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Schmusekatze, jung, ledig, sucht

Schmusekatze, jung, ledig, sucht

Titel: Schmusekatze, jung, ledig, sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Sander
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sich auf den Heimweg. Am Kassenautomaten im Parkhaus zog sie den Parkschein aus der Brieftasche, dabei fiel ihr Roberts Visitenkarte in die Finger. Plötzlich hatte sie eine Idee.
    Etwa eine halbe Stunde später hatte sie Gut Leuenstein draußen am Stadtrand erreicht. Das auf einer weitläufigen Lichtung mitten im Wald gelegene Anwesen, das man durchaus auch als Schloss hätte bezeichnen können, stammte aus dem 18. Jahrhundert und befand sich in einem erstklassigen Zustand. Links und rechts des Haupttrakts bildete je ein Turm den Abschluss des Gebäudes, zwei geschwungene Freitreppen führten hinauf zum Haupteingang. Männer in dunklen Anzügen und Frauen in Rock und Jackett in gedeckten Farben kamen aus dem Bauwerk heraus oder begaben sich vom rechts davon gelegenen Parkplatz zur Treppe.
    An der Zufahrt zum Grundstück stand eine fast schon unauffällig kleine Metalltafel, die Auskunft darüber gab, wer in diesem Anwesen zu Hause war : eine Anwaltskanzlei, eine Werbeagentur, ein Schönheitschirurg und … der Löwenhof, Roberts Restaurant.
    Chrissy wollte gar nicht darüber nachdenken, welche Miete jeden Monat für die Räumlichkeiten fällig wurde, und noch weniger wollte sie sich vorstellen, welche Umsätze erforderlich waren, um davon neben allen anderen Kosten auch noch die Miete bezahlen zu können und trotzdem immer noch Gewinn zu machen.
    Der Blick auf diese Tafel suggerierte etwas Selbstbefruchtendes, wie Chrissy auf einmal erkannte. Die Werbeagentur konnte für den Chirurgen werben, die Anwaltskanzlei konnte einspringen, wenn jemand den Chirurgen verklagen wollte. Der Chirurg wiederum konnte den Inhabern und Mitarbeitern der Kanzlei und der Agentur helfen, kosmetische Schwachstellen auszubügeln, und den Damen und Herren beider Firmen das makellose Aussehen verleihen, das nötig war, um sich von normalen Durchschnittsmenschen abzuheben und Erfolg auszustrahlen. Und sie alle konnten mit ihren jeweiligen Kunden im Löwenhof essen gehen.
    Unwillkürlich musste sie den Kopf schütteln. Wie konnte Robert ernsthaft von ihrem kleinen Pfannkuchenlokal begeistert sein, wenn er hier nur das Feinste vom Feinsten auftischte und seinen Gästen dafür horrende Summen in Rechnung stellte? Hatte er ihr nur etwas vorgemacht? Bei einem so exklusiven Laden hätte er doch einen Katzensitter einstellen können, der bei ihm zu Hause einzog und ein paar Monate lang auf seinen Kater aufpasste.
    Plötzlich hupte jemand hinter ihr energisch, und als Chrissy in den Rückspiegel schaute, sah sie, dass sie einem Maybach im Weg stand, dessen Fahrer ungeduldig mit den Händen fuchtelte. Sie fuhr an den rechten Fahrbahnrand, um den protzigen Wagen passieren zu lassen, dann wendete sie und machte sich auf den Heimweg.
    Das hier war nicht ihre Welt, und auch wenn sie für gewöhnlich keine Minderwertigkeits- oder ähnlichen Komplexe hatte, konnte sie sich nicht vorstellen, in solchen Kreisen verkehren zu wollen. Der Löwenhof mochte etwas nach Roberts Geschmack sein, für sie war das nichts.
    Am Mittwochvormittag stand ihr Entschluss fest. Sie würde ihm die Wahrheit sagen. Und zwar dort, wo er seine Wirkungsstätte hatte. Im Löwenhof. Nach ihrer Heimkehr am Montag hatte sie den Rest dieses Tages und den gesamten Dienstag damit verbracht, sich das Gehirn zu zermartern, wie sie weiter vorgehen sollte. Ihr Plan war zwar klar – sie wollte Robert wiedersehen und die Beziehung zwischen ihnen vorantreiben, anstatt ihn einfach aus ihrem Leben entwischen zu lassen –, aber dieser Vorsatz war auch schon alles, woraus ihr Plan bestand.
    Wie sie das anstellen sollte, war ihr bis zu diesem Moment ein Rätsel gewesen. Sie überlegte hin und her, mit welchem Argument sie ihn dazu bringen konnte, die Zusammenführung von Lady Penelope und Jules nicht nach nur einem Versuch abzubrechen. Doch es gab kein Argument. Sie zog die Katzenratgeber hinzu, die sie sich gekauft hatte, aber entweder fand sie nie die richtigen Passagen, oder aber es gab einfach keinen Tipp, wie sie ihre Katze dazu bringen konnte, sich nicht noch einmal auf Jules zu stürzen.
    Bis zum heutigen Morgen hatte sie gebraucht, um zu begreifen, dass sie tatsächlich nur dann ein Ergebnis erreichen würde, wenn sie Robert die Wahrheit sagte. Wenn er sich von ihr hintergangen fühlte und ihr nicht verzeihen konnte, dann war das Thema bedauerlicherweise abgeschlossen. Dann wusste sie aber wenigstens, wo sie stand, und sie brauchte gar nicht erst ihre Fantasie zu bemühen, damit die ihr

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