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Schnabel, Andreas

Schnabel, Andreas

Titel: Schnabel, Andreas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tod inclusive
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sich und strahlte sie an wie ein kleiner Junge. »Und Allah weiß, wie viele Sorgen es bei uns beiden wegzuspülen gibt.«
    Er hatte weitaus mehr abzulegen als sie, und als sie bereits nackt vor ihm stand, war er noch damit beschäftigt, seine Unterwäsche auszuziehen. Erst jetzt wurde sie sich der Bewegungen gewahr, mit denen er seine Unterwäsche abstreifte. Ein Verdacht stieg in ihr auf, warum Yussuf sie bisher nicht verschont, sondern verschmäht haben könnte. Sie nahm ihn nackt, wie sie beide nun waren, in den Arm und küsste ihn so, wie seine Mutter ihn früher geküsst haben mochte. Mit großer Herzlichkeit, aber ohne jegliches Verlangen. »Bist du noch Jungfrau?«, flüsterte sie.
    Er lief rot an und blickte verlegen vor sich auf den Boden. Dann nickte er. »Nicht nur das, ich denke, ich bin homosexuell.«
    »Du denkst es, oder du weißt es?«
    »Ich habe bei einer Frau noch nie Lust verspürt, obwohl ich mich durchaus auch zu ihnen hingezogen fühle. Wirkliche Leidenschaft kenne ich nur mit Männern.«
    »Dann lass uns gemeinsam in meine Welt fliehen. Dort werde ich so lange auf dich aufpassen, bis du deinen Traumprinzen gefunden hast.«
    Yussuf wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. Einerseits fühlte er sich ertappt, auf der anderen Seite genoss er aber den Gedanken, mit Annmarie nun eine starke Verbündete zu haben, die um seine Nöte und um seine vermeintliche Homosexualität wusste.
    *
    Die Finca Zarzarrosa lag rund fünfhundert Meter von der Straße weg. Selbst für den, der genau wusste, wo, war sie von der Straße aus nicht zu entdecken, da sämtliche Gebäude hinter einem dichten, annähernd haushohen Wall von Kakteen und Hibiskus-und Oleandersträuchern versteckt waren. Trotz ihrer recht eindeutigen Wegbeschreibung verfuhren sich García Vidal und Berger mehrfach.
    »Was hat das denn mit Wohlbefinden zu tun, wenn einem als Gast schon bei der Anreise der Kamm schwillt?«
    »So können Sie wenigstens sicher sein, dass Ihnen beim Moorbad im Freien niemand zusehen kann«, wandte der Comisario ein. »Diesen Schutzwall aus Stacheln und Gestrüpp meiden bestimmt sogar die Paparazzi.«
    García Vidal fuhr vor das Tor und klingelte vom Fahrersitz aus an einer Sprechanlage, die sich neben der Fahrbahn befand. Nachdem sie einige Takte einer nichtssagenden Aufzugmusik genossen hatten, wurden sie von einer unglaublich erotischen Lautsprecherstimme begrüßt, die Berger an die Werbespots im Nachtprogramm der privaten Fernsehsender erinnerte. »Hola, Señores«, säuselte sie, »willkommen auf der Finca Zarzarrosa. Zur Anmeldung fahren Sie bitte auf den Parkplatz zu Ihrer Linken. Dort wird Sie eine Mitarbeiterin in Empfang nehmen.«
    Sie taten, wie diese Engelsstimme ihnen verhieß, und warteten.
    García Vidal war der Erste, der Worte für den weiblichen Muskelberg fand, der lächelnd auf sie zuhielt. »Conan der Barbar war also eine Frau«, entfuhr es ihm.
    »Und die Filmfritzen«, führte Berger seinen Gedanken weiter, »haben deshalb aus ihr einen Kerl gemacht, weil ihnen Schwarzenegger für eine Frauenrolle zu schmächtig war.«
    Sie stiegen aus und wurden freundlich in einer nicht ganz überraschend tiefen Stimmlage willkommen geheißen. Der lächelnde Koloss führte sie an die Rezeption der Wellness-Anlage. Dort angekommen, waren sie sich auf den ersten Blick sicher, die Besitzerin der erotischen Stimme erneut verfehlt zu haben. Es begrüßte sie ein einen Meter sechzig großes Kraftpaket, das Berger für das ideale Covergirl eines Kampfsportmagazins für Lesben hielt.
    »Meine Herren, was kann ich für Sie tun?«, säuselte sie geradezu betörend.
    Beide hatten Mühe, ihre maßlose Enttäuschung darüber, die Besitzerin der Stimme nun doch in diesem Wellness-Terrier gefunden zu haben, zu verbergen.
    »Nicht immer hält das ›Rote Licht‹, was es dem Wandersmann verspricht«, raunte Berger auf Deutsch und überließ dem Comisario die Verhandlungen.
    »Hola, Señora, meine Name ist García Vidal von der Policía National. Ich hätte gern jemanden von der Geschäftsführung gesprochen.«
    Sie wies auf eine Sitzecke in der hinteren Ecke des mindestens einhundert Quadratmeter großen Foyers. »Wenn Sie so lange dort hinten Platz nehmen würden.«
    Berger und García Vidal sahen sich um und nickten.
    »Dürfen wie Ihnen, bis Frau Dr. Svensson Zeit für Sie hat, einen Kaffee anbieten?«
    »Zwei Cortados wären uns lieber«, antwortete Berger. Sie steuerten auf die Sitzecke zu und ließen sich in zwei

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