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Schnabel, Andreas

Schnabel, Andreas

Titel: Schnabel, Andreas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tod inclusive
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sich bei diesen Worten der Magen zusammen. Erst in dem Augenblick, als er sie aussprach, bemerkte er, dass er log.
    *
    Die Flammen hatten sich langsam vom Herzstück des »Instituto Anatómico Forense«, den Kühlkammern, nach außen gearbeitet. Das konnte man daran erkennen, dass in diesem Bereich die Stahlkonstruktion des Daches bereits nachgegeben hatte und eingestürzt war. Einen wirklichen Löscherfolg konnten die Einsatzkräfte der Feuerwehren jedoch erst verbuchen, seitdem sie durch das dadurch entstandene Loch im Dach der Gerichtsmedizin die Kühlkammern mit Leichtschaum fluteten. Inzwischen stieg nur noch weißer Rauch zwischen den verbogenen Stahlsparren und den zerborstenen Fenstern auf.
    »Hola, Señores, wie sieht es aus?«, erkundigte sich García Vidal im Einsatzleitbus der Feuerwehr. »War noch etwas zu retten?«
    »Bisher«, lautete die mürrische Antwort, »ist es uns gelungen, den Labortrakt zu halten. Dort gibt es noch nicht einmal Wasserschaden. Den Sektionsbereich hat es hingegen böse erwischt.«
    »Und warum nehmt ihr Schaum zum Löschen?«
    »Weil die Einsatztrupps berichtet haben, dass Wasser wie ein regelrechter Brandbeschleuniger wirkt.«
    »Das hört sich aber nicht nach einer natürlichen Brandursache an«, sagte der Comisario besorgt.
    »Nein, wir tippen auf einen Phosphor-Brandsatz, Magnesiumsulfit oder Calciumcarbid. Auf jeden Fall ist es etwas, was in Verbindung mit Wasser brennt oder brennbare Gase entwickelt. An dem, was nach dem Brand übrig bleibt, werden wir sehen, was es war. Auf jeden Fall lässt sich damit aus einem Kühlschrank ein Krematorium machen.«
    Dr. Garoix stieß, frisch aus Magaluf kommend, dazu und stellte sich kopfschüttelnd neben Berger, der neben dem Bus auf den Comisario wartete.
    »He, Doc, ein schönes Inferno, was? Wohin nun mit dem Frischfleisch?«
    »Wir haben hinten noch einen kleinen Kühlraum, den für die bereits freigegebenen Leichen. Der wird aber bei unserem Arbeitspensum bald aus allen Nähten platzen.«
    Berger wurde neugierig. »Die bereits freigegebenen Leichen lagern auch weiterhin hier? Haben die Beerdigungsunternehmer denn keine Kühlräume?«
    »Sie bleiben hier, da genau wie wir auch das Bestattungsgewerbe auf den Balearen bekanntlich staatlich ist. Wozu also zwei Kühlräume bauen? Aber lange lagern wir die Leichen nicht oder nur in ganz begrenztem Umfang. Vierundzwanzig Stunden nach dem Exitus fährt man hier traditionell in die Gruft. Das ist so Sitte und resultiert aus einer Zeit, als es noch keine Kühlungen gab.«
    »Wenn die Bestatter städtische Angestellte sind, wie Sie und Ihre Kollegen auch, haben die dann in Ihrem Institut auch freien Eintritt?«
    »Ja, die haben wie wir eine Chipkarte, mit der man hier jede Tür öffnen kann.«
    »Wer wann welche Tür geöffnet hat, wird aber sicher irgendwo registriert?«
    »Natürlich. Der Serverraum für das gesamte Institut befindet sich direkt neben dem Kühltrakt.«
    »Macht das Sinn?«, fragte Berger verwundert.
    »Ja, denn so ein Großrechner hat es gern kühl, und Kälte ist dort ein Abfallprodukt.«
    »Wissen Sie, ob es für den Server ein regelmäßiges Back-up gibt?«
    »Da bin ich überfragt. Warum interessiert Sie das?«
    »Weil der zentrale Kühltrakt komplett abgebrannt ist und mit ihm sämtliche Daten des Forensischen Instituts..«
    »So ein Blödsinn. Was soll den da brennen?«
    »Beweise, Señor Garoix, Beweise.«
    *
    Gräfin Rosa, Carmen und Angela Bischoff waren nach der abendlichen Lagebesprechung in García Vidals Büro auf die »Finca Limonera« gefahren, wie die kleine Esmeralda das gräfliche Anwesen inzwischen getauft hatte, um dort in gemütlicher Runde mit der Großherzogin zu beraten, wie es mit dem Wellness-Programm weitergehen sollte.
    »Ist denn schon bewiesen, dass die etwas mit dem Verschwinden der Freifrau zu tun haben?«, wollte die Großherzogin wissen. »So ein Anfangsverdacht ist ja schnell erhoben.«
    »Bewiesen ist rein gar nichts«, stellte Carmen klar. »Aber sie wusste, ohne dass der Comisario davon etwas verlauten ließ, dass die Dame eine ›von und zu‹ ist.«
    »Soweit ich weiß«, ergänzte Angela Bischoff, »bieten die Zarzarrosa-Leute Wellness-Kurse auch in sehr vielen Hotels an. Antonia von Siehl war mehrmals im Jahr auf Mallorca und nicht immer im selben Hotel.«
    Die Großherzogin überlegte. »Warum wird dann die Finca observiert?«
    »Weil Señor Comisario es dem Residente nachtun wollte und sich mit seinem Urin unterhalten

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