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Schnabel, Andreas

Schnabel, Andreas

Titel: Schnabel, Andreas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tod inclusive
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beim Kampf gegen das Ertrinken passiert sein, ohne Fremdeinwirkung, meine ich?«, fragte García Vidal erstaunt.
    »Davon habe ich noch nie etwas gehört. Deswegen habe ich eine Stichwortabfrage gestartet, und die hat ergeben, dass eine solche Verletzung auch bei anderen unbekannten Unfalltoten festgestellt und von dem Kollegen ebenfalls als eine Reanimationsverletzung eingestuft wurde. Ich kam auf die Idee, spaßeshalber mal bei unserem Betonopfer nachzusehen, und auch bei ihm sind die Stimmbänder durchtrennt. Außerdem habe ich eindeutige Verletzungen des Kehlkopfdeckels feststellen können. Und noch etwas.«
    »Was denn?«
    »Der Mann ist ebenfalls ertrunken.«
    »Im Beton?«
    »Nein, in dem Ihnen schon bekannten Meerwasser aus dem Kanister.«
    »Das kann nun wirklich kein Zufall mehr sein«, murmelte der Comisario. »Sind Sie mit der Obduktion denn schon fertig?«
    »Nein, noch nicht. Ich habe jetzt Nachtdienst und muss nach Magaluf, da hat schon wieder so ein Irrer versucht, vom fünften Obergeschoss aus in den Hotelpool zu springen.«
    »Sie müssen mir aber versprechen, dass sie die Obduktion gleich morgen früh beenden, ja?«
    »Sí, Señor, Sie können sich darauf verlassen.«
    *
    Es war schon später Abend, als sich alle an den Ermittlungen Beteiligten zum »Update«, wie es seit Neuestem hieß, im Büro des Comisarios trafen. Neben Ewald Wirz waren diesmal auch Konsulin Flach und Gräfin Rosa anwesend. Ein weiterer Herr wartete darauf, von García Vidal vorgestellt zu werden.
    »Liebe Kolleginnen und Kollegen, neben mir sitzt Álvaro Sanchez, Staatssekretär im Auswärtigen Amt. Er ist extra aus Madrid angereist, um sich genauer über die Sachlage in unserem Fall zu informieren.«
    »Señoras y Señores«, hob der smarte Mittvierziger denn auch gleich an, »wir haben in der Hauptstadt bereits derartig viele Baustellen mit Krisencharakter, da können wir einen weiteren Skandal wirklich nicht gebrauchen.«
    »Wir sind Ihnen dankbar für Ihre Anteilnahme«, erwiderte Konsulin Flach irritiert, »aber worin sehen Sie den Skandal?«
    »Na, was meinen Sie, mit welchem Vergnügen uns die Presse alles um die Ohren hauen wird, wenn erst einmal etwas von den Todesfällen durchsickert. Wie viel Tote gibt’s denn inzwischen in Ihren Konsulatskellern?«
    »Señor Álvaro.« Die Augen des Comisarios waren ungewohnt klein. »Ich bin mir sicher, dass sich die verbale Schärfe, die Sie hier einbringen, auf die bisher völlig reibungslose und geradezu vorbildliche Zusammenarbeit nur kontraproduktiv auswirken kann.«
    »Die Schärfe bringe nicht ich hinein, sondern die Botschafter der betroffenen Konsulate. Vor allem der Russe macht ein Fass auf, weil sie einen Toten zu beklagen haben.«
    »Zwei Tote«, bemerkte Carmen trocken. »Einer ist heute im Suff aus einem Hotelfenster springend neben dem Pool gelandet.«
    Sanchez stockte einen Moment. »Und was hat der mit unserem Fall zu tun?«
    »Nichts.« Carmen grinste ihn an.
    García Vidal versuchte, die angeheizte Stimmung etwas abzukühlen. »Meine Kollegin will sagen«, erklärte er, »dass die Zusammenarbeit zwischen der Polizei und den Konsulaten hauptsächlich aus der Aufklärung von irgendwelchen Todesfällen besteht. Das ist also nichts Besonderes, und diese Zusammenarbeit gab noch nie Anlass zur Klage.«
    »Aber den Russen fehlt eine reiche Gräfin mitsamt ihres Geldes, und sie machen uns dafür verantwortlich. Und der Tote, der auf dem Campo gefunden wurde, Petre Ivanow, soll ja ebenfalls ein reicher Knopf gewesen sein.«
    »Er war es zumindest, bis das russische Konsulat jemand völlig Fremden dazu legitimiert hat, seine Konten zu plündern.« Die Konsulin lächelte Sanchez freundlich an. »Señor, ich wurde in dieser Angelegenheit von den Kolleginnen und Kollegen der Konsulate einstimmig zur Sprecherin des diplomatischen Korps hier auf den Balearen bestimmt. Sollten Beschwerden aus Presse oder Politik an mich herangetragen werden, werde ich Sie umgehend darüber informieren.«
    Es entstand eine kurze Pause, in der der Staatssekretär überlegte, ob er es dabei bewenden lassen konnte. Und tatsächlich sagte er nichts mehr dazu.
    »Wunderbar«, hob García Vidal an, »und nun möchte ich unseren neuerdings so vornehm schweigenden Señor Berger nach seiner Meinung fragen.«
    Berger schüttelte lächelnd den Kopf. »Was die Zurückhaltung betrifft, so übe ich als zukünftiger Hochadliger schon mal. Was aber die ehemals reichen Toten und Vermissten anbelangt, so bin

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