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Schmusekatze, jung, ledig, sucht

Schmusekatze, jung, ledig, sucht

Titel: Schmusekatze, jung, ledig, sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Sander
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ausmalte, was vielleicht alles sein könnte, aber nie sein würde.
    Und wenn er Verständnis für ihr Verhalten aufbrachte – umso besser. Dann kannte er die Wahrheit und akzeptierte sie, und dann würde er ihr ihre Notlüge später auch nie zum Vorwurf machen können.
    Ja, sie würde zum Löwenhof fahren, und sie würde … ans Telefon gehen, weil das in diesem Moment zu klingeln begann.
    »Ja?«, meldete sie sich ein wenig gedankenverloren, da sie bereits überlegte, wie sie am besten vorgehen sollte, wenn sie am Gut Leuenstein angekommen war.
    »Chrissy? Hier ist Sandra.«
    »Morgen, Sandra. So früh schon im Laden?«
    »Ähm … nein, dummerweise nicht«, sagte die junge Frau. »Und das Problem ist, ich werde wohl nicht mal pünktlich dort sein können.«
    » Wieso? Was ist passiert?«, fragte Chrissy besorgt, auch wenn sich gleichzeitig in einer Ecke ihres Verstands Verärgerung regte, weil ihr ebenso simpler wie genialer Plan drohte über den Haufen geworfen zu werden.
    »Mir ist so ein Idiot in den Wagen gefahren, weil er meinte, er müsste aus einer Parklücke ausscheren, ohne in den Rückspiegel zu sehen.«
    »Bist du verletzt?«
    »Nein, nein, mir ist nichts passiert, aber der Idiot hat mich mit seiner Aktion gegen die Straßenbahn geschoben, die in dem Moment neben mir war. Wir blockieren hier die Friedrichstraße, die Polizei rückt mit einem Großaufgebot an, die Verkehrsbetriebe haben ihre Leute auf den Weg geschickt«, redete Sandra hastig und unüberhörbar wütend. »Das sind eigentlich alles harmlose Beulen, und ich könnte so weiterfahren, aber weil die Bahn daran beteiligt ist, gibt es jetzt eine Unfallaufnahme deluxe.«
    Chrissy kratzte sich am Kopf. Nein, Sandra würde nicht rechtzeitig im Center ankommen, also musste sie sich auf den Weg machen. Und zwar schnell, denn wenn die Friedrichstraße durch den Unfall blockiert war, wälzte sich der gesamte Verkehr zu den nächsten parallel verlaufenden Zufahrtswegen Richtung Innenstadt, die ihrerseits auch gut ausgelastet waren. Sie musste einen großen Umweg fahren, um von oben herum zum Bahnhof und damit zu ihrem Arbeitsplatz zu gelangen.
    »Ist kein Problem, Sandra. Komm ins Lokal, sobald du fertig bist«, redete sie beruhigend auf die jüngere Frau ein. »Dann kannst du mich ablösen.«
    »Okay, danke, ich muss jetzt auflegen.«
    Chrissy warf das Handy aufs Sofa, ohne daran zu denken, dass Lady Penelope sich vorhin dort zum Schlafen hingelegt hatte, nachdem sie ausgiebig ein zweites Frühstück zu sich genommen hatte. Das Handy war noch nicht auf dem Polster gelandet, da zuckte bereits der Kopf der Katze hoch, die Ohren drehten sich blitzschnell nach vorn, und die Pupillen der eben noch schläfrig dreinblickenden Augen weiteten sich.
    In der nächsten Sekunde sprang Lady Penelope los und landete mit allen vieren auf dem Telefon, das sie dann mit den Vorderpfoten umklammerte, um in eine Ecke zu beißen. Sie rollte mit dem Handy an sich gedrückt auf den Rücken, dann traktierte sie das Gerät zusätzlich mit den hinteren Krallen.
    »Nein«, murmelte Chrissy und ging auf Abstand. »Ich gehe nicht noch mal dazwischen, wenn du was festhältst.« Dann eilte sie ins Badezimmer, um zu duschen. Hinter sich hörte sie ein dumpfes Plopp, wahrscheinlich ihr Handy, das von ihrer Katze im Übereifer durch die Luft gewirbelt worden und irgendwo unter einem Sessel oder an der Heizung gelandet war. Das war nicht das erste Mal, und mittlerweile war es ihr in Fleisch und Blut übergegangen, einfach vom Festnetzanschluss aus ihre Nummer zu wählen, damit sie nur noch dem Klingelton folgen musste.
    Der Mittagsansturm war bereits vorbei, als Sandra schließlich doch noch auftauchte. Zwischendurch hatte sie ein paarmal angerufen, um den aktuellen Stand der Dinge durchzugeben, aber den kannte Chrissy bereits, da sie halbstündlich im Lokalradio in den Verkehrsdurchsagen den Hinweis gehört hatte, in dem Autofahrern empfohlen wurde, die Friedrichstraße weiträumig zu umfahren.
    Obwohl es über Mittag ziemlich hektisch zugegangen war – was wohl auch damit zusammenhing, dass seit über einer Woche die meisten Pfannkuchenvarianten tatsächlich bestellbar waren, was sich schnell herumgesprochen haben musste –, hatte Chrissy diese Hektik nicht an sich herangelassen. Schnell war ihr klar gewesen, dass das mit dem kurzen Zwangsurlaub zu tun hatte, durch den ihr eine Verschnaufpause gewährt worden war, die sie sich nicht erlaubt hätte, wenn da nicht die Sache mit der

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