Schmusekatze, jung, ledig, sucht
bis nur noch das Bild übrig war, das ihn zeigte, wie er ihr den Rücken zudrehte und dann wegging.
Zumindest hatte sie diesmal auf den Zustand ihrer Kleidung achten können, ihre Wahl war auf eine dreiviertellange Stoffhose und ein T-Shirt gefallen, bei dem sie sicher sein konnte, dass es keine ungewollten Einblicke erlaubte. Und damit auch ja nichts schiefgehen würde, hatte sie einen BH angezogen, worauf sie normalerweise verzichtete, wenn sie allein zu Hause war.
Wieder sah sie auf die Uhr, und wieder sah sie, dass es eine Minute vor zwölf war. Es war mindestens das siebte Mal, dass sie diese Uhrzeit sah, so häufig kehrte ihr Blick zur Digitalanzeige des DVD -Players zurück. Das musste ein neuer Rekord sein.
Lady Penelope lag zusammengerollt in dem Sessel rechts von ihr und schlief fest. Sie spitzte nicht mal ein Ohr, als es in dem Moment, in dem die Anzeige auf zwölf Uhr umschlug, an der Tür klingelte und Chrissy hochschreckte, obwohl sie ja sekündlich genau damit gerechnet hatte.
Sie lief zur Tür und betätigte den Türöffner, dann hörte sie Schritte, die in gleichmäßigem Tempo näher kamen. Durch den Spion sah sie Robert, der mit einer dunklen Transportbox in einer Hand die Treppe hochkam. Nach einem Blick über die Schulter, mit dem sie sich vergewisserte, dass sich ihre Katze nicht in der Zwischenzeit an sie herangeschlichen hatte, öffnete sie die Tür und nickte Robert zu. Er lächelte sie an und ging an ihr vorbei, sie schloss die Tür hinter ihm.
Als er die Box absetzte und sich zu ihr umdrehte, wäre sie ihm fast um den Hals gefallen, um ihn zu küssen. In letzter Sekunde hielt sie sich davon ab, da ihr einfiel, dass das bloß in einem ihrer Gedankenspiele so gelaufen war, in einem der Spiele, in denen Robert den Kuss mal erwidert hatte, mal vor ihr zurückgeschreckt war, weil ihr Verhalten so völlig unangemessen war.
»Geht es deinem Kater gut?«, fragte sie, um das Gespräch auf den eigentlichen Grund seines Besuchs zu lenken.
»Bestens, er hat die Fahrt anstandslos hinter sich gebracht. Kein Erbrechen, kein Gezeter, dass er aus der Box gelassen werden will.«
Chrissy lächelte verhalten. »Könnte ein gutes Zeichen sein, oder?«
Ein gutes Zeichen für was?, meldete sich die körperlose Stimme zu Wort. Dafür, dass du Robert in dein Bett kriegst?
Ihr Lächeln nahm einen leicht versteinerten Zug an, was Robert aber nicht bemerken konnte, da es ihr selbst galt, um sich davon abzuhalten, den Mund zu bewegen und laut auf eine Frage zu antworten, die nur in ihrem Kopf zu hören gewesen war.
»Ich will’s hoffen«, erwiderte Robert, der nicht ahnen konnte, wie gut diese Antwort zu der Frage passte, die ihre beharrliche Stimme gestellt hatte.
»Dann wollen wir mal«, sagte sie, nachdem sie sich einmal kräftig geräuspert hatte. Sie musste unbedingt auf andere Gedanken kommen, und das konnte nur geschehen, wenn sie den Kater aus der Box ließen. Dann hatten sie genug damit zu tun, die beiden Katzen zu beobachten. Von deren Verhalten hing alles Weitere ab.
Robert nickte und beugte sich über die Box, um das Schloss zu öffnen. Dann zog er die Tür auf und wich zurück.
Eine Weile geschah nichts, und Chrissy sah fragend zu Robert.
» Wir unternehmen erst mal gar nichts«, sprach er leise. »Jules soll dann rauskommen, wenn er dazu bereit ist. Wir haben es schließlich nicht eilig.«
»Ganz und gar nicht«, stimmte sie ihm zu. Wenn es nach ihr ging, konnte der Kater in der Box noch zwei Stunden fest schlafen. Dann konnte sie hier dicht neben Robert stehen und ihrer Fantasie freien Lauf lassen …
Plötzlich regte sich etwas, und Sekunden später kam Jules zum Vorschein, ein bildhübscher, schwarz-grau getigerter Kater. Er verließ die Box, schaute einmal über die Schulter zu seinem Herrchen, dann sah er Chrissy an, die er etwas eingehender studierte.
Sie reagierte unwillkürlich mit einem aufmunternden Lächeln, obwohl sie keine Ahnung hatte, ob Katzen überhaupt wussten, was eine solche Miene bedeuten sollte. Das hatte sie sich früher auch schon bei ihren Hunden gefragt, aber natürlich nie eine Antwort erhalten.
Der Kater wandte sich ab und ging noch zwei Schritte weiter, dann blieb er stehen und starrte stur auf das andere Ende des Flurs, obwohl es da nichts Besonderes zu sehen gab. So wie er dastand, schien er auf etwas zu warten.
Eine Minute verstrich, dann noch eine. Chrissy warf Robert wieder einen fragenden Blick zu, aber er konnte nur mit den Schultern zucken.
Auf
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