Schnabel, Andreas
bildschöne Blondine an seiner Seite hingegen passte zwar zu ihm, aber nicht in die Menge der Zuschauer. Einen derartig sportlichen Menschen erwartete man auf der Tanzfläche und nicht daneben. Außerdem schienen beide mehr an ihrer Unterhaltung interessiert zu sein, als sich an den Tanzenden zu erfreuen.
»Und seit wann wissen Sie, dass sich die Polizei für die Finca interessiert?«, raunte er ihr zu.
»Seit zwei Beamte bei uns waren und sich nach Frau von Siehl erkundigten. Sie haben sich abwimmeln lassen, aber ich werde seitdem das Gefühl nicht los, dass wir beobachtet werden.«
»Durch wen?«
»Durch wen wohl, durch die Polizei natürlich oder was es sonst noch für Schnüffler gibt. Es ist ein reines Bauchgefühl, das gebe ich zu, aber ich irre mich nur ganz selten damit.«
»Gut, dann werde ich euch jemanden rüberschicken. Der Junge kennt sich mit Wanzen und allem elektronischen Schnickschnack aus. Wenn ihr beobachtet werdet, findet der auch etwas.«
»Wie soll das gehen? Wenn er nach den Dingern sucht, wird er doch dabei gesehen, und dann wissen sie, dass wir wissen.«
»Er hat, wie gesagt, eine Menge Erfahrung. Er wird sich so bewegen, dass er inkognito bleibt.«
Sie war sichtlich erleichtert. »Und so lange wird auf altem Wege miteinander kommuniziert?«
»Sí, Señora. Auf diese Weise können wir weder gehackt noch abgehört werden.«
Sie taten so, als würden sie die Tänzer beobachten.
»Und was wird nun mit Frau von Siehl geschehen? Soll sie verschickt werden, oder findet sie bei Ihnen Verwendung?«
Er musterte eine junge, tanzende Frau, die in sein Beuteschema passte. »Wir testen gerade, ob es überhaupt einen Markt für so stark gebrauchte Brünette gibt. Wenn ja, geht sie mit dem nächsten Schiff rüber. Wenn nein, werde ich mich ihrer annehmen.«
Sie zögerte eine Weile, fasste dann aber doch den Mut, ihn auf das anzusprechen, was sie beschäftigte. »Padrón, wir sind nun schon drei Jahre auf dieser Insel, und ich denke, dass es langsam gut ist. Wir haben mit unseren Programmen hier viel Glück gehabt und noch mehr Geld gemacht. Wir sollten zusehen, dass wir unsere Zelte hier abbrechen.«
Es war tatsächlich so etwas wie ein Lächeln, das über sein Gesicht huschte.
»Sollte die obercoole Mrs. Svensson kalte Füße bekommen haben?«
Sie nickte betreten. »Wenn ich ehrlich bin, muss ich es zugeben. Denken Sie bitte daran, dass mich mein Bauchgefühl noch nie getrogen hat.«
Er lächelte zwar, als er sie ansah, dennoch gefror ihr bei diesem Blick das Blut in den Adern. »Mein Kind, wir werden sehen, ob es dich diesmal nicht eventuell trügt.«
*
Angela Bischoff starrte fassungslos ihr Handy an. »Warte bitte, Freaky, ich stell dich mal laut. Wenn ich das erzähle, glaubt mir kein Mensch.« Sie drückte ein paarmal auf ihr Display und legte dann das Telefon in die Mitte des Tischs. »So, nun kannst du loslegen.«
»Guten Abend, erst einmal«, tönte es blechern aus dem Lautsprecher. »Wir wissen nun, von wo der Spion auf den Server des Steuerberaters übertragen wurde.«
»Lassen Sie mich raten«, unterbrach ihn Berger. »Es ist ein kirgisischer Hacker, der irgendwo in der mongolischen Steppe aus einer Jurte heraus mit einem Satellitenhandy funkt.«
»Ein Volltreffer mit unwesentlichen Schönheitsfehlern«, gab Freaky gut gelaunt zurück.
»Die da wären?«
»Nun ja.« Der junge Mann verstand es, Spannung aufzubauen. »Die Jurte ist ein Rathaus und steht nicht in der mongolischen Steppe, sondern in Santanyí.«
Sie warfen einander fassungslose Blicke zu. Angela wollte sichergehen. »Ein Irrtum ist ausgeschlossen?«
»Leider. Wenn Sie jetzt zum Rathaus fahren, müsste hinter einem Fenster noch Licht brennen. Dort sitzt unser Mann.«
»Freaky«, hob Angela an, »das müssen wir erst mal verdauen. Ich rufe dich gleich zurück.«
»Moment«, fuhr García Vidal dazwischen. »Señor Freaky, könnten Sie vielleicht herkommen?«
»Nach Mallorca?«
»Sí.«
Freaky überlegte nicht eine Sekunde. »Ich habe zufällig sogar ab morgen Urlaub, und auf Mallorca war ich noch nicht. Also gern, ich komme. Ich muss nur noch einen Flug buchen. Wenn ich so kurzfristig überhaupt einen bekomme, mitten in der Saison.«
»Müssen Sie nicht. Das machen wir für Sie. Wir schicken Ihnen eine SMS , wann Ihr Flugzeug geht. Von Köln aus wäre es Ihnen recht?«
»Kein Problem, es ginge aber auch von Frankfurt.«
»Okay, Señor, dann packen Sie Ihre Sachen. Wir erwarten Sie hier
Weitere Kostenlose Bücher