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Schmutzengel

Titel: Schmutzengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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sehr krank waren.«
    Seine Stimme klang plötzlich ganz anders. Wärmer. Besorgt. Das war grundsätzlich erfreulich, trotzdem war mirdieser Themenwechsel peinlich. Ich antwortete nur mit einem gemurmelten »Hm«.
    »Lag das an Ihrem, ähem, Ausflug nach Belgien?«
    Endlich hatte mal jemand Mitgefühl. Das war ein gutes Gefühl und ich konnte es mir nicht verkneifen, es mit einem klaren »Ja«
     noch ein wenig zu steigern.
    »Das tut mir sehr leid«, stammelte Lauenstein. »Es war mir sehr peinlich, dass ich nicht mit Ihnen fahren konnte. Aber dieser
     Notfall   …«
    »Ist schon gut«, wiegelte ich schnell ab, bevor er auf die Idee kam, mir irgendwelche Details zu berichten. Ich hatte genug
     von Notfällen, Unfällen oder Zweifelsfällen. »Schicken Sie mir nur bitte die Adressatenliste, dann bin ich zuversichtlich,
     das Problem schnell zu lösen.«
    »Natürlich«, bestätigte er schnell. Auch er hatte zu seinem geschäftsmäßigen Tonfall zurückgefunden. »Sobald ich wieder im
     Büro bin, es dauert ungefähr zwanzig Minuten. Und   … gute Besserung.«
    Ich wartete ungeduldig auf die Adressaten, die Tabea für ihre E-Mail benutzt hatte. Unterdessen formulierte ich meine E-Mail und schickte sie umgehend nach Erhalt der Liste von Lauenstein ab.
    Meine E-Mail lautete:
     
    Sehr geehrte Kunden,
    leider ist meine Internetseite Ziel eines Hackerangriffs geworden. Der Hacker hat sich einen Spaß daraus gemacht, meinem Leistungskatalog
     das zusätzliche Angebot »Entsorgung« hinzuzufügen. Dieses Angebot wird von einem manipulierten Foto begleitet, das ein ortsansässiges
     Beerdigungsinstitut verunglimpft.
    Ich distanziere mich hiermit ausdrücklich von diesen Inhalten.
    Leider habe ich selbst aufgrund der Manipulation zurzeit keinen Zugriff auf meine Internetseite und kann sie weder korrigieren
     noch aus dem Netz nehmen.
    Ich bitte Sie, eventuelle Unannehmlichkeiten zu entschuldigen und mir weiterhin die Treue zu halten. Ich arbeite mit Hochdruck
     daran, die unerfreuliche Situation schnellstens zu beenden.
    Mit freundlichen Grüßen
    Corinna Leyendecker
     
    Lauenstein rief mich kurz nach Erhalt der E-Mail an.
    »Das ist eine gute Idee«, sagte er. »Aber richtig aufatmen werde ich wohl erst, wenn das Bild wieder verschwunden ist.«
    »Ich auch«, bestätigte ich. »Trotzdem hoffe ich, dass Ihnen bereits diese Richtigstellung nützlich ist.«
    »Die Frau, die meinte, die Füße ihres vor fünf Tagen verstorbenen Mannes in dem Teppich erkannt zu haben, wird diese E-Mail ja leider nicht sehen.«
    »Die Füße ihres Mannes?«, wiederholte ich entsetzt.
    An Lauensteins Stimme hörte ich, dass er grinste. »Sie war sich ganz sicher und wollte mich verklagen.«
    Das wurde ja immer besser. »Verklagen? Warum denn? Wegen Störung der Totenruhe?«
    »Nein.« Lauenstein lachte. »Auf Urheberrechtsansprüche. Immerhin halte sie als Ehefrau beziehungsweise Witwe das Nutzungsrecht
     an seinen Füßen.«
    Ich war mir zwar nicht sicher, ob ich das komisch oder einfach nur schrecklich finden sollte, aber ich lachte mit ihm. Gegen
     meinen Willen. Sein Lachen war ansteckend.
    »Wenn es Ihnen hilft, dürfen Sie die E-Mail gern an Ihre Kunden weiterschicken«, sagte ich.
    »Mal sehen«, sagte er. »Danke jedenfalls.«

14
    Der zweite Teil des Plans, den Lisbeth und ich ausgeheckt hatten, fiel mir deutlich schwerer. Aber da musste ich durch.
    »Kind«, hatte Lisbeth gesagt, »wir wissen nicht, wie viel Schaden die Manipulation deiner Internetseite schon angerichtet
     hat.«
    Ich musste ihr recht geben. Es gab zwar eine Zählfunktion auf der Seite, aber die kontrollierte Tabea. Außerdem wusste ich
     nicht, ob sie meine Internetseite mit dem besonderen Angebot in einschlägigen Foren besonders angepriesen oder auf viel besuchte
     Seiten verlinkt hatte. Mit ein bisschen Glück hatte sie alles das nicht getan, aber es war sicherer, mit dem Schlimmsten zu
     rechnen.
    »Was gedenkst du dagegen zu tun?«, fragte Lisbeth.
    Ich zuckte mit den Schultern, aber das ließ sie nicht gelten.
    »Denk nach«, forderte sie mich auf. »Dir muss einfach etwas einfallen, selbst wenn du keinen Zugriff auf die Internetseite
     hast.«
    Gemeinsam grübelten wir eine Zeit lang vor uns hin, bis ich entnervt stöhnte: »Es gibt nur ein Medium, das die Breitenwirkung
     des Internets übertreffen kann. Das Fernsehen.«
    »Na also«, rief Lisbeth zufrieden. »Da hast du doch deine Lösung.«
    Auf die Idee, meine Kontakte zum Fernsehen zu nutzen, war ich

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