Schnabel, Andreas
Mallorcas Südosten zu koordinieren.
Als Carmens Handy klingelte, war Freaky dran. »Señora Lucas, ich bitte Sie, so schnell wie möglich zur Bar Sa Plaça zurückzukommen. Im Rathaus gehen seltsame Dinge vor sich. Entweder ist Camilas Schwester überraschend aus dem Krankenhaus entlassen worden, was angesichts ihres Schockzustands kaum möglich ist, oder jemand treibt sich mit ihrem Hausausweis im Rathaus herum.«
Sie kniff die Augen zusammen. »In fünf Minuten bin ich da.«
Der Weg von der Carrer de la Ravandella zur Bar war in drei Minuten geschafft.
»So, sagt mir bitte, was genau vorgefallen ist.«
»Wir waren noch mal drüben im Rathaus«, begann Camila, »und auf dem Rückweg zog ich meinen Ausweis durch den Scanner, um die Alarmanlage einzuschalten. Das geht aber nur, wenn sich jeder, der sich eingescannt hat, auch wieder ausgescannt hat, ansonsten blockiert die Alarmanlage, weil noch jemand im Haus ist. Eben hat sie blockiert.«
»Was heißt das genau?«
»Die Alarmanlage lässt sich nicht scharf machen.«
»Und was hat nun Olivia damit zu tun?«
»Ich bin ins System rein und musste feststellen, dass Olivia oder zumindest ihr Ausweis vor einer knappen Stunde die Schranke passiert hat.«
»Du bist also sicher, dass sich jemand ihren Ausweis geschnappt hat?«
»Das bin ich.« Camila nickte.
»Sich freitags in einem Rathaus zu verstecken, hat etwas Geniales«, merkte Freaky an, »es gibt wohl keinen Ort auf Mallorca, wo man mehr Ruhe hätte.«
»So ein Coup würde gut zum Padrón passen.« Carmen überlegte. »Sämtliche Eingänge des Rathauses werden videoüberwacht. Sind diese Videos über Computer abspielbar?«
Camila nickte. »Ja, aber nur, wenn man dazu autorisiert ist. Onkel Zacarias und sein Stellvertreter sind es.«
»Er war eben noch bei mir im Büro. Weißt du, wo ich ihn jetzt erreichen kann?«
»Wir haben ihn ebenfalls gebeten zu kommen, er ist drüben im Revier.« Camila nickte zur Tür. »Da ist er schon.«
Hidalgo war nach einer kurzen Erklärung im Bilde, und Freaky gab den Code ein.
Camila tippte auf den Bildschirm. »Hier haben wir es im Klartext: Olivia ist über den Eingang in der Carrer d’es Centro ins Rathaus gelangt. Dann hat sie auf direktem Weg die Räume des Ordnungsamtes angesteuert.«
»Und was ist mit dem Video, das du mir versprochen hast?«
»Moment.«
Sie gab den Timecode ein, auf dem Bildschirm öffnete sich ein Fenster, und ein alter Mann war zu sehen, der eine Frau ziemlich unsanft durch die Eingangstür schob.
»Das ist zweifelsfrei Annmarie Momperen, und wenn wir uns nicht ganz schnell etwas einfallen lassen, waren das die letzten Bilder von ihr im lebenden Zustand.«
*
Mit aller Vorsicht näherten sich die Beamten dem Stall. Die Einsatzleitung war über die Helmkameras live dabei. Die Aktion konnte für das SEK in dem Sinne als Erfolg gewertet werden, da weder der Akustik-noch der Bewegungsmelder ausgelöst wurde, so vorsichtig näherten sie sich dem Objekt. Richtig befriedigend war es für die Verantwortlichen jedoch nicht, eine LED -Lampe und einen Kassettenrekorder mit Hilfe von jeder Menge Technik und Manpower überwältigt zu haben.
»Meine Herren«, maulte Berger. »Der lässt uns wie blutige Anfänger aussehen. Es wird wirklich Zeit, dass wir ihm das Handwerk legen.«
Der Kollege vom Funktisch meldete sich. »Señor Comisario, Señora Lucas bittet Sie, so schnell wie möglich zur Bar zu kommen. Der Padrón ist mit Frau Momperen im Rathaus gesichtet worden.
*
Carmen überlegte zusammen mit Hidalgo, was zu tun war. »Gibt es noch weitere Überwachungskameras im Inneren des Rathauses, sodass wir vielleicht live sehen können, was der Typ da gerade veranstaltet?«
»Das geht leider nicht.« Hidalgo machte eine entschuldigende Geste. »Nur in den Gängen hängen Kameras. Die Büros wurden ausgespart. Der Betriebsrat war dagegen.«
»Freaky, können Sie mein Handy mit Ihrem Notebook orten?«
»Ja, wenn Sie die GPS -Ortung zulassen.«
Carmen reichte ihm ihr Handy. »Stellen Sie das bitte ein. Ich hole aus meinem Auto noch ein paar Sachen.«
Nach kurzer Zeit kam sie mit einer schusssicheren Weste und einigen Ersatzmagazinen am Gürtel wieder in die Bar. »Ist mein Handy eingerichtet?«
Freaky nickte.
»Okay, dann weist die Kollegen, die ich gerufen habe, bitte ein, wenn sie da sind. Wo ist dein Onkel, Camila?«
Carmen sah sich suchend um, konnte ihn aber nicht entdecken.
»Gut, dann brauche ich deine Karte.«
Camila reichte sie ihr,
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