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Schnabel, Andreas

Schnabel, Andreas

Titel: Schnabel, Andreas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tod inclusive
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ihren linken Arm frei.
    Yussuf wusste, was zu tun war, und reichte ihr die ausgepackte Infusionsnadel. Er riss eines der Steri-Pads auf, entnahm ihm ein Desinfektionsläppchen und wischte damit mehrfach über ihre Armbeuge.
    »Du scheinst Erfahrung zu haben.«
    Er lachte. »Nein, ich habe nur schon öfter Blut gespendet. Als Offizier müssen wir das jedes halbe Jahr machen.«
    »So, nun umfasse bitte mit beiden Händen meinen Oberarm und drücke ordentlich zu.«
    Er folgte ihrer Anweisung. Als das Blut in ihren Venen genug gestaut war, stach sie mit geübter Hand zu. Hakim hatte seinen Job ebenfalls erledigt und schloss den leeren Beutel an die Infusionsnadel an.
    »So, mein Lieber, nun müssen wir noch etwas warten, und dann kannst du dein Schlachtfest veranstalten, wo auch immer.«
    *
    Da alles viel zu schnell gegangen war, konnten sich García Vidal und Berger im Observationsbus die Szene nur noch als Aufzeichnung anschauen. Ein Motorradfahrer hielt neben dem Schafstall und sah sich aufmerksam um. Als er niemanden entdecken konnte, ging er in der Stall, schob, ohne zu suchen, den Stapel Heuballen zur Seite, hinter dem die Rohrpostanlage verborgen war, und holte die Bombe aus dem Auffangkorb. Er öffnete sie, entnahm ihr die Kartusche und fummelte einen der Fünfzigeuroscheine ab, den er in seine Jackentasche steckte. Danach verschloss er die leere Bombe wieder und schob die Heuballen zurück vor die Anlage. Er ging nach draußen, verstaute die Kartusche im Topcase seines Motorrades, stieg auf und fuhr los.
    »Sollte uns dieser junge Mann erzählen, dass er keine Ahnung hat, was die Kartuschen, die er transportiert, beinhalten, müssen wir ihm wohl glauben. In welche Richtung ist er jetzt unterwegs?«
    Der Operator schaltete auf ein Bild, das einen Motorradfahrer aus großer Höhe zeigte. »Das ist live aus dem Hubschrauber heraus gefilmt, im Moment befindet sich der Mann auf der MA -14 zwischen Cas Concos und Felanitx.«
    »In der Stadt wird es vermutlich schwer, ihn von oben zu verfolgen, oder geht das problemlos?«, erkundigte sich Berger.
    »Nicht in den mallorquinischen Gassen. Wir lassen ihn in der Stadt von Motorradstreifen der Policía Local verfolgen.«
    »Fallen die nicht auf?«
    »Sowie er aus Felanitx heraus ist, hat ihn der Hubschrauber wieder.«
    »Miguel«, sagte der Comisario nachdenklich, »ich frage mich gerade, was jemanden wohl dazu bewegt, in der heutigen Zeit auf einen derart umständlichen Kommunikationsweg zurückzugreifen. So ein ›berittener Bote‹ braucht schließlich seine Zeit und muss außerdem bezahlt werden.«
    »Er hinterlässt aber keinerlei digitale Spuren.«
    García Vidal überlegte weiter. »Dieser Bote hat sich ganz eindeutig nur einen der drei Scheine genommen, die um die Kartusche gewickelt waren. Ich folgere daraus, dass er lediglich das erste Glied in einer Botenkette ist.«
    Auf dem Bildschirm war zu erkennen, wie der Hubschrauber vor der Stadtgrenze von Felanitx leicht nach Osten abdrehte, um die Stadt zu umfliegen. Die Motorradstreifen übernahmen und hielten die Einsatzzentrale über Funk auf dem Laufenden.
    »Achtung, Zielperson verlässt die MA -14 und biegt links auf die 5120 ein«, quäkte es aus dem Lautsprecher des Funkgerätes. Der Hubschrauber machte sofort eine Kehrtwendung und flog in westlicher Richtung weiter.
    Sie konnten auf dem Bildschirm ganz wunderbar verfolgen, wie der Motorradfahrer Felanitx nun wieder verließ und die beiden Motorräder der Policía Local abdrehten. Nach etwa einem Kilometer bog der Motorradfahrer nach links in einen Feldweg ab. Nun wurde das Bild sehr unruhig, denn der Kameramann blieb auf Abstand und stellte auf Maximalzoom.
    »Könnt ihr das nicht ruhiger halten?«
    »Nein«, antwortete Ramirez. »Der Hubschrauber ist so weit weg, damit der Motorradfahrer ihn nicht hören kann.«
    Auf dem Wackelbild war zu erkennen, dass der Fahrer anhielt, die Kartusche aus seinem Topcase herausnahm, zu einer Steinmauer am Feldrand ging, einen Stein herauszog, die Kartusche hineinlegte und dann den Stein wieder hineinschob. Er bestieg sein Motorrad und fuhr in Richtung Hauptstraße. Dort angekommen hielt er erneut, stieg ab, machte sich kurz an der unteren Ecke eines Verkehrsschildes zu schaffen, stieg wieder auf und fuhr weg.
    »Sollen wir ihn verfolgen oder bei der Kartusche bleiben?«
    García Vidal überlegte kurz. »Wir bleiben bei der Kartusche. Das Kennzeichen des Mannes haben wir ja.«
    »Sí, Comisario.«
    »Okay, dann legt euch auf

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