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Schmuggler reisen unerkannt

Schmuggler reisen unerkannt

Titel: Schmuggler reisen unerkannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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wenn
man Latein mal als dritte betrachtet! Noch mehr lernen. Noch mehr Streß. Noch
weniger Freizeit. Noch mehr Belastung fürs Gehirn. Ich komme in Italien bestens
klar auch ohne Italienisch. Die Kellner verstehen, was ich bestelle, weil sie
alle schon mal in Deutschland waren und hier gelernt haben, wie man umgeht mit
spendablen Touristen. Wozu also?“
    „Dir geht es nur um dein
Fressen“, sagte Gaby grob. „Karl geht es um höheres Anliegen. Er will sich
unterhalten können mit den Menschen — über Kunst, Politik und Kultur. Und nicht
nur über pesce, gamberi, cotoletta, vitello, manzo, agnello, maiale,
prosciutto, polo, pane, burro, antipasti, frutta, torta und — natürlich
cioccolata (Fisch, Hummer, Kotelett, Kalb-, Rind-, Hammel-, Schweinefleisch,
Schinken, Hühnchen, Brot, Butter, Vorspeise, Früchte, Torte und — natürlich — Schokolade).“
    „Blitz und Donner!“ staunte
Klößchen. „Du hast ja das Küchen-Italienisch voll drauf. Soviel verstehe ich
nämlich auch. Richtig! Du machst es ja genauso wie Karl. Ich hasse diesen
Eifer. Man muß immer schön bescheiden bleiben — vor allem beim Lernen.“
    „Wir sind da“, sagte Tim. „Das
Haus dort.“
    Eine stille Straße. Keine
Geschäfte. Das Haus ein Wohnblock der besseren Art. Daneben die Einfahrt zum
Hof, wo Mülltonnen standen, Tonnen für Bio-Müll und zwei Container — einer für
Metallisches, der andere für Papier.
    Eine junge Frau stand vor den
Containern und hielt einen Knüppel in der Hand, mit dem sie wippte, als übe
sie, wie man zuschlägt.
    Die Frau hatte langes, rotes
Haar, das auf beide Schultern fiel.
    Jetzt schien sie zu zögern.
Wohin mit dem Knüppel? Sie entschied sich für den Papier-Container, denn Papier
wird ja bekanntlich aus Holz gewonnen, und warf den Knüppel dort ein.

    Als sie zur Haustür ging,
gekleidet in Jeans und Pullover, hatte Tim eine Ahnung.
    Er bremste neben ihr und setzte
einen Fuß auf den Boden.
    „Guten Tag! Sind Sie Judy
Hollzogen?“
    Sie sah ihn an, lächelte,
bemerkte dann die andern, auch Gaby, und hörte auf mit dem Lächeln.
    „Bin ich.“
    Tim nannte seinen Namen und
fügte hinzu mit einer Handbewegung. „Das sind meine Freunde.“ Dann begann er zu
lügen.
    „Wir kennen Ihren Freund,
Fräulein Hollzogen. Den Hartwig. Manchmal erledigen wir das eine oder andere
für ihn, und er bezahlt uns dafür. Sie verstehen?“
    „Nein.“
    „Nun, das ist auch nicht so
wichtig. Jetzt geht es darum, daß wir ihn sofort sprechen können, wenn er aus
Mailand zurückkommt. Am besten, wir fangen ihn ab, sobald er hier eintrifft. Es
ist eine wichtige Info, die wir für ihn haben. Sie verstehen?“
    Sie nagte ein bißchen an der
Unterlippe und sah Tim abschätzend an.
    „Wenn ihr telefonisch zu
erreichen seid, gebt mir die Nummer — und Hartwig ruft euch an.“
    Der TKKG-Häuptling schüttelte
den Kopf. „Es ist wirklich klüger, wenn wir ihn gleich sehen. Wann kommt er
zurück?“
    „Das weiß ich nicht.“
    Sie lügt, dachte er. Aber sie
ist nicht so geübt darin wie ich. Sie senkt den Blick. Ich kohle das Blaue vom
Himmel und sehe sie an dabei wie ‘n Bernhardiner.
    „Kommt er mit dem Flieger? Mit
der Bahn? Mit dem Wagen?“
    „Ich habe keine Ahnung. Hat er
euch nichts gesagt — wo ihr doch für ihn arbeitet? Mir erzählt er nichts, wenn
es um Geschäfte geht.“
    Tim beugte sich vor. Seine
Stimme nahm einen beschwörenden Ton an.
    „Fräulein Hollzogen! Wir haben
einen Hinweis erhalten. Demnach soll Hartwig überfallen und beraubt werden,
wenn er zurückkommt. Also?“
    Sie riß die Augen auf.
„Überfallen? Von wem?“
    „Von irgendwelchem Gesindel.“
    Sie überlegte eine Weile. Und
mißhandelte ihre Unterlippe geradezu. Dann ein Kopfschütteln.
    „Ich weiß es wirklich nicht.
Hartwig hat vorhin angerufen. Die Geschäfte halten ihn auf. Er weiß noch nicht,
wann er zurückkommt. Kann er euch anrufen?“
    „Vergessen Sie’s!“ Tim wandte
sich ab. „Telekom mag uns nicht und hat unseren Anschluß stillgelegt.
Wiedersehen!“
    Er und seine Freunde radelten
um die Ecke.
    Dort kam Karl ihnen entgegen.
    „Pauling ist noch nicht zurück,
wird aber heute abend erwartet. Sagt seine Frau. Wie war’s? Schon geredet mit
Platzkes Tussi?“
    „Erst dachte ich, sie lügt“,
sagte Tim, „dann war ich mir nicht mehr sicher. Vielleicht weiß sie wirklich
nicht, wann dieser Drogen-Heini an Rückreise denkt. Für uns bedeutet das: Wir
müssen wieder auf Sascha Saßmann aufpassen. Der weiß es.

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