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Schmutzige Haende

Schmutzige Haende

Titel: Schmutzige Haende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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unsterblichen Amerika, das auf den Einwanderersohn eine beinahe aggressive Anziehung ausübte.
    Zum Abendessen gab es Hummer und
mashed potatoes
. Scialoja, der sich damit abgefunden hatte, ein Scheingefecht zu führen, zerlegte das Schalentier und lehnte den Chardonnay Lorenzo Mondavi ab, der, wie er sagte, im Abgang etwas süßlich war. Und so war Billy Goat gezwungen, einen mittelmäßigen Wein aus Oregon zu entkorken, wobei er zum Zeichen der Missbilligung den Kopf schüttelte. Die Frauen verstanden sich jedoch blendend, als ob sie sich schon ewig kannten, obwohl nicht zu erkennen war, in welcher Sprache sie sich unterhielten.
    Während Ingrid und Patrizia am Ende des in den Ozean hinausragenden Stegs in schweigender Andacht die sternenklare Nacht genossen, zweifellos eine der letzten der Saison, hatte Billy endlich genug von den Spielchen, sah Scialoja in die Augen und sagte:
    – Auf Regierungsebene hat es nie das Vorhaben gegeben, Italien zu destabilisieren.
    – Wollen Sie mir sagen, dass ich gerade zweihundert Scheine auf das falsche Pferd gesetzt habe?
    – Ich habe gesagt, auf Regierungsebene, Mister Scialoja!
    – Dann erzählen Sie mir von den anderen Ebenen.
    – Sprechen wir lieber ein wenig über Politik, Mister Scialoja. Meine Landsleute scheinen immer wieder, wie übrigens auch in diesem Augenblick, ein fatales Bedürfnis nach Rechtsstaat und Bürgerrechten zu verspüren, nach Minderheitenschutz und Wiederbelebung des amerikanischen Traums …
    – Könnten Sie sich vielleicht etwas genauer ausdrücken?
    Billys Blick wurde gemein, seine Stimme hart.
    – Clinton wird zum Präsidenten gewählt werden. Clinton spielt Saxofon wie die Neger … pardon … die Schwarzen … Clinton steht auf den Papst. Clinton ist es scheißegal, ob in Italien oder in irgendeinem anderen Land des Alten Kontinents die Roten an die Macht kommen. Clinton trieft vor guten Gefühlen. Wenn sich Clinton umblickt, sieht er nur Hass. Clinton fragt sich: Warum hassen sie uns? Wir sind eine große Nation! Sie müssen uns doch lieben! Clinton wird alles tun, damit ihn die Beduinen lieben, die Mugiki, die mandeläugigen Lesben, die Befürworter der Rechte der Seehunde und die von der Liga für die einseitige Abrüstung … Die Amerikaner lieben Clinton und Clinton wird Amerika ruinieren. Aber das war nicht immer so!
    – Ich glaube, allmählich verstehe ich.
    – Genau. Es war nicht immer so. Und nicht alle denken so. Angesichts der Umstände, die ich Ihnen gerade dargelegt habe, könnte ich mir durchaus vorstellen, dass sich vor nicht allzu langer Zeit irgendein ehrenwerter Bürger auf dieser Seite des Ozeans an einen ehrenwerten Bürger auf der anderen Seite des Ozeans um Hilfe gewandt hat … Die Verbindungen zwischen unseren beiden Gesellschaften waren immer sehr eng und tief, da werden Sie mir wohl recht geben, Mister Scialoja …
    – Gewiss, Mister Billy Goat. Viele sprechen noch immer dieselbe Sprache. Vielleicht sogar sizilianisch …
    – Manche haben sich berechtigt gefühlt, noch weiter zu gehen. Sie dachten, dass eine gewisse Insel besser unter der Flagge der
Stars und Stripes
als unter der der Trikolore stünde.
    – Und?
    – Vielleicht sind sie jedoch zu weit gegangen!
    – Sie haben sehr eindeutige Worte gesprochen, Mister Goat. Sie haben mir sehr geholfen.
    Geholfen vielleicht, dachte Billy, während er die Zigarre zuspitzte. Eindeutig bis zu einem gewissen Grad. Aber wenn der Italiener die Geschichte unter dem Aspekt der hiesigen und der dortigen Mafia lesen wollte, bitte schön. In Wirklichkeit waren die Dinge viel, viel komplizierter. Aber er hatte bezahlt und deshalb noch einen kleinen Zusatz verdient. Billy erzählte Scialoja, natürlich ohne die Quelle zu nennen, was seine Freunde aus Texas im Juli, als Clintons Sieg unausweichlich schien, zu ihm gesagt hatten.
    – Aber das alles ist mittlerweile Schnee von vorgestern. Als ob man eine wunderschöne Kuh mit breiten Flanken kaufen würde und beim ersten Besamungsversuch feststellen müsste, dass das Vieh unfruchtbar ist. Sicher, man könnte sich den Hurensohn vorknöpfen, der einem die Kuh verkauft hat, oder sie zu einem Spezialisten bringen, der ein neues Mittel einsetzt, aber im Grunde würde man nur einen Haufen Zeit und Energie vergeuden. Da ist es besser, sich eine neue Kuh zu kaufen!
    Die Frauen kamen ins Haus zurück. Mit von der Kälte geröteten Gesichtern und leuchtenden Augen. Das Gespräch hatte sich erschöpft. Sie schlossen die Tür des kleinen

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