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Schmutzengel

Titel: Schmutzengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Teufel sie sonst noch vorhatte. Wenn sie eine Entschuldigung wollte, sollte sie gefälligst ans Telefon gehen.
     Tat sie aber nicht. Die Frage war: Wie lange wollte sie mich leiden lassen? Oder wollte sie, dass ich persönlich vor ihr zu
     Kreuze kroch? Gut, wenn es um mein Geschäft ging, war ich zu allem bereit. Ich ging ins Schlafzimmerund zog mich an, denn im Nachthemd wollte ich ihr nicht gegenübertreten.
    Lisbeth starrte mir hinterher, als ich in Jeans, Pulli und Jacke an ihr vorbeisauste.
    »Moment, meine Liebe. Du bist krank und gehörst wieder ins Bett.«
    Ich wusste genau, was sie mit krank meinte. Meine Beine fühlten sich an, als bestünden sie aus verzwirbelter Watte und in
     meinem Kopf drehte sich alles.
    »Ich würde auch lieber schlafen und vergessen, aber es geht nicht«, entgegnete ich.
    Lisbeth blickte mich mit deutlicher Verärgerung an. »Beim Essen hast du mir noch erzählt, dass zwischen Lauenstein und dir
     nichts läuft. Ein paar Minuten später ruft der Mann an und du rennst Hals über Kopf los.« Sie griff nach Mantel und Tasche.
     »Ich verlange nicht, von dir in jedes Geheimnis deines Privatlebens eingeweiht zu werden, aber eine offenkundige Lüge kann
     ich sicherlich nicht akzeptieren«, fügte sie mit einem strafenden Blick hinzu.
    »Es ist eine Sache, die mit dem Geschäft im Grunde   …« gar nichts zu tun hat, hätte ich sagen wollen, aber Lisbeth ließ mich nicht zu Wort kommen.
    »Ich habe keinen großartigen Dank dafür erwartet, dass ich mich um dein Unternehmen und um dich kümmere, solange es dir nicht
     gut geht, aber verarschen lasse ich mich nicht.«
    »Das war nie meine Absicht, nur, es ist so kompliziert   …«, stammelte ich hilflos.
    »Kompliziert ist keine Entschuldigung«, entgegnete sie spitz. »Wir sind beide nicht dumm, wir könnten auch über komplizierte
     Dinge reden, wenn wir nur beide wollten.« Sie rauschte aus der Wohnung, bevor ich ihr die Sache erklären konnte.
     
    Super. Damit war ich bei Troll, bei Lauenstein und nun auch noch bei Lisbeth unten durch. Der einzige Mensch, den ich in den
     letzten Tagen nicht vor den Kopf gestoßen hatte, war meine Oma. Aber die war ja noch immer auf ihrer Rundreise. Also stand
     es drei zu eins gegen mich, und diese drei waren nur diejenigen, bei denen ich mir absolut sicher war. Die Anzahl der Kunden,
     die den Werbegag nicht gewagt und schon gar nicht witzig, sondern nur geschmacklos fanden, wollte ich gar nicht wissen. Es
     wurde Zeit, dass ich Troll zur Vernunft brachte.
    Es war gerade erst halb sieben, ich würde Troll also noch bei AIQ antreffen. Der Verkehr war wie immer katastrophal, und ein
     Parkplatz war auch nicht zu finden, aber mir war heute nicht rechtschaffen zumute, also stellte ich mein Auto ins Parkverbot
     – eingeklemmt zwischen zwei Blumenkübeln, die zumindest das Abschleppen unmöglich machten.
    Bei AIQ stürmte ich in Christines Zimmer, ohne anzuklopfen und ohne die fast unterwürfige Zurückhaltung, die sie noch von
     mir kannte.
    »Ist Troll hier?«, fragte ich ohne Gruß.
    Christine starrte mich an, als wüsste sie nicht mehr, wer ich bin. »Corinna?«, fragte sie dann mit aufgerissenen Augen, die
     von meinem Gesicht abwärts wanderten und wieder zurück, wo sie meinen Blick überrascht erwiderten.
    »Du hast dich aber verändert   …«
    Ich wollte gar nicht wissen, in welcher Hinsicht ich mich verändert hatte und auch ansonsten hatte ich keinerlei Interesse
     an verbindlicher Konversation oder irgendwelchen Erklärungen, ich wollte nur eins: Mein Leben retten.
    »Entschuldige den Auftritt, aber ich muss unbedingt mit Troll sprechen.«
    »Sie müsste oben sein   …«
    Ich gewöhnte mich langsam daran, Menschen vor den Kopf zu stoßen. Also machte ich auch jetzt auf dem Absatz kehrt und hastete
     den Flur entlang. »Oben« bezeichnete einen riesigen Raum, in dem sich bequeme Sessel, Gymnastikbälle, ein großer Tisch, mehrere
     Tafeln an der Wand und jede Menge Spielzeug, darunter Fingerfarben, Knetgummi und weitere Kreativitätsförderer befanden. Dort
     lungerten die Kreativen herum, wenn sie auf der Suche nach neuen Ideen waren. Ich stampfte die Wendeltreppe hoch.
    »Sieh an, die Unternehmerin«, sagte Troll laut. Sie hatte mich als Erste entdeckt. Greg, seine neue Flamme Sue und ein junger
     Mann, den ich nicht kannte, wandten die Köpfe. Sue arbeitete auch hier? Und dann auch noch als Kreative? Hatte ich das gewusst?
     Für einen Moment war ich unsicher.
    Trolls »Was ist?«

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