Schnabel, Andreas
draußen zwei Tische zusammenstellen, hier drin ist es zu laut.«
Inzwischen war sich auch der Detektiv des Ernstes der Lage bewusst und machte eine Auflistung aller Informationen, die er an seinen Kunden weitergegeben hatte. Nach zehn Minuten war alles bereit, und Angela erschien auf Freakys Bildschirm. Sie saß im Büro am Computer, Andrea, Arantxa, Marga und Jordi waren über Handy zugeschaltet.
Zuerst erklärte García Vidal kurz und knapp, was in der Zwischenzeit in der Bar passiert war. Dann bat er um neue Hinweise, die ihnen helfen könnten, mittels einer systematischen Datenbanksuche den Padrón und damit Annmarie zu finden.
»Ich habe«, begann Angela, »alles aufgelistet, was bei den Befragungen der Seminarteilnehmer an Beschreibungen des Seminarleiters zusammenkam: Er soll Spanier sein, spricht aber sehr gut Deutsch mit norddeutschem Akzent, trinkt ständig Limonade aus großen Krügen mit Limettenscheiben und Eis. Einige vermissen nicht unerhebliche Summen Geldes, die sie nach Recherchen der Bank selbst abgehoben haben sollen, woran sie sich aber nicht erinnern können, und einer der Betroffenen, den Kollegen im Krankenhaus besucht haben, wusste etwas von langen weißen Haaren zu berichten. Das ist ihm aber erst eingefallen, nachdem er vor Kurzem auf einem Parteitag der ›Linken‹ in Berlin zusammengebrochen ist.«
»Weißt du, warum er kollabiert ist?«, fragte Carmen.
»Nein. Hier steht nur, er sei beim Singen eines Liedes in eine psychische Notsituation geraten.«
»Natürlich«, rief Berger dazwischen. »Die Linken sind die alten SED -Fuzzies, und was singen die zum Abschluss?« Er schmetterte los: »Völker, hört die Signale, auf zum letzten Gefecht … Sie singen«, sprach er weiter, »die Internationale, das Lied, das dem Comisario eben über Telefon auf Glockenspiel vorgetragen wurde.«
Carmen war nicht überzeugt. »Aber warum sollte er sich damit verraten?«
»Weil er nicht weiß, über welche Informationen wir verfügen. Hätte er davon auch nur den leisesten Schimmer, würde er sich bestimmt bedeckt halten. Er fühlt sich aber völlig sicher und glaubt, mit uns spielen zu können.«
García Vidal trommelte nervös auf seiner Stuhllehne. »Was ist mit euch, habt ihr etwas auf eurer Hoteltour herausbekommen?«
Jordi meldete sich. »Ich habe im Hotel Serrena Palace mit einem Barkeeper gesprochen, der auf meine Frage nach diesem speziellen Seminarleiter einen ›Einsteinverschnitt mit glatten Haaren‹ nannte, der stündlich mit einem Krug Zitronenlimonade versorgt werden musste. Der war immer mit einem jüngeren Freund zusammen im Hotel. Er kannte ihn nur als Gast, würde sich aber nicht wundern, wenn dieser Typ auch derartig schräge Kurse geben würde.«
García Vidal wurde hellhörig. »Kannst du noch einmal zu dem zurückgehen?«
»Das ist nicht nötig, ich sitze immer noch an seiner Bar.«
»Wunderbar. Freaky, können Sie Jordi bitte mal das Bild des toten Legionärs einspielen?«
»Sicher.«
»Er erkennt ihn«, meldete Jordi. »Er sagt, dieser Serge sei immer in Begleitung dieses älteren weißmähnigen Engländers hier gewesen. Der Mann hieß Norman Foster. Ein Stammgast.«
Auf García Vidals Gesicht entstanden hektische Flecken. »Hat der vielleicht als eine Art Seelendoktor im Hotel Sprechstunden abgehalten?«
»Nein, hat er nicht. Er war einfach nur Gast.«
»Dennoch bin ich mir sicher, dass dieser Engländer, der Hypnotiseur und der Padrón ein und dieselbe Person sind. Okay, Leute, das war’s fürs Erste. Freaky wird seine Datenbank nun mit allen Informationen füttern, mal sehen, ob wir damit schon etwas anfangen können. Bis auf Weiteres Ende.«
Freaky schaltete die Videokonferenz ab und begann, im Intranet des BKA alle Begriffe in eine Art Suchraster einzugeben.
»Schreiben Sie bitte auch ›Stasi‹ auf«, bat ihn Berger.
»Und warum?«, erkundigte sich Carmen.
»Weil jemand, der das olle Kampflied der Proletarier als seine Arbeitsmelodie auserkoren hat, durchaus ein ›Ewiggestriger‹ sein könnte. Davon gab es viele bei der Staatssicherheit der DDR .«
Schon kurze Zeit später hatte Freaky achtundsiebzig Treffer.
»Fällt jemandem noch ein Attribut ein, das wir dem Padrón anhängen könnten, um es weiter einzugrenzen?«
»Mein Junge, schreib doch mal was von durchtrennten Stimmbändern hin«, merkte die Großherzogin an, die sich bisher dezent zurückgehalten hatte. »Darüber habt ihr euch doch so aufgeregt.«
Kaum war das eingegeben, erschien
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