Schnabel, Andreas
»Und wie kam es dann zu uns?«
»Handtuch drüber, es ist ja fürs Vaterland, und dabei an einen knackigen Männerhintern denken. Wenn ich wüsste, dass wir beide danach Zeit und Ruhe füreinander haben, würde ich auch heiraten und einen Sohn zeugen, auf wem auch immer.«
»Du wirst es nicht glauben, aber das geht mit Annmarie nicht. Sie ist nicht nur meine Ehefrau, sondern inzwischen auch die beste Freundin, die ein schwuler Mann nur haben kann.«
Hakim sah ihn entsetzt an. »Sie weiß von uns?«
»Nein, von mir.«
»Yussuf, bei Allah, wie konntest du ihr das nur sagen?«
»Ich habe nichts gesagt, sie wusste es. Sie hat mir in die Augen geschaut und wusste es einfach.«
»Du meinst, wenn sie mich ansieht, weiß sie es auch sofort?«
»Mit Sicherheit.«
Hakim pfiff anerkennend durch die Zähne. »Eine Frau mit Einfühlungsvermögen.« Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und überlegte. »Und, wirst du mit ihr einen Sohn haben?«
Yussuf lächelte und errötete leicht. »Wenn überhaupt, dann nur mit ihr. Wenn du sie siehst, dann wirst du verstehen, warum. Sie ist nicht nur ein wunderbarer Freund, sie ist auch das schönste Wesen, das Allah je geschaffen hat.« Er sah auf und registrierte Hakims Entsetzen.
»Yussuf, mein Freund, was ist mit dir? Ich kann es einfach nicht fassen. Du bist verliebt in sie. Du liebst eine Frau!«
»Du redet Unsinn. Selbst wenn es so wäre, tangiert das nicht unsere Beziehung.«
»So? Warum fühle ich dann mich und unsere Liebe verraten?«
»Ich bin doch hier, und an meinen Gefühlen zu dir hat sich nichts geändert.«
Hakim erhob sich von seinem Stuhl und lief aufgeregt hin und her. »Verstehst du das denn nicht? Ich wurde von einem Feind besiegt, gegen den ich mich nicht wehren kann.«
»Sie ist nur eine Freundin.«
»Mit der du in Zukunft reden, lachen und weinen willst. Wirst du in Zukunft an sie denken, während du mich fickst?«
»Nein. Ich würde an dich denken, wenn ich mit ihr zusammen wäre. Aber das sind wir nicht, weil wir nur Freunde sind. Und wenn wir nicht im Dienst wären, würde ich dich jetzt erst küssen und dann vernaschen, um es dir zu beweisen.«
SECHS
Während sich Arzt und Sanitäter um das Mädchen kümmerten, versuchten García Vidal und Berger hinter den Sinn der Abschiedszeilen zu kommen, die sie auf ihrem PC -Bildschirm zu hinterlassen versucht hatte. Offensichtlich war schon jede Menge von diesem Beruhigungsmittel in ihrem Blut gewesen, als sie sich dazu entschloss, ihrer Nachwelt den Grund dafür mitzuteilen, warum sie aus dem Leben scheiden wollte.
El Padrón, er verkauft – Oper Schule – schlimm leid helfen (Olivia = Konstanz)
»Und das ist wirklich alles?«, schimpfte García Vidal. »Wer soll denn aus diesem Kauderwelsch klug werden?« Er trat zwei Schritte zurück, um den Satz aus der Entfernung auf sich wirken zu lassen. »Miguel, Sie haben früher doch hin und wieder einen Joint geraucht. Da müssten Sie doch eigentlich wissen, was in einem benebelten Hirn vorgeht.«
»Das weiß ich dann, wenn ich benebelt bin, und das war ich schon seit Jahren nicht mehr. Meine Gräfin versetzt mich so oft in eine Hochstimmung, dass ich kein Dope mehr benötige.«
»Señor Residente, dürfte ich Sie darauf hinweisen, dass ich das nicht sexuell meinte.«
»Ich auch nicht, Cristobal. Wenn ich ihr gegenüber beim Frühstück sitze oder sie beobachte, wenn ich mit ihr auf dem Markt bin und nur hinter ihr hergehe, wenn ich einfach nur mal so einen Kuss von ihr bekomme oder mein Handy aufklappe und ihr Bild sehe, dann hüpft mein Herz vor Freude. Das meinte ich mit Hochgefühl.«
Über das Gesicht des Comisarios glitt ein Lächeln. »Manchmal fällt es einem schwer zu glauben, dass ihr nüchternen Deutschen auch Romantiker sein könnt.« Er schaute wieder auf den Bildschirm. »Aber das hilft uns jetzt überhaupt nicht weiter.« Es sah sich im Raum um. »Alle mal herkommen und gucken. Kann sich jemand aus dieser Wortfolge hier einen Reim machen?«
Nachdem Hidalgo den seltsamen Satz zweimal gelesen hatte, tippte er auf einen der Namen. »Olivia ist die große Schwester von Camila. Der Rest sagt mir nichts.«
»Und wo ist Olivia momentan?«, fragte Berger.
»Bei der Probe, nehme ich an.« Hidalgo nahm sein Handy und wählte eine Nummer. »Ich rufe mal meine Schwägerin an. Die ist genau wie sie in der Musikschule ehrenamtlich tätig. Die haben übermorgen auf der Plaça Mayor ihre große Aufführung. Deswegen hat Olivia auch Urlaub
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