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Schmutzengel

Titel: Schmutzengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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brachte mich wieder zur Besinnung. Ihre Stimme sollte wohl gelangweilt klingen, aber ich hörte einen verärgerten
     Unterton heraus. Nein, ich war hier wirklich nicht willkommen.
    »Bitte nimm das Foto von der Internetseite«, sagte ich.
    »Warum?« Jetzt klirrte eisige Kälte in ihren Worten. »Ist doch eine prima Werbung für dich. Ich bin sicher, der Wettbewerb
     bietet so etwas nicht an.«
    »Ich biete so etwas auch nicht   …«
    »Doch«, unterbrach sie mich. »Du tust alles für deine kleinen, spießigen Kunden. Und für dein kleines, spießiges Unternehmen.
     Dabei gehst du auch über Leichen. Im wahrsten Sinne des Wortes.«
    Mir stieg das Blut in den Kopf, mein Herzschlag beschleunigte sich. Ich musste auf jeden Fall verhindern, dass die Geschichte
     hier vor Zeugen in epischer Breite diskutiert wurde. »Troll   …«
    »Mein Name ist Tabea.« Ihre Stimme war schrill geworden,sie hatte Tränen in den Augen. »Oder glaubst du, ich sei ein empfindungsloses Hutzelwesen, das rohes Kaninchenfleisch und
     zum Nachtisch ein paar Mücken frisst?«
    Ich schluckte. Niemals hatte ich mir Gedanken darüber gemacht, ob dieser Spitzname, den ich einfach so übernommen hatte, ihr
     wehtun könnte.
    »Kinder, worüber streitet ihr euch eigentlich?«, fragte der Mann, den ich nicht kannte.
    »Bist du krank?«, fragte Greg.
    Ich meinte, einen besorgten Tonfall in seiner Stimme zu hören und war gerührt. Greg sah verdammt gut aus in seinem schwarzen
     Hemd und mit dem Dreitagebart. Außerdem schien er der Einzige hier zu sein, der mir nicht mit Ablehnung entgegentrat. Am liebsten
     hätte ich mich neben ihn auf das rote Sofa gesetzt, meinen Kopf an seine Schulter gelegt und mich so richtig ausgeheult. Allerdings
     schien mir die Situation nicht die passende zu sein. Sue hatte die Besorgnis in seiner Stimme wohl auch wahrgenommen, denn
     sie warf ihm wütende Blicke zu. Was fand Greg bloß an diesem Rippengestell?
    »Unsere liebe Corinna ist tatsächlich ziemlich krank«, ätzte Troll jetzt mit einer Stimme, die vor Sarkasmus troff. »Sie schafft
     für ihre Kunden sogar die Toten weg.«
    Jetzt war es heraus. Sue stieß einen spitzen Schrei aus, Greg starrte Troll mit einem ziemlich dämlichen Gesichtsausdruck
     an, nur der Unbekannte schenkte mir ein breites Grinsen. »Was kostet der Service denn? Ich hätte da vielleicht Bedarf.«
    »Corinna, das ist doch nicht wahr, oder?«, stammelte Greg.
    Ich ignorierte ihn und schaute weiterhin Troll unverwandt an.
    »Tabea, bitte.« Ich bettelte. Ich wusste es. Sie wusste es auch. Aber sie blieb hart.
    »Du bist nicht gekommen, weil es dir leid tut und du dich entschuldigen willst«, sagte sie mit schneidender Stimme. »Das hättest
     du nämlich schon viel früher tun können.«
    »Warum muss sie sich denn bei dir entschuldigen?«, fragte der Unbekannte.
    »Hat sie dich angestiftet?«, fragte Greg mich.
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Du bist nur hier, weil dein Unternehmen in Gefahr ist. Das ist dir wichtiger als alles andere auf der Welt. Du bist eine
     herzlose Karrierezicke geworden, die andere Menschen für ihre Zwecke einspannt.«
    Tabeas Worte trafen mich wie Peitschenhiebe.
    »Hey, Kinder«, mischte sich der Unbekannte wieder ein, »was ist denn nun mit dem Entsorgungsdienst? Also, mein Vermieter   …«
    Tabea beachtete ihn gar nicht. »Ich finde, dass du mit dem kleinen Spaß, den ich mir erlaubt habe, noch ganz gut davonkommst.«
    »Dann lass wenigstens Lauenstein da raus«, bat ich.
    Tabea sah mich an, als habe ich nicht mehr alle Tassen im Schrank. »Gerade den soll ich verschonen?«, fragte sie mit schriller
     Stimme. »Gerade den?«
    Jetzt war ich völlig verwirrt. »Was hat er dir denn getan?«
    Sie sah mich erst ungläubig, dann spöttisch an. »Du wirst schon noch dahinterkommen«, sagte sie.
    Ich kapierte gar nichts mehr. Dass meine Zurückweisung sie verletzt hatte, dass sie sich ausgenutzt fühlte, konnte ich nachvollziehen.
     Dass sie enttäuscht war, weil ich mich nicht gemeldet hatte, begriff ich. Aber was hatte das alles mit Lauenstein zu tun?
    Verdammt noch mal. Ich wollte doch nur, dass sie meineHomepage wieder in den Originalzustand brachte und mir versprach, in Zukunft solche Witze zu unterlassen.
    »Bitte«, sagte ich daher noch einmal und versuchte, einen bittenden, unterwürfigen, schmeichlerischen Unterton in dieses eine
     Wort zu legen.
    »Nein«, entgegnete sie kalt. »Erst, wenn du dich wirklich entschuldigt hast. Persönlich. Ohne den

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