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Schnabel, Andreas

Schnabel, Andreas

Titel: Schnabel, Andreas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tod inclusive
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sind.«
    Sie setzte sich noch ein Kopftuch auf, beide staffierten sich mit Putzutensilien aus und versteckten ihre Dienstwaffen, so gut es ging, in den Kitteln. Während sich Carmen daran machte, den Flur zu wischen, ging Hidalgo fröhlich pfeifend und einen Staubsauger hinter sich herziehend zum anderen Ende des Flurs.
    *
    Annmarie ergriff Panik. Sie war überzeugt, dass sie jetzt dazu fähig wäre, sich gegen diesen Wahnsinnigen zu verteidigen. Doch sosehr sie auch an ihrer Armfessel riss und zerrte, sie gaben keinen Millimeter nach. Sie schnitten nur umso mehr in ihre Haut.
    Krause schien das verächtliche Grinsen ins Gesicht gemeißelt zu sein. Er griff nach dem Tuch, in das er seine Instrumente eingewickelt hatte, und tränkte es mit der Flüssigkeit aus einer braunen Flasche. Annmarie erkannte sofort den Geruch von Chloroform. Sie konnte ihren Kopf noch so sehr hin-und herwerfen, gegen seine Kräfte hatte sie keine Chance. Das Tuch bedeckte nicht nur Nase und Mund, sondern auch ihre Augen. Nach zwei Atemzügen erschlaffte ihre Gegenwehr, und sie fiel in tiefe Bewusstlosigkeit.
    Als Krause nach dem Laryngoskop griff, hörte er plötzlich jemanden im Nachbarbüro die Tür öffnen. Ein Staubsauger wurde eingeschaltet. Seine Gedanken überschlugen sich. Ohne weiter zu überlegen, beschloss er, in die Offensive zu gehen. Er kippte den Bürostuhl mit der bewusstlosen Annmarie einfach nach hinten über und schob sie so dicht, wie es nur ging, an den Tresen, der die Mitarbeiter der Stadt von ihren Besuchern abschirmte. Dann knipste er an der Schreibtischlampe das Licht an, öffnete eine Schublade, nahm ein paar Papiere heraus und setzte sich damit an den Schreibtisch, als würde er daran arbeiten. Gefühlte endlose Minuten des Wartens verstrichen. Annmarie regte sich bereits wieder und kam langsam zu sich. Krause griff nach der Flasche, befeuchtete erneut das Tuch mit der Flüssigkeit und drückte es ihr so lange aufs Gesicht, bis ihre Muskeln wieder deutlich erschlafften. Er kehrte an den Schreibtisch zurück, aber die Putzfrau wollte sich einfach nicht blicken lassen.
    Hidalgo spürte instinktiv, dass er den alten Mann mit seiner Saugerei langsam weichkochte. Es dauerte auch gar nicht lange, bis der Padrón zu ihm rüberkam und ihm von hinten auf die Schulter tippte. Auf Spanisch brüllte er ihn an, doch bitte mit der Saugerei aufzuhören, da er noch zu arbeiten habe.
    Hidalgo drückte auf den Ausknopf. »Entschuldigen Sie bitte, Señor. Ich habe nur meine Arbeit machen wollen.«
    »Dann machen Sie sie woanders. Das Haus ist ja groß genug«, wies Krause ihn barsch an.
    Der Polizeichef zog mit seinem Staubsauger ab. Er spürte, wie Krause hinter ihm aufatmete und wieder in das Büro zurückging, um seine Mission zu beenden.
    Als Hidalgo wieder auf dem Flur auftauchte, zog sich Carmen in den Putzraum zurück. Nur dort konnten sie gefahrlos miteinander reden.
    »Wir wissen jetzt, wie er reagiert. Wenn ich gleich zurückgehe und wieder mit der Saugerei beginne, tickt der garantiert aus. Dann musst du dich von der anderen Seite heranpirschen. Und sei vorsichtig, mein Mädel, er ist bewaffnet. Der hat eine Pistole in der Hosentasche.«
    Sie kam gar nicht mehr dazu, etwas zu erwidern, Hidalgo war schon wieder draußen.
    Krause hatte Annmarie gerade wieder so hingelegt, dass er mit dem Laryngoskop arbeiten konnte, da hörte er es wieder, dieses infernalische Dröhnen des Saugers. Wutentbrannt rannte er nach nebenan, riss vollkommen außer sich den Stecker des Saugers aus der Wand und brüllte Hidalgo an.
    Nun war es für Carmen Zeit, möglichst geräuschlos vorzugehen. Blitzschnell hatte sie die Tür des Nachbarbüros geöffnet und sah durch die Flucht der geöffneten Verbindungsdurchbrüche, wie Krause zwei Räume weiter tobte. Sie schlich in den mittleren Raum und fand Annmarie bewegungslos, aber unversehrt hinter dem Tresen liegend vor. Erleichtert fühlte sie an der Halsschlagader ihren Puls. Dann stellte sie sich mit gezogener Pistole hinter die Türzarge und spähte vorsichtig um die Ecke. Krause hatte ebenfalls seine Waffe gezogen und bedrohte damit Hidalgo. Mit hinter dem Kopf verschränkten Armen ließ sich der Polizeichef vor ihm hertreiben, direkt in ihre Arme. Als die beiden an Carmen vorbeikamen, machte sie einen Schritt nach vorn und schlug dem Padrón so fest wie möglich ihre Waffe ins Genick. Im Fernsehen klappte das immer, wie sie schon seit ihrer Kindheit beobachtete, in der Realität schien ihre Kraft

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