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Schnabel, Andreas

Schnabel, Andreas

Titel: Schnabel, Andreas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tod inclusive
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Arbeit.«
    *
    Am späten Nachmittag fuhren sie in Yussufs Wagen wieder in Richtung Fliegerhorst. Zu Annmaries Erstaunen rollten sie daran vorbei und parkten auf einem kleinen, wenig frequentierten Rastplatz an der Ausfallstraße.
    Sie sah sich angenehm überrascht um. »Das sieht hier gar nicht mehr nach Wüste aus. Alles ist grün.« Sie kniff die Augen zusammen, um die Pflanzen auf den etwas entfernten Feldern erkennen zu können. »Sind das Weinstöcke?«
    Yussuf nickte. »Rund um Oran ist die Weingegend Algeriens. Die Weine sind sogar im internationalen Vergleich recht passabel.«
    »Und nun steht also eine Weinprobe auf dem Programm?«
    »Nein, nicht einmal annähernd. Du musst jetzt tapfer sein und trotz der Hitze in den Kofferraum verschwinden.«
    Sie erwiderte nichts, sondern sah ihn lange prüfend an. »Und es wird nicht zu meinem Schaden sein?«
    »Im Gegenteil, meine Schöne.« Er wischte ihr behutsam eine blonde Locke, die sich aus dem Schleier gestohlen hatte, zur Seite. »Jetzt geht es für dich nach Hause. Vertraust du mir?«
    Sie nickte, und beide stiegen aus. »Wenn es überhaupt einen Menschen gibt, dem ich vertraue, dann bist du es, Yussuf.«
    Er öffnete den Kofferraum des Chryslers, sie stieg hinein und riss sich den Schleier vom Kopf. »So habe ich wenigstens ein bisschen Luft.« Sie sah ihn an. »Werden wir vor meiner Abreise noch etwas Zeit für uns haben?«
    »Ich denke nicht. Hakim wird dabei sein.«
    »Schön, dass ich ihn auch einmal kennenlerne.« Sie richtete sich, im Kofferraum kniend, noch einmal auf und gab ihm einen Kuss. »Yussuf, ich danke dir für deine Menschlichkeit. Egal, was in den nächsten Stunden mit mir geschehen wird, ich weiß, dass du nur das Beste für mich wolltest. Aber eine Frage habe ich noch. Warum bist du so geknickt?«
    Yussuf fühlte sich ertappt. »Was dir angetan wurde, ist furchtbar, und ich fürchte, dass hinter allem irgendwie mein Vater steckt. Sonst hätte er sicher nicht solche Angst davor, dass du zu Hause oder in deinem Konsulat anrufen und berichten könntest.«
    »Fühlst du dich besser, wenn du vor diesem Problem den Kopf in den Wüstensand steckst?«
    »Nein, aber ich kann auch nichts dagegen tun. Wenigstens habe ich gehandelt, um diesem Unrecht in deinem Fall ein Ende zu bereiten.«
    Annmarie war zufrieden mit seiner Auskunft. »Und dafür danke ich dir. So, und nun mach endlich die Klappe zu. Ich will nach Hause.«
    Was für eine besondere Frau, dachte Yussuf, als er den Wagen behutsam in Bewegung setzte. Er überlegte, ob es noch eine würdigere Möglichkeit für sie gäbe, ungesehen in den von der restlichen Kaserne abgeteilten Bereich der SAR -Flugstaffel zu kommen, aber der Kofferraum war die einzige Möglichkeit. »Kannst du mich verstehen?«, rief er, so laut er konnte, nach hinten.
    »Ja«, kam es leise zurück.
    »Es ist ein Jammer, dass ich schwul bin. Du bist eine Traumfrau!«
    Er stellte plötzlich fest, dass er sich zu Annmarie hingezogen fühlte, und war sich seiner Homosexualität auf einmal gar nicht mehr so sicher. Er errötete und sah verlegen an sich herunter. Oder konnte man eine Erektion auch aus Bewunderung bekommen?
    *
    Erwin Krause hatte schon als Kind ein Gespür dafür gehabt, Gefahren, die ihn betrafen, frühzeitig zu wittern. Selbst dann, wenn etwas noch in weiterer Ferne lag, versuchte er, präventiv darauf zu reagieren.
    »Serge, mein Lieber«, sagte er nun. Er lag entspannt auf seiner Liege am Pool und betrachtete die wohlgeformten braun gebrannten Leiber um ihn herum. »Obwohl wir hier ein Publikum haben, das unseren Ansprüchen durchaus genügt, sollten wir wieder unser Ränzlein schnüren.«
    Serge war wenig glücklich über die ständigen Ortswechsel, aber er sah die Notwendigkeit. Außerdem hatte er gelernt, den Spürsinn des alten Mannes, der ihnen schon oft den Hals gerettet hatte, zu schätzen. »Wohin geht’s diesmal?«
    »Ich habe uns zwei Suiten in der ›Finca Amapola‹ gemietet. Wir haben es verdient, uns wieder einmal in aller Abgeschiedenheit von Flair, Ambiente und Küche verwöhnen zu lassen.«
    »Sind es wieder die Suiten ›Rosa‹ und ›Casa Bomba‹?«
    Der Alte lächelte milde. »Natürlich. Du weißt doch, einen alten Baum verpflanzt man nicht. Außerdem muss man die Vorteile ausnutzen, die ein so exquisites Haus seinen Stammgästen zu bieten hat. Luxus in aller Bescheiden-und Abgeschiedenheit, das ist unser Ding, und ich hoffe, es bleibt so.« Er setzte sich auf und trank einen Schluck von

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