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Schmutzige Haende

Schmutzige Haende

Titel: Schmutzige Haende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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unter irgendeinem Vorwand zu bücken und zufällig Ihre Brüste zu streifen … sagen Sie es mir. Ich packe ihn und stoße ihn runter. Die Felswand ist sechsundachtzig Meter hoch und darunter ist das Meer. Davon träume ich schon ein Leben lang!
    – Hat er es bei Ihnen auch schon probiert?
    – Leider nicht!
    Maya fragte sich, ob sie es mit den Vertraulichkeiten nicht ein wenig übertrieben hatte. Im Grunde kannten sie sich gar nicht. Aber Cinzia/Patrizia lächelte sie amüsiert an.
    – Wissen Sie, was wir tun, Signora? Ich gehe zu ihm hin und heize ihm ein. Ich garantiere Ihnen, in höchstens einer Stunde ist er weich gekocht. Dann kommen Sie und wir stoßen ihn gemeinsam hinunter!
    Maya lachte. Dann nahm sie ihre Hand.
    – Ist es dir recht, wenn wir uns duzen?
    – Gern.
    Als Ramino keuchend mit zwei Martinis zurückkam, empfingen ihn die zwei Frauen mit einem unverständlichen Lachen. Maya nahm ihm die Gläser aus der Hand, reichte eines Patrizia (sie hatte beschlossen, dass ihr Patrizia besser gefiel als Cinzia) und stand hoheitsvoll auf.
    – Komm. Ich zeige dir das Haus. Du bleibst hier, Ramino, du kennst es ja bereits.
    Vor dem riesigen Affenbaum, den der Gründer von seinem Familienbesitz in Argentinien mitgebracht hatte, bekam Patrizia leuchtende Augen. Ihr Lächeln, aus dem die Bitterkeit von zuerst verschwunden war, war wirklich bezaubernd. Maya stellte mit Überraschung fest, dass sie sie mit einem Anflug von Neid betrachtete. Es war wirklich nicht verwunderlich, dass die Männer wegen so einer den Kopf verloren! Aber sie schämte sich sogleich wegen dem kleinen neidischen Gedanken. Patrizia erzählte ihr begeistert von der Reise nach Ligurien. Ihr Lebensgefährte, wie sie Scialoja nannte, hatte Carús Einladung genutzt, um mit ihr eine romantische Reise zu unternehmen. Sie waren mit dem Schiff gefahren, sie waren an der Punta di Levanto gewesen, in einem äußerst luxuriösen Hotel in irgendeinem Dorf abgestiegen, und jetzt waren sie hier, in Portofino.
    – Und hier ist … ist es großartig! Portofino eben, nicht wahr? Portofino ist …
    – Sag jetzt ja nicht, dass Portofino der schönste Fleck auf der Erde ist!
    – Der zweitschönste für mich!
    – Und der schönste?
    – Die Fidschi-Inseln!
    Maya brach in Lachen aus, womit sie einen hoffnungsvollen Blick Raminos auf sich zog, der nur auf eine Gelegenheit wartete, um wieder zum Angriff überzugehen. Mit einer brüsken Geste gab ihm die Hausherrin zu verstehen, dass er nicht gemeint war. Der Primat trat in aller Eile den Rückzug an. Patrizia blickte plötzlich finster drein.
    – Was ist mit den Fidschi-Inseln nicht in Ordnung?
    – Die Fidschi-Inseln sind ein Fake, das ist nicht in Ordnung.
    Patrizia schien eine Ewigkeit für die Antwort zu brauchen.
    Und als sie dann sagte, „unecht vielleicht, aber bestimmt kein Fake“, fragte sich Maya, wozu diese Haarspalterei gut sein sollte. Und warum in ihrem Tonfall so ein verzweifelter Wunsch lag, daran zu glauben. Sich selbst zu überzeugen, dass es wirklich so war. Es war offensichtlich, dass die Fidschi-Inseln eine besondere Bedeutung für sie hatten. Ihr Sarkasmus hatte sie also verletzt. Maya dachte gerade darüber nach, wie sie die Sache wiedergutmachen konnte, als ihr Patrizia fest die Hand drückte.
    – Du hast Glück, Maya!
    Jetzt war sie bestürzt. Nein. Sie war keine Frau, die Glück hatte. Nicht im Augenblick. Aber sie hatte Glück gehabt. Sie hatte Glück gehabt, ohne es zu wissen. Und ohne zu wissen, welchen Preis sie dafür bezahlte. Sie hatte sich verraten. Mit energischem Kopfschütteln, das ihre Haare durcheinanderbrachte (sie ließ sie wieder länger wachsen) nahm sie die unerlässliche verspiegelte Brille ab und setzte sie wieder auf, und mit einem kleinen, nervösen Lachen bejahte sie, aber ja doch, gewiss. Und Patrizia musterte sie, als ob sie etwas ahnte. Eine Unbekannte. Aber du kannst dich dafür entscheiden, dein Herz einer Unbekannten zu öffnen. Sofern du das Gefühl hast, sie ist dir nahe, beziehungsweise ganz nahe. Sofern du ahnst, dass es Gemeinsamkeiten gibt. Eine der Erleuchtungen, die die Psychologen, die sich mit dem Weiblichen beschäftigen, als „typisch weiblich“ bezeichnet hätten? Diese ewige Ausrede der Männer, um nicht ins Labyrinth der weiblichen Psyche vordringen zu müssen, irgendetwas in der Art wie: „Meine Liebe, bist du nervös?“, womit ihre angeborene Brutalität sich vor unserem Wunsch nach Nähe schützt?
    Aber es blieb keine Zeit, sich

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