Schmuggler reisen unerkannt
mehr. Kaputt!
„Scheiße! Wir kommen zu spät.
Der IC fährt schon wieder ab. Was... Moment!“
Er hatte gewispert wie ein
Windhauch. Das Tröpfeln des Regens auf ein Blechdach übertönte ihn.
Tim schob sich vor zur
Einfahrt, verharrte neben einem Steinpfeiler, luchste um die Ecke.
Der Anblick verschlug ihm den
Atem. Natürlich war alles nur schemenhaft. Aber Tims Augen hatten sich an die
Dunkelheit gewöhnt, und seine Sehschärfe ist auch bei Nacht außergewöhnlich.
Ein Mann lag reglos am Boden.
Zwei Gestalten hatten sich über
ihn gebeugt und durchsuchten die Manteltaschen.
Ein Dritter stand dabei, die
Zigarette im Mundwinkel, deren Glut jetzt abermals aufleuchtete.
„Verstehe ich nicht!“ sagte Udo
Wehnig. „In der Reisetasche ist nichts. Und am Körper hat er auch nichts
versteckt. Wäre auch sonderbar. 13 und ein halbes Kilo — das näht man sich
nicht einfach ins Leibchen.“
„Das Heroin muß da sein“,
erwiderte Sascha Saßmann.
Er war der Raucher.
„Gleich wacht er wieder auf“,
ließ sich Horst Dräger vernehmen. „Ich habe ihn nur ganz schwach auf die Rübe
geklopft.“
Zu spät! dachte Tim. Aber nur
beinahe. Weil meine Uhr spinnt. Platzke — k. o. Na ja, so schlimm ist das
nicht. Kleine Vorstrafe von seinesgleichen für den Rauschgift-Hai. Die drei
erwischen wir jedenfalls auf frischer Tat.
Er richtete sich auf und trat
hinter dem Pfeiler hervor.
17. Licht in der Garage
Am frühen Abend war Studienrat
Dr. Pauling zurückgekehrt von seiner Reise nach Florenz.
Er fühlte sich müde. Die lange
Fahrt. Hinzu kam das ungemütliche Wetter.
Er umarmte Gerda, seine Frau,
und packte sein Geschenk aus, einen bunten Seidenschal, farbenfroh italienisch
bedruckt. Beim Abendessen erzählte Pauling vom Seminar und von den Gesprächen
mit seinem befreundeten Kollegen.
Die Paulings bewohnten ein
kleines Einfamilienhaus mit angebauter Garage, in der jetzt der BMW stand —
nicht das letzte Mittelklasse-Modell, sondern eine etwas ältere Form der
Karosserie.
Spätabends rüttelte ein Sturm an
den Fensterläden, und Regen nieselte.
Gerda ging immer früh zu Bett.
Auch Pauling, der mehr ein Nachtmensch war, blieb heute nicht lange auf.
Freilich — schlafen konnte er
noch nicht, wie er bald merkte. Unruhig wälzte er sich umher.
Schließlich stand er auf, ohne
Gerda zu wecken, und schlurfte in die Küche. Ein Schluck Bier — das half
meistens.
Er hatte kein Licht gemacht.
Die Flasche in der Hand, trat er ans Fenster. Und traute seinen Augen nicht.
In der Garage, die er von hier
aus sehen konnte, zuckte Licht hinter dem kleinen Seitenfenster.
Einbrecher! Autodiebe?
Er war mutig. Und er besaß eine
Tränengas-Pistole.
Wo war sie? Im Nachttisch?
Nein, in seinem Arbeitszimmer. Ja, richtig. Im Schreibtisch.
Er sah nach, ob sie geladen
war. Dann schlich er zu der Stahltür, die Haus und Garage verband. Leise
entriegelte er und riß dann die Tür auf.
Erika Sonntag, die Anhalterin,
hatte die rechte Fondtür geöffnet und sich in den Wagen gebeugt.
Jetzt fuhr sie hemm, einen
flachen Karton in der Hand. Bei der heftigen Bewegung fiel der Deckel ab — und
eine der Zellophantüten auf den Betonboden. Weißes Pulver der Inhalt.
Er trat auf sie zu.
„Mir geht ein Licht auf.
Himmel! Sie haben mich als Kurier benutzt. Als Drogenkurier. Das ist Heroin.“
Sie starrte ihn an. In ihrem
Gesicht stand ein häßlicher Ausdruck.
„Ich schmuggele ein bißchen.
Vergessen Sie’s und lassen Sie mich gehen.“
„Warum... haben Sie mich
ausgesucht?“
„Warum wohl? Weil der Stoff für
die hiesige Szene bestimmt ist.“
„Wo war der Karton?“
„Unterm Sitz.“ Sie lächelte
schief. „Mich hätten die Bullen gefilzt. Die haben eine Nase für unsereins.“
Sie schob den linken Ärmel
ihrer Jacke hoch. Die Innenseite des Unterarms war übersät mit Einstichen.
„Sie... fixen.“
„Tja. Und auf diese Weise
verdiene ich mir das Geld.“
„Sie brauchen Hilfe.“
„Hilfe ist, wenn Sie mich
laufen lassen.“
„Unmöglich. Damit würde ich
mich...“
Weiter kam er nicht.
Erika Sonntag, falls das ihr
wirklicher Name war, trug schwere Schuhe, geeignet zum Trampen und Wandern.
Der Abstand zu Pauling stimmte.
Mit aller Kraft trat sie ihm in den Bauch.
Pauling ächzte, ließ die
Gaspistole fallen, griff ziellos in die Luft und sackte dann zu Boden, wo
ersieh krümmte, keuchend und schmerzverzerrt das Gesicht.
Erika grapschte sich die
Pistole, hob die Zellophantüte auf und hastete zum
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