Schmutzengel
kommen wieder herein. Das ist alles.«
Ich kam mir vollkommen dämlich vor, ließ mich aber durch die von Herrn Schott geöffnete Tür bugsieren und stand im Flur. Die
Empfangsdame blickte interessiert zu mir herüber.
»Kommen Sie rein«, hörte ich seine Stimme gedämpft durch die dicke Tür.
Ich öffnete die Tür einen Spalt …
»Nein, so geht das nicht«, rief Schott direkt. »Sie schlängeln sich durch die Tür wie ein Einbrecher.«
Was spielte dieser Mann für ein Spiel mit mir?, fragte ich mich verzweifelt. Erst redete er von kriminellen Machenschaften,
dann wiegte er mich mit seinem Gerede von höheren Preisen in Sicherheit und jetzt brachte er vollkommen unvorbereitet den
Einbrecher zur Sprache.
Mir war schlecht, meine Knie zitterten.
Er schien von meiner Panik nichts zu bemerken und riss mir die Tür aus der Hand. »Ich zeige Ihnen, was ich meine.« Er bedeutete
mir, in seinem Büro zu bleiben und verschwand im Flur.
Die Tür ging einige Zentimeter auf, er lugte vorsichtig hindurch, öffnete die Tür etwas weiter und drückte sich durch den
Spalt, der so schmal war, dass er mit dem Jackettärmel an der Türklinke hängen blieb.
»Sehen Sie, so treten Sie in ein Zimmer«, sagte Schott, schob mich ein wenig zur Seite und verließ wieder den Raum.
Plötzlich wurde die Tür von außen aufgestoßen, sie schwang weit auf und in der Öffnung erschien, eine Hand an der Klinke,
Herr Schott. »Guten Tag«, rief er, während er die Tür noch weiter öffnete, dann zwei große Schritte in den Raum machte und
die Tür hinter seinem Rücken schloss, ohne sich dabei umzudrehen.
»Das meine ich.«
Ich musste zugeben, dass sein Auftritt spektakulär war, auch wenn mir die ganze Situation inzwischen vollkommen irre vorkam.
»Jetzt Sie«, sagte er und schob mich wieder auf den Flur. Die Empfangsdame lächelte mir nachsichtig zu. Offenbar kannte sie
dieses Spiel schon.
Ich tat, was Schott von mir erwartete, öffnete die Tür so weit es mir mit einem großen Schwung meines rechten Arms möglich
war und tat zwei große Schritte in den Raum.
Schott applaudierte.
Angesichts der völlig absurden Situation wollte ein albernes Lachen aus meiner Kehle, das aber in einem Hustenanfall endete.
Sobald ich mich beruhigt hatte, reichte er mir die Hand. Ich drückte so fest zu, wie ich konnte.
»Sehr gut«, rief er. »Ihr fester Händedruck ist mir eben schon aufgefallen. Ein bisschen feucht, aber das wird sicher noch.«
Ich errötete.
»Keine Sorge, das bekommen Sie bald in den Griff«, tröstete Schott mich. »Setzen Sie sich noch einmal hin.«
Ich ließ mich mit weichen Knien in den Sessel fallen.
»Also, ich möchte Ihnen tatsächlich den Auftrag erteilen«, sagte er. »Aber nur unter der Bedingung, dass Sie Ihre Preise um
satte einhundert Prozent erhöhen.«
Ich nickte kraftlos. Wenn er wollte, durfte er auch dreimal so viel zahlen.
»Gut. Haben Sie heute Nachmittag Zeit, um sich die Wohnung anzusehen?
Ich nickte.
»Wie viel Zeit haben Sie?«, fragte er nach.
Ich sah in meinem Kalender nach, obwohl ich wusste, dass ich nur noch einen Akquisetermin nach diesem hier hatte, der Rest
des Tages war frei. Ich würde ihn brauchen,um eine Abladestelle für das Problem im Kofferraum meines Wagens zu finden.
»Sie haben den ganzen Nachmittag frei? Das ist ja toll.«
Ich sollte mir angewöhnen, den Kalender so zu halten, dass die Kunden nicht hineinsehen können.
»Dann haben Sie jetzt zwei Termine: Um eins ein Business-Stilseminar, das wir vom Initiativkreis ›Unternehmer helfen Existenzgründern‹
in Zusammenarbeit mit dem Arbeitsamt anbieten. Und um fünf treffen wir uns an der Wohnung, damit wir dort den Auftrag besprechen
können. Ich melde Sie gleich bei dem Seminar an.«
Ich hatte wieder dieses wattige Gefühl im Kopf wie heute Morgen, als mein Bewusstsein kurz und erfolglos versucht hatte, sich
gegen die aufsteigende Erinnerung zu wehren. Ich versuchte verzweifelt, eine Erwiderung zu finden, die nicht nur aus einem
panischen »Nein!« bestand, aber mir fiel keine ein.
Schott war bereits am Telefon und wählte eine Nummer aus dem Kopf.
Ich schüttelte den Kopf und winkte mit beiden Händen ab. »Nein, bitte, das geht nicht …«
»Keine Sorge, es kostet Sie nichts«, erwiderte er. »Unser Initiativkreis übernimmt die Kursgebühr.«
Als ob Geld im Moment für mich auch nur ansatzweise von Bedeutung wäre. »Aber ich kann wirklich nicht …«
»Ja, Richard? In dem
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