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Schnabel, Andreas

Schnabel, Andreas

Titel: Schnabel, Andreas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tod inclusive
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frustriert. »Nach dem, was wir hier gefunden haben, scheint die Finca nur ein Baustein einer kriminellen Vereinigung zu sein.«
    »Stimmt.« Der Comisario rührte versonnen Zucker in seinen Cortado. Da Peer Gunnarsson nun tot war, wurden sie von der Terrierdame am Empfang damit versorgt.
    »Und das große Ganze scheint so aufgebaut zu sein, dass kein Baustein etwas vom anderen weiß.«
    »Bis auf die Geschäftsführerin. Die wird natürlich etwas wissen, aber ich fürchte, dass sie das mit ihrem Leben bezahlt hat.«
    Berger brummte verhalten. »Sie war hübsch genug. Wenn Jordi mit seiner Beobachtung recht hat, wird sie ihr Restleben vielleicht in irgendeinem Harem verbringen dürfen. Oder sie macht sich irgendwo inkognito ein schönes Leben in Saus und Braus. Dass sie dem Riesen die Kehle durchgeschnitten haben soll, halte ich in beiden Fällen für unmöglich.«
    Der Comisario empfing eine SMS . Er warf einen Blick auf das Display und sprang auf. »Der Schafstall hat Besuch bekommen. Wir sollten zum Observationsbus fahren. Von dort aus können wir verfolgen, wohin die Rohrpostbombe gebracht wird.«
    *
    Vor allem wegen der Hitze hatte Annmarie in dem eigentlich recht geräumigen Kofferraum dennoch Mühe, die in ihr aufsteigende Platzangst zu bekämpfen. Krampfhaft dachte sie fortwährend an die unendliche Weite des Meeres. Sie stellte sich Eisberge vor. Massen von riesigen Eisbergen, doch irgendwann half auch das nicht mehr. Sie begann zu weinen, das erleichterte sie etwas.
    Irgendwann rief Yussuf nach hinten: »Achtung, jetzt bitte Ruhe. Wir kommen zum ersten Kontrollpunkt.«
    Sie wurden anscheinend problemlos durchgewunken, denn Yussuf gab bald wieder Gas.
    Annmarie wurde unsicher. Wieso, dachte sie, zum ersten Kontrollpunkt? Dass es auf den Stützpunkt ging, das wusste sie, aber da war, wie bei jeder Kaserne, nur eine Einlasskontrolle. Sollte es zu den Rettungsfliegern gehen? Aber was sollte sie dort?
    Yussuf verspürte zum ersten Mal in seinem Erwachsenenleben Angst. Er war in der Luft schon bei so manchem Sturm in brenzlige Situationen geraten und hätte zu Recht Angst um sein Leben haben können, aber da war nichts von Angst oder Panik zu spüren gewesen. Doch nun machten sich Nerven bei ihm bemerkbar. Ihm wurde bewusst, dass es dabei nicht darum ging, mit einer Frau im Kofferraum erwischt zu werden, sondern dass es ihn ängstigte, in seinen Grundfesten erschüttert worden zu sein. Mit zitternden Knien bremste er den Wagen am Schlagbaum zum SAR -Bereich des Fliegerhorstes ab.
    Der Wachmann war irritiert. » Salam aleikum , Major, heute mit Auto?«
    » Wa aleikum as-salam. Ich habe ein paar Klappstühle und Tische im Kofferraum. Wir wollen am Wochenende ein wenig feiern.«
    »Steht eine Beförderung an?«
    Yussuf lächelte vielsagend. »Sie werden verstehen, dass ich darüber noch nichts sagen darf. Aber Sie werden es als Erstes erfahren, wenn Sie mich mit ›Herr Oberst‹ anreden dürfen.«
    Der junge Mann salutierte lachend und winkte ihn durch.
    Hakim wartete am Tor des Hangars und verschloss das schwere Schiebetor hinter ihm. Yussuf fuhr bis in die letzte Ecke der riesigen Halle, sprang aus dem Wagen und öffnete den Kofferraum.
    »Die Luft ist rein. Bis auf Hakim sind jetzt alle in der Kantine.«
    Annmarie stieg sichtlich erleichtert aus dem Kofferraum und musste sich erst einmal setzen. Sie war froh über die Weite der Halle. »Ich glaube, ich hätte es keine Minute mehr länger in diesem Kabuff ausgehalten. Ich neige wahrlich nicht zur Hysterie, aber das war hart an der Grenze.«
    Hakim trat zu ihnen und war sprachlos. Er hatte noch nie eine so schöne Frau mit derartig langen blonden Haaren gesehen. »Und sie ist wirklich ein Geschenk deines Onkels?«, fragte er auf Arabisch.
    »Ja, und wie sich herausstellte, ein sehr wertvolles.«
    »Wenn sie wegsoll, dann verkaufe sie doch einfach. Ich kenne einige Beduinenscheiks, die würden für sie ein Vermögen geben.« Hakim konnte seinen Blick nicht von ihren Haaren abwenden. Er griff danach. »Mein Freund, ich hoffe, du hast nichts dagegen.«
    Yussuf war entsetzt. Sein Geliebter war ihm noch nie so fremd gewesen wie in diesem Augenblick. »Da musst du nicht mich, sondern sie fragen.«
    »Ich denke, sie ist dein Eigentum?«
    »Wir fliegen durch die Lüfte, mein Freund. Gehören uns deswegen auch die Vögel?«
    Hakim ließ die Hand sinken. »Wenn sie wirklich eine Schwester für dich ist, dann gebiete ihr, sich zu bedecken, wie es sich geziemt. Nur wenn sie

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