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Schmutzengel

Titel: Schmutzengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Hintergedanken an dein Unternehmen.
     Von Mensch zu Mensch. Dann ja. Vorher nicht.«
    »Wofür entschuldigen?«, fragte der Unbekannte wieder.
    »Das geht dich doch gar nichts an«, sagte Greg.
    »Und dich auch nicht«, keifte Sue.
    Greg sah mich mit einem, wie ich fand, entschuldigenden Blick an und zuckte leicht die Schultern. Ich drehte mich um und rannte
     die Wendeltreppe runter.
    Ich verließ AIQ, ging zu meinem Auto, warf das Knöllchen in den Rinnstein, fuhr nach Hause und heulte mich in den Schlaf.
     Die sieben Nachrichten auf meinem Anrufbeantworter sparte ich mir für den nächsten Tag auf.
     
    Der nächste Tag war ein Freitag. Zwölf Tage waren seit dem unseligen Fund in Lauensteins Kühlraum vergangen. Irre Tage, in
     denen mein Leben komplett auf den Kopf gestellt wurde, in denen ich meinen überschaubaren neuen Freundeskreis auf nahezu null
     reduziert hatte, in denen ich nicht nur mit einem, sondern garantiert mit beiden Füßen auf dem Weg ins Gefängnis war. Was
     würde meine Oma zu all dem sagen? »Verscherze es dir nicht mit deinen Freunden, Kind. In harten Zeiten brauchst du sie mehr
     denn je. Was ist mit Lisbeth? Sie ist nicht nachtragend und es muss schon Schlimmeres passieren, dass sie meiner Enkelin die
     Freundschaft kündigt. Rede mit ihr.«
    Also rief ich Lisbeth an.
    »Brauchst du wieder etwas?«, fragte Lisbeth in einem selbst für ihre Verhältnisse schroffen Tonfall.
    Ich hatte mir keine Gedanken darüber gemacht, was ich ihr sagen würde, daher antwortete ich spontan: »Ich möchte dich zum
     Essen einladen.«
    Einen Augenblick war es still in der Leitung. »Warum?«, fragte Lisbeth gedehnt.
    Mir fielen einige mögliche Antworten ein, ich entschied mich für: »Ein Drittel Dankeschön, ein Drittel leibliche Bedürfnisse,
     ein Drittel Bestechung.«
    »Ein Punkt für Ehrlichkeit«, sagte Lisbeth. »Aber ich komme nur unter einer Bedingung mit.«
    »Akzeptiert«, sagte ich.
    »Du kennst doch die Bedingung noch gar nicht.«
    »Egal«, entgegnete ich. »Ich akzeptiere alles.«
    »Du erzählst mir die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit.«
    Den Spruch hatte sie sicher auch wieder aus einem amerikanischen Spielfilm, aber ich versprach ihr, was sie wollte.
    Wir trafen uns um eins in einem kleinen spanischen Restaurant, das Lisbeth ausgesucht hatte. Die Zeit bis dahin hatte ich
     vornehmlich damit verbracht, E-Mails zu lesen, den Anrufbeantworter abzuhören, Kunden zurückzurufen und mehrmals auf der Internetseite zu überprüfen, ob das Foto
     noch drauf war. Es war.
    »Also«, sagte Lisbeth, nachdem sie kanarischen Kichererbseneintopf mit dem schönen Namen
ropa vieja
, für zwei bestellt hatte.
    »Was bedeutet
ropa vieja
?«, fragte ich, um Zeit zu schinden.
    »Alte Wäsche.«
    Das passte. Genau so fühlte ich mich.
    »Und jetzt erzähl. Was ist los?«
    Ich seufzte. Wo sollte ich bloß anfangen?
    »Wann war der letzte normale Tag in deinem Leben?«, fragte Lisbeth.
    Eine gute Frage. Ich ließ die letzten Wochen vor meinem geistigen Auge Revue passieren. Da fiel mir auch Lisbeths Krankheit
     ein, nach der ich mich nie mehr erkundigt hatte. Langsam bekam ich den Eindruck, dass ich wirklich das egoistische Monster
     war, als das Tabea mich sah. Ich erkundigte mich nach Lisbeths Gesundheitszustand, aber sie winkte ab.
    »Das ist nicht der Rede wert, mein Kind.«
    Ich beschloss, ihr diese Anrede auch in Zukunft durchgehen zu lassen, Chefin hin oder her. Es tat mir einfach gut, von jemandem,
     der seine schützende Hand wohlmeinend über mich hielt, so genannt zu werden. Oma hatte dieses Recht immer schon gehabt, jetzt
     hatte sich auch Lisbeth als würdige Beschützerin erwiesen. Ich lächelte.
    Dann sammelte ich mich und erzählte ihr alles. Von Anfang an. Lisbeths Mienenspiel war oskarwürdig.
    »Du hast den Toten in deinem Auto herumgefahren? Drei Tage lang?«
    Ich nickte.
    »An dem Tag, als du Herrn Metzenrath zu Weber hättest fahren sollen, hattest du eine Leiche im Kofferraum?«
    Ich nickte.
    »Während wir in meiner Küche saßen?«
    Ich nickte.
    »Bei der Fernsehaufzeichnung   …?«
    Wieder nickte ich. Lisbeth wurde blass. Ich erzählte schnell weiter, von Lauensteins Besuch am Sonntagmorgen, der ihr ein
     zufriedenes Hab-ich-es-nicht-gesagt-Gesicht entlockte und von Tabeas und meinem Ausflug nach Belgien, der sie sichtlich erschütterte.
    »Tabea?«, fragte Lisbeth mit einer steil in die Höhe gezogenen Augenbraue.
    »Das ist ihr richtiger Name. Nicht

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