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Schmutzige Haende

Schmutzige Haende

Titel: Schmutzige Haende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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näher zu kommen. Ilio und Ramino kamen lärmend daher, gefolgt von der Journalistin, die die Miene einer vernachlässigten Freundin aufgesetzt hatte. Man musste sich um das Catering kümmern. Man musste dem Personal sagen, es solle sich um die Sitzordnung kümmern. Die Pflicht rief und die Dame des Hauses musste gehorchen. Ausnahmsweise traf Ramino ins Schwarze: Es war nicht okay, dass Maya die schöne Römerin in Beschlag nahm!
2.
    Carú hatte Scialoja inzwischen in eine Art Taverne geführt, die mit Bar, Theke und Hi-Fi-Anlage ausgestattet war. Aufgrund der Klimaanlage erweckte das mit Pflanzen vollgestopfte Lokal den Eindruck eines grotesken Treibhauses. Sie hatten den Freimaurergruß gewechselt. Zwischen einem Zug an der Cohiba und einem Schluck Lagavulin äußerte Carú die Vermutung, dass die beiden vielleicht die Letzten sein würden, die das Privileg des Ausblicks von einem derart einzigartigen Ort genießen würden.
    – Warum? Glauben Sie, dass auch hier eine Bombe explodieren wird?, fragte Scialoja provokant.
    – Sie sind der Sicherheitsexperte, Doktor Scialoja … nein, ich denke nicht an Bomben. Donatoni ist in Gefahr. Der Hausherr. Was wissen Sie über ihn?
    – Dass er eine schöne Frau hat.
    – Maya gefällt Ihnen, was? Nun, wem gefällt sie nicht? Auch wenn sie in letzter Zeit ein wenig …
    – … überdreht ist?, ergänzte Scialoja, der die eindeutige Geste Carús zu Ende führte.
    – Sagen wir, lachte der Journalist, dass sie ein wenig fertig mit den Nerven ist … Das passiert schönen Frauen, wenn ihr Mann sie vernachlässigt.
    – Hat er eine andere?, fragte Scialoja etwas verärgert. Schön langsam fragte er sich, ob Carú das ganze Tamtam nur deshalb inszeniert hatte, um ihn mit dem neuesten Klatsch zu füttern.
    – Aber nein! Donatoni ist bloß ein eitler Gockel, der im Schatten des Vermögens der schönen Dame groß geworden ist … Er hält sich für die Reinkarnation des Gründers, die Firma hat er allerdings bereits ruiniert. So wie es aussieht, will er sie verkaufen und sich ins Ausland absetzen … sofern sie es ihm erlauben …
    – Wer?
    – Die Richter. Sie haben ihm das Messer an den Hals gesetzt. Ich würde mich nicht wundern, wenn wir ihn demnächst in den Nachrichten sehen würden, in Handschellen … Die Richter übernehmen langsam die Herrschaft in Italien, meinen Sie nicht auch?
    Scialoja beschränkte sich darauf zu nicken. Es war eine rhetorische Frage gewesen, wie es nun mal Carús Art war.
    – Aber lange sehen wir nicht mehr zu. Dann werden sich die Dinge ändern!
    – Ändern?
    – Deshalb habe ich Sie gebeten, sich unserer kleinen Gesellschaft anzuschließen.
    Carú beugte sich zu ihm. Und begann zu erzählen.
    Berlusconi ist in die Politik gegangen.
    Er hat eine Partei aus dem Nichts gestampft.
    Ein Wunder an Fantasie, Kenntnisreichtum, Erfindungsgabe und … Politik. Sie wird
Forza Italia – Associazione per il buon governo
heißen.
    Berlusconi ist in ständigem Kontakt mit Craxi.
    Die Information ist noch geheim, auch wenn schon darüber gesprochen wird – man weiß ja, wie so was in Italien läuft … – die Sache wird bald öffentlich werden.
    Es zeichnet sich eine strategische Allianz mit der Lega und mit Fini ab. Sofern die alten Kameraden sich endlich dazu durchringen, sich als Post-, wenn nicht gar als Antifaschisten zu bezeichnen.
    Es wird gerade der Grundstein zu einem neuen, gemäßigten Block gelegt, aus dem die moderne Rechte hervorgehen wird.
    Die Dinge werden sich ändern.
    In den nächsten fünfzig Jahren werden wir das Land regieren.
    Scialoja hatte wie betäubt zugehört, während sein Gehirn auf Hochtouren arbeitete. Neue Partei … unvorstellbares Szenarium … der Unternehmer wird Staatsmanager, beziehungsweise der Manager des Staates … eine faszinierende Idee, nein, mehr noch, eine verführerische Idee … Berlusconi … der so sympathisch ist … so gerissen … so italienisch …
    – Wir brauchen zuverlässige und intelligente Mitarbeiter wie Sie, Herr Doktor …
    Das war ein Angebot. Eine Einladung. Ein ernst gemeintes Angebot. Eine verlockende Einladung. Scialoja goss sich noch ein wenig Whisky ein.
    – Ich trete aus Prinzip keiner Partei bei. Das sollten Sie wissen.
    – Das ist schlecht. Ein Mann mit Ihrem Talent.
    – Sagen wir lieber, mit meinen Dokumenten, Doktor Carú.
    – Meinetwegen. Sagen wir es. Seien wir ehrlich. Legen wir die Dokumente auf den Tisch, wenn Sie mir das Wortspiel verzeihen. Kommen Sie zu uns. Verpassen

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