Schnabel, Andreas
Drogenmissbrauch gezeichnet, und er wusste, dass man bei solchen Leuten nur behutsam etwas erreichen konnte. »Wir wollen Sie zu einem ganz neuartigen Drogenprogramm einladen.«
»Wie kommen Sie auf mich? Ich nehme keine Drogen.« Der Mann wollte die Tür schließen, aber García Vidal stellte seinen Fuß dazwischen.
»Sie würden ein Jahr lang kostenlos sämtliche Drogen von uns bekommen, anonym, versteht sich, und einer unserer Ärzte würde Sie dafür alle drei Monate nur kurz untersuchen müssen.«
Die Augen des Mannes funkelten plötzlich gierig. »Ein ganzes Jahr lang?«
»Sí, Señor.«
»Und das auch noch anonym?«
»Sí.«
»Und legal? Ich könnte mir das Zeug spritzen, wo ich will?«
»Sí, Señor.«
»Mein Name ist Pol. Pol Posito.« Er beugte sich vor und sah sich nach links und rechts in der Straße um. »Kommen Sie rein, das könnte auch für meine Frau Maria interessant sein.«
Obwohl es sich bei der Diele um einen typisch mallorquinischen und daher großzügigen Eingangsraum handelte, blieb ihnen nur ein ganz schmaler Pfad, um in das Wohnzimmer zu kommen. Links und rechts türmten sich übereinandergestapelte Dinge, die jeder normale Mensch als Müll bezeichnen würde.
Pol wusste ihre Blicke richtig einzuordnen. »Sie können sich ruhig umsehen. Das ist kein Müll, das sind alles Dinge, die ich noch brauche.«
Im Wohnzimmer wurden sie misstrauisch von einer im Vergleich zu Pol Posito etwas jüngeren, jedoch bis auf die Knochen abgemagerten und zahnlosen gefühlten Achtzigjährigen beäugt.
»Kommen Sie vom Gericht?«
»Nein, Señora, wir sind von der Stadtverwaltung.«
»Sie wissen«, keifte die Frau gleich los, »dass Beschaffungskriminelle nichts dafür können?«
»Das ist denen egal«, wandte Pol Posito ein. »Die kommen wegen etwas anderem.«
»Wie, die kommen gar nicht wegen der Airbags von heute Nacht?«
»Hältst du jetzt vielleicht mal deine dumme Fresse, du blöde Schlampe?«
»Auch nicht wegen des Einbruchs bei Eroski?«
Er schlug sie ins Gesicht. »Du sollst das Maul halten, Menschenskind, sonst versaust du noch alles.«
»Was kann man denn bei dir noch versauen, du Schlaffarsch?«
Sie fing sich eine zweite Ohrfeige. Nun ging der Comisario dazwischen. »Würden Sie bitte aufhören, Ihre Frau zu schlagen, das bringt doch nichts.«
»Genau, das bringt nämlich gar nichts, du Penner«, keifte sie und raufte sich die noch verbliebenen strähnigen Haare. »Und so ein Stück Scheiße habe ich geheiratet.« An die Gäste gewandt ergänzte sie: »Und was wollen Sie hier, wenn sie die Obernull nicht in den Knast stecken wollen?«
»Die Herren kommen von der Drogenstelle und wollen uns ein Jahr lang für lau mit Drogen versorgen.«
»Für dich vielleicht für lau, du Arsch. Ich muss mich dann wieder von allen Beamten dieser Stadt durchficken lassen, nur weil du zu blöd bist, Airbags zu klauen.« Sie winkte bedient ab. »Kommt dieser Idiot doch heute Nacht plärrend nach Hause, weil ihm wieder mal so ein Ding um die Ohren geflogen ist.« Sie äffte ihn nach: »Mama, das tut so weh, ich brauch ’nen Schuss.«
Nun war es dem Mann zu viel. »Und warum muss ich mich mit dieser Scheiße abplagen? Doch nur, weil du zu blöd bist, ein Gummi zu benutzen.« An den Comisario gewandt, erklärte er: »Sie müssen nämlich wissen, dass Maria früher das Rathausklosett hatte. Das hat sie nicht nur sauber gemacht, sie hat nebenher auch noch den Herren von der Stadtverwaltung die Schwänze poliert. Einer von diesen Idioten hatte Aids, und ausgerechnet den musste sie ungeschützt bedienen.«
»Was soll ich denn machen?« Jetzt war sie es, die ihren Mann ohrfeigte. »Mit Gummi zahlt ihr Ärsche ja noch nicht einmal die Hälfte.« Sie wollte ein zweites Mal zuschlagen, aber der Comisario hinderte sie daran.
»Der Nächste von Ihnen beiden, der gewalttätig wird, bekommt von meinem Kollegen eins auf die Fresse«, brüllte er. »Verstanden?«
Beide sahen ihn an, schwiegen aber, und die Situation entspannte sich zusehends.
»So, Herrschaften. Sie können sich ja mal darüber unterhalten, ob Sie an unserem Drogenprogramm teilnehmen wollen. Wir gucken uns hier so lange um.«
»Moment«, protestierte Pol Posito. »Haben Sie überhaupt einen Durchsuchungsbeschluss?«
Berger drängte sich am Comisario vorbei, griff den Mann am Revers seines völlig verfleckten Bademantels und zog ihn zu sich heran. »Chef, soll ick ihn totmachen?«
»Ja«, kam es gelangweilt von García Vidal. »Halt ihn
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