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Schnabel, Andreas

Schnabel, Andreas

Titel: Schnabel, Andreas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tod inclusive
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seinem Hotel als vermisst gemeldet?«
    »Woher wissen wir, dass er nicht auf irgendeiner Finca oder privat untergekommen war?«
    »Viel interessanter ist die Frage«, warf Berger ein, »wie es Herr Eglitis angestellt hat, am 12. März tot aufgefunden zu werden, um laut Datum der Stammdatenabfrage zwei Tage später auf dem Konsulat den Kaspar zu geben.«
    »Sollte da ein Double das Original ermordet haben, um an dessen Knete zu kommen?« García Vidal schüttelte den Kopf und beendete so die Diskussion. »Marga, du wirst mit Jordi zusammen die Liste der verschwundenen Personen abarbeiten. Vielleicht ergeben sich da ja Parallelen. Señor Wirz, könnten Sie meinen Kollegen dabei mit Ihren Verbindungen behilflich sein?«
    Wirz nickte. »Deswegen bin ich hier. Die Konsulin hat mich dafür freigestellt.«
    »Dann übermitteln Sie Ihrer Chefin bitte unseren heißen Dank. Andrea und Arantxa, ihr werdet bitte alle unbekannten Toten des letzten Jahres mit der Liste vergleichen. Carmen übernimmt die Regie. Señor Berger und ich werden die in Betracht kommenden Fincas rund um Porto Petro inspizieren. Vielleicht ist dort irgendwem eine verschleierte Deutsche aufgefallen.«
    *
    Das Frühstück der Beduinen fällt traditionell dürftig aus. Es besteht meistens aus Tee, manchmal auch Kaffee, und fast überall aus »Malil«, einem dünnen, aus Datteln, Kamelbutter und Milch zubereiteten Fladenbrot, das in der noch heißen Asche des nächtlichen Feuers gegart und von den Männern gemeinsam eingenommen wird. Die Frauen haben keine Zeit, sich zum Frühstück niederzulassen. Sie ernähren sich von dem, was beim Backen der Brote übrig bleibt.
    Da Annmarie an diesem Morgen nur hilflos danebenstand und zusah, wie die anderen Frauen das »Malil« zubereiteten, fiel für sie auch nichts ab. Entsprechend hungrig bestieg sie wenig später Yussufs Landcruiser.
    Warum ihr Malala, Sheik Omars erste Frau, das aufgetragen hatte, wusste sie nicht, dennoch gehorchte sie anstandslos. Während sie zum Auto ging, hatte sie das Gefühl, dass sich hasserfüllte Blicke in ihren Rücken bohrten. Um nicht weiter aufzufallen, setzte sie sich in den Fond des Wagens und wartete.
    Fast eine halbe Stunde schmorte sie in dem Backofen, bevor sich Yussuf hinter das Steuer setzte. »Entschuldige bitte, ich konnte mich nicht früher davonmachen.« Er ließ den schweren Geländewagen an, und sie fuhren los.
    Irritiert sah sie sich um. »Sind wir auf der Flucht?«
    »So ähnlich.« Er reichte ihr etwas »Malil«, das er unter seinem Burnus versteckt hatte.
    »Woher wusstest du, dass ich noch nichts gegessen habe?«
    Er lächelte grimmig. »Ich kenne doch Malala.«
    Hungrig machte sie sich über das Brot der Beduinen her. »Und wovor fliehen wir?«, fragte sie mit vollem Mund.
    »Vor allem, was uns beiden hier blühen kann, aber nicht sofort. Im Augenblick bleiben wir noch. Wir wären für eine Flucht durch die Wüste nicht gerüstet. Ich habe aber schon Vorkehrungen getroffen. Wenn die nicht greifen, werden wir uns in der kommenden Nacht trotzdem auf den Weg machen. Jetzt sind wir erst einmal auf dem Weg zu einer Oase, die ich vorgab, dir zeigen zu wollen.«
    »Und warum das Ganze?«
    Er sah sie fast wehmütig an. »Malala hasst dich.«
    Diese Mitteilung erschütterte sie nicht im Geringsten. »Das habe ich schon bemerkt. Du kannst dich beruhigt zurücklehnen. Ich werde mich zur Wehr setzen, wenn es mir zu viel wird.«
    »So schön und stolz du bist, so wenig Ahnung hast du von dem, was auf dich zukommt«, sagte er leise. »Von dem, was auf uns beide zukommt.«
    Im Innenspiegel des Wagens konnte Annmarie von der Rückbank aus sehen, dass Yussuf Tränen in den Augen hatte. Ihr wurde mulmig zumute.
    »Du kannst dir nicht annähernd vorstellen, was es bedeutet, auf der Abschussliste des Alphaweibchens eines ganzen Beduinenstammes zu stehen.«
    »Was soll mir schon mehr angetan werden, als mir bereits angetan wurde?«
    »Da gibt es einiges. Malala besteht zum Beispiel darauf, dass du beschnitten wirst.«
    Sie hatte vor Entsetzen einen Kloß im Hals. »Aber das ist doch verboten«, krächzte sie.
    »Natürlich ist es verboten. Und es steht dir frei, Anzeige zu erstatten. Du musst nur tausend Kilometer durch die Wüste in nordwestlicher Richtung laufen. Dort wirst du einen Polizeiposten finden, in dem du deine Anzeige vorbringen kannst. Man wird dir aufmerksam zuhören, und dann werden die Herren ihre Hosen öffnen und es dir so lange besorgen, bis du von der lieben Malala

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