Schmusekatze, jung, ledig, sucht
den Mund und machte ein betrübtes Gesicht. »Ich weiß, ich weiß. Aber wir haben uns so gut unterhalten, und als er dann nach einer Weile überhaupt erst auf den Grund für seinen Besuch zu sprechen kam, da wusste ich nicht mehr, was ich sagen sollte. Die ganze Zeit über habe ich gedacht, er ist bloß schüchtern und versteckt sich hinter diesem Stubentiger, bis … na ja, bis mir auf einmal klar wurde, weshalb er in Wahrheit vorbeigekommen war.«
» Was für meinen Geschmack der ideale Zeitpunkt gewesen wäre, um das Missverständnis aufzuklären, oder findest du nicht?«
»Eigentlich ja«, gab Chrissy mit einem Schulterzucken zurück. »Aber … irgendwie hatte ich keine Lust. Ich wollte nicht, dass er geht, wenn er hört, dass ich gar keine Katze habe …«
»Ist dir eigentlich der Gedanke gekommen, er wäre vielleicht auch geblieben, wenn du ihm die Fakten auf den Tisch gelegt hättest.«
»Mensch, Valerie, er war nicht meinetwegen da, sondern weil er ein Quartier für seinen Kater sucht«, raunzte Chrissy sie an. »Aber wenn ich mich um seinen Kater kümmere, dann kann ich ihn wiedersehen, und wenn ich ihn wiedersehe, kann ich ihn fragen, ob er mal mit mir ausgehen würde, und wenn er dann mit mir ausgeht …«
»Ja, ja, ich weiß«, ging Valerie dazwischen, bevor ihre Freundin noch minutenlang so weitermachte. »Und wenn ihr beide nicht gestorben seid, dann könnt ihr gemeinsam in den Sonnenuntergang reiten … auf euren beiden Katzen !«
»Mach du dich nur lustig. Schließlich war es deine Idee, mich per Anzeige zu verkuppeln.«
»Ja, aber es war nicht meine Idee, deine Wohnung in eine Katzenpension zu verwandeln.«
»Das ist ja nur vorübergehend.«
Valerie schüttelte den Kopf. »Ich glaube, ich geb’s auf. Du hast dir ja offenbar schon einen Plan zurechtgelegt, von dem dich nichts und niemand abbringen wird.«
»Du hast mir die Bescherung doch eingebrockt«, hielt Chrissy dagegen. »Einen richtigen Plan habe ich noch nicht, aber eine ungefähre Richtung schwebt mir schon vor. Und dafür brauche ich als Erstes eine Katze.«
»Na, vielleicht hat ja irgendjemand eine übrig, die du haben kannst«, spottete ihre Freundin.
»Aber ich brauche nicht irgendeine Katze, sondern eine Devon Rex.«
» Wie bist du überhaupt darauf gekommen?«, fragte sie. »Ist das denn eine echte Katzenrasse, oder hast du dir die einfach nur ausgedacht?«
»Es ist eine Katzenrasse, Robert kennt sich offenbar damit aus. Sonst hätte er mich darauf angesprochen und gesagt, dass es die nicht gibt …«
» Wer weiß, vielleicht ist er ja genauso verzweifelt wie du auf der Suche nach einer Beziehung, und deshalb hat er nicht gesagt, dass du auf die Schnelle eine Katzenrasse erfunden hast.«
»Erstens bin ich nicht verzweifelt«, widersprach Chrissy. »Zweitens hat er tatsächlich das gleiche Problem wie ich, nämlich keine Zeit, um interessante Frauen kennenzulernen. Und drittens habe ich keine Katzenrasse erfunden, weil Magdalena mir vor Kurzem von einem Krimi erzählt hat, in dem es um eine Devon Rex geht, die einen Mordfall aufklärt.«
Valerie zuckte mit den Schultern. »Das lässt sich ja ganz einfach feststellen«, meinte sie und zog den Laptop zu sich heran, dann rief sie eine Suchmaschine auf und tippte den Namen ein, anschließend klickte sie auf »Bilder zeigen«.
»O Gott, was habe ich mir denn da angelacht?«, rief Chrissy erschrocken, als Valerie eines der angezeigten Fotos vergrößerte. »Hat das Tier die Magersucht? Oder ist das ein Alien?«
»›Angelacht‹ hast du dir gar nichts, weil du überhaupt keine Katze hast«, sagte Valerie und nickte, während sie einen Text überflog. »Hier steht, die Devon Rex hat einen schlanken und elegant geformten Körper … die Ohren sind sehr groß, das Gesicht ist sehr markant … sie hat kurzes Fell, das gelockt oder gewellt ist.«
»Steht da auch was drin, dass sie von E.T. abstammt?«, erkundigte sich Chrissy.
»Das hättest du dir früher überlegen sollen. Jetzt hast du eine Devon Rex am Hals«, meinte Valerie grinsend. » Warum konntest du nicht einfach sagen, du hast eine ganz normale getigerte Hauskatze?«
»Ich hatte ungefähr zwei Millisekunden Zeit, um mir eine Rasse zu überlegen«, verteidigte sie sich. »Außerdem kenne ich mich damit nicht aus. Woher soll ich wissen, ob ›Hauskatze‹ überhaupt eine Rasse ist? Vielleicht heißen alle Katzen so, die in einem Haus leben, während die anderen … was weiß ich … ›Open-Air-Katzen‹
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