Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schmusekatze, jung, ledig, sucht

Schmusekatze, jung, ledig, sucht

Titel: Schmusekatze, jung, ledig, sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Sander
Vom Netzwerk:
mit Pfützen übersät war.
    Chrissy trat hastig auf die Bremse, nachdem sich die erste Lache als vollgeregnetes Schlagloch entpuppte und eine Fontäne aus bräunlichem Wasser in die Höhe schoss. Im Schneckentempo folgte sie dem Weg, der an einer ziemlich heruntergekommenen Sportanlage vorbeiführte. Dahinter kam ein ausladender Flachbau in Sichtweite, und beim Näherkommen konnte sie erkennen, dass es sich um das gesuchte Tierheim handelte. Auf dem Platz davor parkte sie so nahe am Tor, wie es ging, dann stieg sie aus, schloss ab und lief flink zu einer Gegensprechanlage rechts vom Tor. Sie drückte auf den Klingelknopf und hörte im gleichen Augenblick das Schellen, das hell über das ganze Gelände schallte und vom aufgeregten Bellen zahlloser Hunde beantwortet wurde.
    Sie stand an die Wand gedrückt da, um vom Regen nicht völlig durchnässt zu werden, aber es machte niemand auf. Gerade wollte sie es noch einmal versuchen, da hörte sie, wie sich ein ganzes Rudel Hunde ausgelassen bellend und jaulend von drinnen dem Tor näherte. Chrissy wagte einen Blick um die Ecke und sah eine Gruppe von sechs oder sieben Schülern, von denen jeder mindestens einen Hund an der Leine führte. Die vorderste Schülerin, die vierzehn oder fünfzehn zu sein schien, öffnete das Tor und entdeckte Chrissy.
    » Wollen Sie rein?«, fragte sie.
    »Ähm … ja … ich bin wegen einer Katze hier«, antwortete Chrissy und deutete auf die aufgeregte Meute. »Gibt’s hier etwa nur Hunde?«
    »Nein, nein, wir haben hier auch jede Menge Katzen.« Die Schülerin winkte sie zu sich. »Kommen Sie, wir lassen Sie rein.«
    Chrissy betrat das Gelände. »Sind das eure Hunde? Habt ihr euch die ausgesucht?«
    »Nein, wir führen sie nur aus«, erklärte das rothaarige Mädchen. »Normalerweise kommen wir immer nachmittags her, um mit den Hunden rauszugehen, damit sie Bewegung kriegen. Aber weil wir Ferien haben, können wir jetzt auch mal morgens mit ihnen losziehen.«
    »Ähm … bekommt ihr was dafür … oder?«
    »Nö, das machen wir freiwillig. Die Hunde haben noch niemanden, und sie können ja nicht den ganzen Tag in den Käfigen verbringen.«
    Chrissy nickte anerkennend. »Das finde ich toll«, sagte sie und sah der Gruppe nach, wie sie das Gelände verließ und nach links auf ein Waldstück zusteuerte. Dann schaute sie sich um, sah die Boxen mit den Hunden, die aus irgendwelchen Gründen nicht mit den anderen nach draußen durften, und entdeckte schließlich einen grünen Pfeil, auf dem in roter Schrift Büro geschrieben stand. Sie folgte dem Pfeil und gelangte zu einem Container, wie man ihn auf Baustellen fand, wo sie als Büroräume oder jenen Arbeitern als Schlafstätten dienten, die von einer Großbaustelle zur nächsten zogen, während die Familie irgendwo in Rumänien saß und sehnsüchtig auf das Geld wartete, das sie hier verdienten.
    Sie öffnete die schwere Metalltür, und sofort schlug ihr die Wärme eines viel zu stark geheizten Raums entgegen. An drei Schreibtischen saßen Mitarbeiter des Tierheims, zwei von ihnen telefonierten, vor ihnen lagen lange Listen, auf denen einige Zeilen durchgestrichen waren. Ein Mann und eine Frau redeten hektisch in ihren jeweiligen Hörer.
    Eine zweite, ältere Frau, die trotz der erdrückenden Hitze eine dicke Strickjacke trug, stand hinter einer behelfsmäßigen Theke und tippte etwas in einen Computer ein.
    »Guten Morgen«, sagte Chrissy etwas zögerlich. »Ich … komme ich irgendwie ungelegen?«
    »Nein, nein, kein Problem«, antwortete die ältere Frau. »Hier bricht nur gerade alles zusammen. Irgendein Baggerfahrer hat eine Gasleitung gekappt, und deswegen haben wir keine Heizung, und die Stadtwerke haben neben dem Gas auch noch den Strom und das Wasser abgestellt, und wir versuchen gerade, bei denen jemanden zu erreichen, der genug zu sagen hat, damit wir wenigstens wieder mit Strom und Wasser versorgt werden.«
    »Aha«, meinte Chrissy dazu und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    Die Frau nickte und lächelte sie an. »Das täuscht. Wenn man hier reinkommt, meint man, es herrscht eine Affenhitze, aber durch diese dünnen Blechwände entweicht die Wärme gleich wieder, und wenn Sie hier zehn Minuten sitzen, haben Sie eiskalte Füße. Das können Sie mir glauben.« Abermals nickte sie. » Was kann ich denn für Sie tun?«
    »Ich brauche eine Devon Rex. Eine Katze, keinen Kater.«
    »Sie brauchen eine Devon Rex?«
    »Ja, das ist eine ziemlich lange und komplizierte Geschichte«,

Weitere Kostenlose Bücher