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Schmutzige Haende

Schmutzige Haende

Titel: Schmutzige Haende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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Villa Tre Orsi geschwommen waren, nahmen sie völlig nackt ein Sonnenbad. Sie tranken eisgekühlten Wodka, drehten Joints, unterhielten sich über das Leben. Maya erzählte Patrizia von ihren obszönen Träumen, etwa, dass sie einer Horde wilder Kerle in die Hände fiel … Träume, die in ihr ein gewisses perverses Begehren ausgelöst hatten. Und von der Angst, was dieses Begehren bedeuten könnte.
    – Es ist wie in dem Film,
Belle de jour
, erinnerst du dich?
    – Auch das war ein Traum, Maya.
    Patrizia berührte sie zärtlich.
    – Ich habe Schlimmeres gemacht. Und nicht nur in Träumen. In Wirklichkeit.
    – Das habe ich gehört.
    – Es ist kein Geheimnis.
    – Hast du jemals eine Analyse gemacht, Patrizia?
    – Ich habe Angst davor.
    – Und ich erst. Sagen wir, ich glaube nicht daran, okay? Und was sollte mir der Analytiker auch sagen? Probleme mit der Mutter? Wenn überhaupt, hatte ich welche mit meinem Vater.
    – Erzähl mir von ihm.
    – Er war sehr besitzergreifend. Weißt du, warum diese Villa Tre Orsi heißt? Als ich drei Jahre alt war, war mein Lieblingsmärchen nämlich
Goldlöckchen und die drei Bären
. Und als der Gründer …
    – Der Gründer?
    – Mein Vater. Wir nannten ihn so, weil er der Anfang von allem war, der Mittelpunkt von allem und das Ende von allem. Der Gründer eben. Als der Gründer also beschlossen hat, mir diese kleine Villa zu schenken …
    – Ach so, diese kleine Villa …
    – Ich verwende nur seine Worte, Patrizia. Als er beschloss, mir all das zu schenken, fragte er mich: Wie sollen wir sie nennen, meine Kleine? Was hättest du geantwortet?
    – Als ich drei war, hat mir mein Vater nicht einmal Zirkuskarten geschenkt. Doch, einmal. Zuerst wollte ich gar nicht hingehen. Dann, als ich an die Clowns, ihre Purzelbäume, ihre Maulfürze und all das dachte, habe ich mir’s anders überlegt. Und dann verliebte ich mich in die Tiere. Ich war im wahrsten Sinne des Wortes hingerissen von den Tieren. Weißt du, dass ich mindestens fünfhundert Stofftiere habe?
    – Ja, aber wie hättest du die Villa genannt?
    – Nun … Goldlöckchen, nicht wahr?
    – Das habe auch ich gesagt. Aber er wollte sie „Tre Orsi“ – „Drei Bären“ nennen. Im Grunde sind nämlich die Bären die Hauptpersonen, sagte er, vor allem der Kleine, der kleine Bär, der ständig jammert.
    – Wer hat in meinem Bettchen geschlafen? Wer hat von meinem Tellerchen gegessen?, ergänzte Patrizia.
    – Genau so. Verstehst du, was ich sagen möchte? Ich durfte nicht einmal den Namen meines eigenen Hauses aussuchen!
    – Du warst gerade mal drei!
    – Auch mit dreißig wäre es nicht anders gewesen, glaube mir. Und deshalb bin ich jetzt eine reiche Dame, die davon träumt, aus diesem Scheißloch davonzulaufen, vor diesen Scheißleuten, vor diesem Scheißleben …
    – Und warum tust du es nicht?
    – Weil ich es allein nicht schaffe. Ohne Ilio und die Kleine gehe ich nirgendwohin!
    Patrizia sprang auf.
    – Dann entführ sie. Streu ihnen Schlafmittel in die Suppe und bring sie weg. Aber mach es gleich, sofort. Mach es, bevor die Gewohnheit überhandnimmt. Mach es, bevor du eine Sklavin bist, die nicht weiß, wie sie ihre Ketten sprengen soll.
    Maya schaute sie verblüfft an. Patrizia hatte sich verwandelt. Ihre Züge waren angespannt und wütend. Geballte Fäuste, ein irres Leuchten in den Augen. Maya ging zu ihr hin. Mit einem herzzerreißenden Seufzer kam Patrizia wieder zu sich.
    – Tut mir leid, Maya. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist.
    – Was ist, Patrizia? Was quält dich?
    – Ich will nicht darüber sprechen.
    – Du musst aber!
    – Ich habe nicht das Recht, dich mit hineinzuziehen.
    – Du hast mich bereits hineingezogen.
    – Ich könnte dir Dinge erzählen, die dir nicht gefallen würden.
    – Ich werde nicht über dich urteilen. Wir sind Freundinnen, Patrizia.
    Am Sonntagvormittag, als sich die Gäste auf die Abreise vorbereiteten, bekam Maya plötzlich Gewissensbisse. Sie hatte Patrizia versprochen, das Geheimnis zu wahren, und gewiss verdiente die Geschichte, die sie ihr erzählt hatte, höchste Geheimhaltung. Aber Scialoja war so leidenschaftlich. Ob er sie nun liebte oder nicht, aus der Art, wie er sich an sie wandte, aus den Blicken, die er ihr zuwarf, aus den flüchtigen Berührungen, die er ihr zu rauben versuchte, wenn er glaubte, unbeobachtet zu sein, aus alldem sprach ein verzweifeltes Bedürfnis, eine Notwendigkeit, die bereits Abhängigkeit geworden war. Scialoja war süchtig nach

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