
Die Erleuchtung kam von einer
Sekunde zur anderen, wie das bei Erleuchtungen so ist. Und Tim fragte sich,
warum, zum Teufel, er nicht eher darauf gekommen war. Aber dann und wann steht
eben jeder mal auf der Leitung, auch wenn er sonst licht ist auf der Platte und
flott in den grauen Zellen.
Am nächsten Nachmittag, als
sich die TKKG-Bande bei Viersteins traf — in der trutzigen Villa, erklärte Tim
seine Erkenntnis.
„Ich ahne nun mit hoher
Wahrscheinlichkeit, wen das miese Trio Saßmann junior, Dräger und Wehnig
überfallen will.“
Triumphierend blickte er in die
Runde.
„Du wirst es uns sicherlich
sagen, großer Ahner“, hauchte Gaby und übermittelte einen unschuldsvollen Blick
aus ihren Blauaugen.
„Klar doch! Ich denke an
Platzke.“
Karl schnippte mit den Fingern.
„Total richtig. Der Typ kommt irgendwann aus Mailand zurück und hat die Taschen
voll Rauschgift. Sicherlich weiß Sascha davon. Und da er ein charakterloser Typ
ist, kann man ihm unterstellen, daß er seinen eigenen Vater berauben wollte.“
„Den trifft es nun nicht mehr“,
sagte Gaby. „Den hat Papi aus dem Verkehr gezogen. Aber Platzke wird versuchen,
das Geschäft zu übernehmen. Als Nachfolger in Sachen Drogenimport.“
„Wenn wir wüßten, wann Platzke
zurückkommt“, spann Tim seinen Gedanken weiter, „hätten wir leichtes Spiel. Wir
könnten den Überfall verhindern und deinem Vater, Gaby, Arbeit abnehmen, indem wir
den Typ dingfest machen. Außerdem würden wir uns die Beschattung ersparen.“
Was das betraf, sah es ohnehin
schlecht aus. Gestern und auch heute vormittag hatten sich die Jungs darin
abgewechselt, Sascha Saßmann im Auge zu behalten. Heute nachmittag wäre Arnold
Hansen an der Reihe gewesen: an seinem dienstfreien Nachmittag.
Doch Glockners Azubi hatte
vorhin angerufen und mitgeteilt, daß er — wegen Personalknappheit im Präsidium
— ab sofort unabkömmlich sei für die nächsten vier Tage.
„Am besten“, meinte Tim, „wir
schlappen zu dieser Judy Hollzogen und befragen sie nachdrücklich. Hat zwar
dein Vater schon getan, Gaby, und sie weiß angeblich nichts — aber das glaube,
wer will. Jetzt, so können wir argumentieren, sieht die Situation anders aus.
Platzke ist bedroht.“
„Also los“, nickte Klößchen und
zog eine Tafel Schokolade aus der Tasche: seine unverzichtbare Stärkung vor
großen Ereignissen.
Die vier TKKG-Freunde radelten
los.
Gaby saß auf einem fast neuen
Drahtesel — einem rotweißen Tourenrad für Damen, das erst wenige Kilometer
unter den Reifen hatte.
Margot Glockner, Gabys Mutter,
hatte es gestern gekauft von einer Nachbarin, die ein noch tolleres Rad in
einem Preisausschreiben gewonnen und nun eins zuviel hatte.
Der Tag war kühl, teils sonnig
aufgeheitert, teils von Schneeschauern verdüstert.
Tim hatte sich informiert und
kannte Platzkes Adresse. Sie stand im Telefonbuch. Daß der Typ mit seiner
Freundin Judy Hollzogen zusammenlebte, wußte die TKKG-Bande von Kommissar
Glockner.
Sie hatten den halben Weg zurückgelegt,
als Karl etwas einfiel.
„Macht’s euch was aus, wenn ich
nachkomme? Von hier ist es nur fünf Minuten bis zu Dr. Pauling. Ich fahre mal
schnell hin.“
Pauling war Studienrat an der
Internats-Schule, unterrichtete Englisch, Französisch und — als Wahlfach —
Italienisch. Karl, der mit seinem Computer-Gehirn Sprachen lernt im
Handumdrehen, hatte Italienisch belegt.
„Und was willst du bei ihm?“
fragte Tim.
„Könnte sein, er ist schon aus
Italien zurück. Er ist gleich am ersten Ferientag nach Florenz gefahren. Für
mich bringt er ein paar spezielle Bücher mit: klassische Lektüre in der
Landessprache und anspruchsvolle Kunstführer.“
„Dann a presto (auf bald)“, lachte Tim.
„A presto!“ rief Karl und
schwenkte ein in die nächste Seitenstraße.
Tim, Gaby und Klößchen fuhren
weiter.
Der dicke Schokoladenesser
schüttelte den Kopf.
„Ich werde nie begreifen, wie
man sich freiwillig sowas aufhalst. Italienisch als vierte Fremdsprache —
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