Schmusekatze, jung, ledig, sucht
Schlüssel haben, dann kann ich Ihnen den Wagen vorfahren, wenn Sie uns später verlassen.«
Chrissy warf ihm einen vernichtenden Blick zu. »Tut mir leid, aber ich lasse doch keinen Fahranfänger mit meinem Wagen fahren«, warf sie ihm an den Kopf und ließ den verdutzten Pagen stehen, während sie sich ein triumphierendes Grinsen verkneifen musste. »Danke, Eddie«, murmelte sie. »Damit hast du die Suche nach dem goldenen Kind wiedergutgemacht.«
Sie eilte die Treppe hinauf und betrat das Gebäude durch die hohen weißen Flügeltüren mit ihren schmalen Fenstern, dahinter erstreckte sich eine weitläufige Halle aus weißem und schwarzem Marmor. In der Mitte führte eine breite Treppe hinauf ins nächste Stockwerk, zur Linken befand sich eine Art Empfang, den man in einen Glaskasten gehüllt hatte. Eine junge Frau saß hinter einem Tresen aus Milchglas und redete mit einem Anrufer. »Ich verbinde, einen Moment bitte«, sagte sie und sah dann zu Chrissy. »Guten Tag, was kann ich für Sie tun?«
»Ich möchte zum Löwenhof«, antwortete sie.
»Zum Restaurant geht es durch den Gang dort drüben rechts.«
»Und wenn ich zur Geschäftsleitung möchte?«
»Die Tür hinter der Treppe.«
»Kann ich einfach durchgehen?«, fragte sie. »Oder müssen Sie mich anmelden?«
»Nein, nein, Sie können so durchgehen. Der Löwenhof hat da hinten seinen eigenen Empfang, ich bin für den Rest des Hauses zuständig.«
Chrissy nickte dankend und ging um die Treppe mit dem vergoldeten Geländer herum. Dahinter kam eine Tür in Sichtweite, die mit » Verwaltung Löwenhof« beschriftet war. Chrissy klopfte an und betrat ein etwas altmodisch eingerichtetes Vorzimmer, dessen Möbel aus den Siebzigerjahren zu stammen schienen und noch ganz auf die Bürotechnik jener Zeit ausgerichtet waren. Dadurch wirkten die modernen Flachbildschirme und Computer sowie die Telefonanlagen irgendwie fehl am Platz. An den Wänden hingen Fotos, die vermutlich den Löwenhof zeigten, wie er früher einmal ausgesehen hatte.
Kurioserweise machte die Empfangsdame mit ihren hochtoupierten Haaren und der Hornbrille den Eindruck, als stamme sie aus der gleichen Zeit wie die Schreibtische und Schränke. Nur war sie selbst viel zu jung dafür, schätzte Chrissy sie doch auf höchstens Mitte dreißig.
»Guten Tag«, sagte Chrissy, woraufhin die Frau sich vom Bildschirm wegdrehte, auf den sie bis dahin gebannt geblickt hatte.
»Guten Tag, kann ich Ihnen behilflich sein?«
»Ich … ich möchte zu Herrn Clauser.«
»Sie haben einen Termin?«
»Nein, ich … es ist eine private Angelegenheit«, antwortete sie ausweichend.
»Tut mir leid, ohne Termin kann ich nichts für Sie tun.«
»Okay«, meinte Chrissy schulterzuckend und sah auf ihre Armbanduhr. »Geht es um vier?«
»An welchem Tag?«
»Heute.«
Die Empfangsdame lächelte flüchtig. »Netter Versuch, aber wenn es nicht um etwas Geschäftliches geht, dann habe ich vor übernächster Woche nichts frei. Sie müssten Herrn Clauser dann schon privat kontaktieren und mit ihm einen früheren Termin vereinbaren.«
Chrissy schüttelte den Kopf. »Nein, sehen Sie, ich wollte ihn eigentlich mit meinem Besuch überraschen.«
Die andere Frau nickte, sagte aber nichts.
»Könnten Sie ihn wenigstens fragen, ob er ein paar Minuten Zeit hat?«
»Er ist in einer Besprechung, die mindestens noch zwei Stunden dauern wird, und da kann ich ihn unmöglich stören.«
»Zwei Stunden?«
»Mindestens, vermutlich aber noch länger«, ließ die Frau sie wissen. »Das ist einer von den Terminen, bei denen ich aus Erfahrung weiß, dass sie sich lange hinziehen können.« Sie hob bedauernd die Hände und fügte in einem etwas mitfühlenderen Ton hinzu : »Ich kann Sie hier auch nirgendwo warten lassen, und selbst wenn ich es könnte, gibt es keine Garantie, dass Sie Herrn Clauser überhaupt erwischen. Wenn er den Hinterausgang nimmt, ist er längst auf und davon, bevor Sie es überhaupt bemerken.«
Chrissy machte eine betrübte Miene. Sie hatte sich das so schön vorgestellt, wie sie hier hereinkam und in sein Büro spazierte, um ihm dann zu sagen, was sie wirklich von ihm wollte. Er hätte dann die Tür hinter ihr geschlossen, seiner Sekretärin gesagt, er sei für die nächsten zwei Stunden für niemanden zu erreichen, und dann hätten sie beide …
Vielleicht hätte er dir ja auch einen Tritt in den Hintern verpasst, unterbrach diese verdammt rechthaberische Stimme ihren Wunschtraum.
Plötzlich hatte sie eine Idee.
Weitere Kostenlose Bücher