Schmusekatze, jung, ledig, sucht
ein paar Tage in der Woche zu Hause bleiben, weil dich das zu teuer kommt, und zu deinen bisherigen Ausgaben kommen noch Katzenfutter, Katzenstreu, Katzen…sonstwas, Tierarztbesuche und, und, und. Wenn du nicht einen Weg findest, wie du bei weniger Arbeit mehr verdienst, dann kannst du dir die Katze nicht leisten. Gib sie lieber jetzt weg, wo du sie nur ein paar Tage lang um dich gehabt hast, aber nicht erst in einem Jahr, wenn sie dir so richtig ans Herz gewachsen ist.« Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu : »Tu es für dich und für die Katze. Wenn sie nächste Woche ein neues Zuhause bekommt, wo sie bis zu ihrem Lebensende bleiben kann, dann wird sie dieses kurze Intervall irgendwann vergessen haben.«
Chrissy senkte den Blick und sah schweigend auf den Tisch. Sie wusste, Valerie hatte eigentlich recht. Es gab kein vernünftiges Argument, mit dem sie hätte antworten können, wobei die Betonung auf »vernünftig« lag. Das Einzige, was gegen Valerie sprach, war die Tatsache, dass Chrissy das nicht wollte. Sie wollte ihre Katze nicht weggeben.
»Ich …«, begann sie, aber ihre Kehle war wie zugeschnürt. Sie konnte nicht daran denken, sich von Lady Penelope verabschieden zu müssen.
»Pass auf, Chrissy«, sagte ihre Freundin. » Versuch du, deinen Plan in die Tat umzusetzen, wobei ich dich bitten möchte, dass du dir keinen Plan ausdenkst, bei dem du dir noch drei Katzen anschaffen musst. Versprich mir nur, wenn es nicht funktioniert, was du vorhast, dass du dann deine Situation so sachlich wie nur irgendwie möglich betrachtest und versuchst, das zu tun, was am vernünftigsten ist.«
Nach einer kurzen Pause nickte Chrissy. Zumindest ließ Valerie ihr mit dieser Formulierung immer noch Spielraum, letztlich doch nicht das Vernünftigste zu tun, wenn sie es nicht konnte.
Kurz vor Beginn der Acht-Uhr-Nachrichten setzte sich Chrissy in Shorts und weitem T-Shirt auf ihren Stammplatz auf dem Sofa. Vor ihr auf dem Tisch standen ein Teller mit zwei Marmeladenbroten sowie ein Glas Orangensaft bereit, die Fernbedienung lag daneben, der Fernseher war auf stumm geschaltet. Eben wollte sie sich vorbeugen, um die Fernbedienung an sich zu nehmen, da klingelte ihr Handy, das neben ihr auf der Couch lag.
Die Nummer sagte ihr auf den ersten Blick nichts, aber nachdem sie sich gemeldet hat t e und die Stimme am anderen Ende der Leitung hörte, wusste sie natürlich sofort, wer sie anrief.
»Robert«, sagte sie in einem sinnlichen Ton, der sie zusammenzucken ließ. So konnte sie nicht mit ihm reden, so gern sie das auch gewollt hätte. Sonst würde er noch glauben, er hätte versehentlich eine von diesen 0900-Nummern gewählt. Hastig räusperte sie sich. » Was gibt es?«
»Ich wollte nur mal hören, wie es deinen Verletzungen geht«, sagte er.
Oh, ich glaube, du musst vorbeikommen und jedes einzelne Pflaster wechseln, spottete die Stimme in ihrem Hinterkopf. Diesmal werde ich außer den Pflastern auch gar nichts am Leib tragen, damit du nicht wieder so tun kannst, als wäre ich keine verführerische Frau. Mit einem anhaltenden Lachen zog sie sich dann wieder in irgendeinen fernen Winkel zurück.
»Alles in Ordnung«, versicherte sie ihm. » Wenn man davon absieht, dass ich schrecklich aussehe.«
»Ach, das ist halb so wild. Die meisten Kratzer sind sowieso in ein paar Tagen verheilt. Allerdings musst du spätestens morgen früh die Pflaster wegmachen und nachsehen, ob sich irgendetwas entzündet hat. Falls ja, musst du sofort zum Arzt.«
»Ja, ich weiß. Aber bislang tut keiner von den Kratzern mehr weh als die anderen.«
»Trotzdem musst du nachsehen«, beharrte er.
Und wenn sie es nicht machte? Würde er dann herkommen und sich um sie kümmern? Aber das konnte sie ihn natürlich nicht fragen, und wenn doch, dann nur in einem humorvollen Ton, der signalisierte, dass sie es natürlich nicht so meinte. Sekundenlang fühlte sie sich versucht, genau das zu erwidern, aber dann überlegte sie, was er womöglich als Nächstes sagen würde. Wenn er im gleichen Sinn antworten und ihr beschreiben würde, er werde dann eine Wundheilsalbe mitbringen, um jeden Kratzer sanft zu bestreichen und die Heilung zu fördern, dann wäre sie anschließend nur noch frustrierter.
»Ist versprochen«, antwortete sie stattdessen. »Und wie geht es deinen Kratzern?«
Einige Minuten lang unterhielten sie sich über diesen missratenen Sonntag, und ein paarmal kam es Chrissy so vor, als wollte er noch irgendetwas anderes sagen, aber dann
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