Schnabel, Andreas
›Transport-Bombe‹ und ab ins Labor. Was Bequemeres gibt es nicht, und die hat sich genau so angehört.«
»Meine Herren«, murmelte Berger. »Tantchen hat schon wieder einmal recht gehabt.«
Sie ließen alles stehen und liegen und suchten die Räumlichkeiten nach der Rohrpost ab. Im Nebenraum der kleinen Küche wurden sie fündig. Berger nahm die »Bombe« aus dem Fangkorb, der unter einer Rohrkrümmung angebracht war, und schraubte sie auf. Er entnahm ihr einen handgeschriebenen Zettel. »Wenn ihr das in der Finca seid, dann macht ein Kreuz und schickt das Ding zurück. Jordi.«
García Vidal zückte einen Stift, machte das Kreuz und ergänzte: »Wenn das Ding ankommt, bitte mich auf meinem Handy anrufen. CGV .«
Der Arzt, der sich mit dieser Art Anlage ja auskannte, schob den Zettel in die Kartusche, verschraubte sie, öffnete eine Klappe in einem danebenliegenden Rohr, das senkrecht in die Decke ging, legte die »Bombe« in den Schacht, verschloss die Klappe mit einem Sicherungshebel und drückte auf die rote Leuchttaste einer Tastatur. Erst zischte es laut, dann hörte man, wie die Kartusche rumpelnd durch das Rohr schoss und sich immer weiter entfernte. Keine zwei Minuten später klingelte García Vidals Handy. Angela Bischoff war dran.
»Cristobal, wir stehen etwa fünfhundert Meter von der Finca entfernt am anderen Ende eines riesigen Feldes in einem verfallenen Schafstall. Du wirst es nicht glauben, aber in einer anderen Bombe, die hier in unserem Auffangkorb lag, fanden wir eine Kartusche, die mit drei Fünfzigeuroscheinen umwickelt war. Darin befanden sich wiederum achtunddreißigtausend Euro in bar. Und ein Zettel mit einer Art Wochenabrechnung.«
Der Comisario pfiff durch die Zähne. »Packt alles wieder so ein, dass niemand bemerkt, dass ihr da dran wart. Irgendjemand wird mächtig scharf auf das Geld sein, und ich will wissen, wer. Jordi soll sich dort auf die Lauer legen. Du kommst bitte wieder zur Finca zurück. Bis gleich.« Er beendete das Gespräch, ließ durch einen Polizeibeamten Capitán Ramirez dazuholen und gab ihm und den anderen weiter, was Angela ihm mitgeteilt hatte. »Ramirez, von Ihrem Team sollen sich zwei Kollegen an der Straße auf die Lauer legen und den, der diese seltsame Fracht abholt, verfolgen.«
»Okay.« Der Capitán gab die Anweisung an einen seiner Leute weiter. »Leider habe ich noch eine schlechte Nachricht.«
García Vidal war auf das Schlimmste gefasst. »Die da wäre?«
»Wer auch immer den Mann umgebracht hat, weiß, dass wir die Finca observiert haben. Unsere Kamera für den Pool war angezapft. Wir haben von einem Speicher die ganze Zeit eine Schleife vom leeren Pool vorgespielt bekommen.«
»Das war die einzige logische Erklärung für die beiden verschiedenen Bilder«, sagte der Comisario wenig überrascht. »Nun habe ich eine gute und eine schlechte Nachricht für Sie , Señor.«
Ramirez trat nervös von einem Fuß auf den anderen. »Beginnen Sie mit der guten«, bat er.
»Wer das getan hat, muss denken, dass er es mit völligen Anfängern zu tun hat, die null Peilung von dem haben, was hier abgeht. Das wird ihn, so hoffe ich, überheblich machen, und er wird uns unterschätzen.«
Ramirez machte ein zerknirschtes Gesicht, wirkte aber gleichzeitig erleichtert, dass der Comisario der Situation offenbar schon wieder Positives abgewinnen konnte. »Und was ist die schlechte?«
»So, wie wir uns hier angestellt haben, hat er völlig recht mit seiner Annahme.«
*
Nachdem Freaky und Camila zuerst recht zuversichtlich gewesen waren, dass es ihnen mit vereinten digitalen Kräften gelingen würde, den Computer ihres »Auftraggebers« aufzuspüren, schienen sie ein paar Stunden später etwas desillusioniert. Ziemlich bedröppelt liefen sie vom Rathaus zur Bar Sa Plaça hinüber und trafen dort fast gleichzeitig mit dem Comisario, Angela Bischoff und Berger ein.
»Hallo, ihr beiden«, begrüßte sie Angela, »ist eure Arbeit schon erledigt?«
»Leider nicht«, erwiderte Freaky bedauernd. »Uns bleibt nichts anderes übrig, als darauf zu lauern, dass unser Widersacher sich von allein meldet. Erst dann kann ich tätig werden. Eine gute Nachricht habe ich aber: Was das Strafrechtliche anbelangt, bleibt nicht viel übrig, was man Camila vorwerfen könnte. Sie hat den Spion lediglich platziert, indem sie vorformulierte Phishing-Mails verschickte. Alles Weitere lief dann aber wohl automatisch ab, ohne ihr weiteres Zutun oder Wissen. Er sah sie lächelnd an.
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