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Schmusekatze, jung, ledig, sucht

Schmusekatze, jung, ledig, sucht

Titel: Schmusekatze, jung, ledig, sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Sander
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sich als schneller. Noch bevor Chrissy mit den Händen am Körper des Tiers war, krallte sich das bereits in ihre Hände und bescherte ihr weitere Kratzer.
    Mit einem leisen Aufschrei zog Chrissy die Hände zurück und erinnerte sich erst in diesem Moment daran, dass das genau die verkehrte Reaktion war. Sandra wollte noch zu einer Warnung ansetzen, aber Chrissy verzog bereits schmerzhaft das Gesicht.
    »Ich weiß, ich weiß«, jammerte sie. »Nie die Hand wegziehen, wenn die Krallen schon ausgefahren sind.« Sie betrachtete den Handrücken der einen und die Finger beider Hände, die mit blutenden Kratzern übersät waren. »Es ist verdammt schwer, nicht zu reagieren, wenn die Krallen auf einen zukommen.«
    »Ja, am Anfang ist das nicht so leicht, aber mit der Zeit gewöhnst du dich dran«, tröstete Sandra sie und setzte Lady Penelope auf dem Boden ab, wo sie ihr einen leichten Schubser gab, damit sie weiterging. Die Katze jedoch warf sich auf die Seite und drehte sich gleichzeitig, wobei sie mit beiden Vorderpfoten Sandras linkes Handgelenk zu fassen bekam. Sandra ließ sie gewähren und sagte an Chrissy gewandt : »Siehst du? So muss man das machen. Die Krallen … autsch … bekommst du dann zwar auch zu spüren, aber das sind nur ein paar Pikser, keine langen blutigen Kratzer.«
    Argwöhnisch betrachtete Chrissy die Szene, sah aber, dass Lady Penelope nur Sandras Hand an sich gedrückt hielt, um an den Fingern zu knabbern, ohne sie dabei zu beißen.
    »Das ist nur Spiel«, versicherte Sandra ihr. » Wenn sie wirklich sauer wäre, könntest du mich gleich ins Krankenhaus fahren, weil meine Hand mit zig Stichen genäht werden müsste. Das ist wie bei Hunden, oder?«
    »Ja, man kann das vergleichen«, räumte Chrissy ein. »Nur dass Hunde ihr Krallen nicht so einsetzen wie Katzen.«
    Lady Penelope hatte von einem Moment auf den nächsten genug vom Spiel, ließ Sandras Hand los, sprang auf und jagte davon. Als sie in hohem Tempo vom Flur durch die hintere Tür ins Wohnzimmer einbiegen wollte, hatte sie noch so viel Schwung, dass sie ein Stück weit über den Parkettboden rutschte. Irgendwie – es ging zu schnell, um es mitzuverfolgen – schaffte die Katze es, sich mit den Hinterpfoten am Türrahmen abzustoßen und mit einem gewaltigen Satz ins Wohnzimmer zu verschwinden.
    Sandra sah Chrissy an und grinste vergnügt. »Solche Aktionen bringen unsere beiden jeden Tag fertig, wenn sie mal nicht schlafen.«
    »Das ist wohl auch noch was, woran ich mich gewöhnen muss«, gab sie zurück. »Aber jetzt werde ich erst mal meine Kratzer verarzten.«
    »Mach du das, ich kümmere mich in der Zwischenzeit um Lady Penelopes Toilette«, sagte Sandra. »Bei unseren beiden muss die immer picobello sauber sein, sonst suchen sie sich einfach eine andere Ecke – zum Glück immer im Badezimmer.«
    »Oh, daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Und wieder etwas mehr, woran ich mich gewöhnen muss.«
    Im Verlauf der folgenden Tage lernte Chrissy ihre Katze von immer neuen und zum Teil sehr unerwarteten Seiten kennen. Lady Penelope stellte die gängige Meinung auf den Kopf, dass Katzen wasserscheu waren, da sie es liebte, sich in das noch nasse Waschbecken im Badezimmer zu legen. Wenn Chrissy dann den Wasserhahn ein wenig aufdrehte, versuchte sie, die Tropfen zu fassen zu bekommen, bevor die auf ihrem Fell landen konnten.
    Auch entpuppte sie sich als noch viel verspielter als angenommen, da sie allem nachjagte, was Chrissy ihr zuwarf und was sie an ihr vorbei durchs Zimmer warf, damit sie hinterherrannte. Ob einen zusammengeknüllten Zettel, eine der Stoffmäuse oder – was sie noch viel mehr zu interessieren schien – einen Tischtennisball : Sobald etwas angeflogen kam, erwachte Lady Penelopes Jagdinstinkt, und sie tat alles, um die Beute zu fassen bekommen. Im Fall der Tischtennisbälle war das ein besonders ergiebiges Vergnügen, da die von Wänden und Möbeln abprallten und dadurch für die Katze unerwartet die Richtung wechselten, was sie dazu veranlasste, halsbrecherische Haken zu schlagen und über alles hinwegzurennen, was ihr im Weg lag.
    Chrissy hatte inzwischen gelernt, die Fernbedienungen für die verschiedenen Geräte im Wohnzimmer in der Schublade zu verstauen, wenn sie nicht zu Hause war oder wenn sie sie nicht benötigte. Das schützte sie aber nicht davor, dass sie manchmal vor dem Fernseher saß und das Gerät auf einmal lauter oder leiser wurde oder scheinbar von selbst auf ein anderes Programm umschaltete, obwohl

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