Schnabel, Andreas
die mir geschickt werden, weiterzugeben?«
García Vidal hob erneut die beiden Herointütchen hoch und wedelte damit vor Pols Gesicht herum. »Sie wissen doch: Dummheit säuft und Intelligenz ›drückt‹. Wenn Sie sich also dumm anstellen, kann ich Ihnen einen Schnaps anbieten, aber bestimmt nicht das hier.«
Posito stöhnte auf. »Wollen Sie mich umbringen? Die werden mich glatt töten, wenn ich etwas sage.«
»Wer?«
»Das kann ich nicht verraten«, jammerte er.
»Señor Posito«, sagte der Comisario ruhig. »Wissen Sie, was ein Ork ist?«
»Nein.«
García Vidal zeigte auf Berger. »Das ist einer. Er sieht eigentlich harmlos aus, doch wenn ich ihm sage, dass er mit Ihnen machen kann, was er will, dann wird es bitter für Sie. Der reißt Ihnen nicht nur die Eier ab, er zerquetscht sie Ihnen vorher auch noch. Wollen Sie das?«
Diabolisch grinsend schob Berger den Comisario zur Seite und ging mit ausgestreckten Armen auf den panisch dreinschauenden Posito zu. »Darf ich, Chef?«
Pol Posito wich zurück, stolperte über einen Haufen abgelaufener Bohnenkonserven und stürzte in einen Stapel schon lange nicht mehr feuchter Toilettentücher. »Um Gottes willen, halten Sie den Mann zurück, ich sage Ihnen doch alles, was Sie wissen wollen.«
Der »Ork« zeigte sich ob dieser unverhofften Wendung frustriert und stellte sich wieder hinter den Comisario.
»Ich höre«, fordert García Vidal.
»Mein Job ist es, die Dateien, die mir gemailt werden, an eine bestimmte E-Mail-Adresse weiterzuschicken. Ich empfange sie mit einem PC und verschicke sie mit einem anderen, auch die Accounts sind verschieden.«
»Und an wen schicken Sie sie?«
»Ich habe keine Ahnung, an wen.«
García Vidal winkte mit einer lässigen Handbewegung nach seinem Ork. »Kümmern Sie sich bitte um ihn, er braucht offenbar doch etwas Hilfestellung.«
Bevor Berger sich erneut in Bewegung setzten konnte, kreischte Posito schon vor Angst das ganze Haus zusammen. »Gucken Sie doch selbst nach! Das Passwort ist ›Ensaimada‹.«
»Wo stehen die Computer?«
»Im Nachbarraum, und im Wohnzimmer habe ich das Notebook.« Freaky und Camila machten sich sofort an die Suche.
»Und was ist nun mit meinem Stoff?«
»Den gibt es erst, wenn die Kollegen fündig geworden sind.«
*
Norman Foster, ein freundlicher älterer Herr mit schlohweißen Haaren, fühlte sich nach seiner Algenpackung sichtlich wohl. Er genoss die Entspannung auf seiner Liege, die im Schatten einer großen Palme am Pool der Finca Zarzarrosa stand. In Reichweite stand auf einem kleinen Tisch ein großes Glas Zitronenlimonade.
Die Gräfin ließ es sich nicht nehmen, jeden einzelnen Gast persönlich nach seinem Wohlbefinden zu befragen. Dazu führte sie auf einem iPad die Kundenkartei mit sich, in der die »Stammblätter« der heutigen Gäste mit einem Lichtbild versehen waren. Irgendwann war auch Norman Foster dran. »Mister Foster«, sprach sie ihn auf Englisch an, »mein Name ist Gräfin Rosa von Zastrow. Ich bin die neue Geschäftsführerin dieses Hauses. Ich hoffe, Sie fühlen sich hier rundum wohl?«
»Von Zastrow?«, antwortete er in einwandfreiem, aber nicht ganz akzentfreiem Deutsch. »Alter preußischer Adel, wenn ich mich richtig erinnere.«
»Richtig, Sir. Sie haben in Deutschland gelebt?«
»Ich war als britischer Soldat lange Jahre in Berlin stationiert.«
»Sie sprechen ein hervorragendes Deutsch. Ich gratuliere Ihnen.«
»Nach meiner Militärzeit gehörte ich zu Ihrer Majestät diplomatischem Korps. Die letzten zehn Jahre meiner Laufbahn war ich in der britischen Botschaft in Berlin als Handelsattaché tätig.«
Rosa zeigte sich nach außen hocherfreut, war aber dennoch etwas irritiert. Sie hatte Menschen, die in der Diplomatie tätig waren, als eher verschwiegen kennengelernt. »Das muss im vereinigten Berlin eine Wonne gewesen sein. Die Gebäude waren ja dann auch alle neu, oder nicht?«
»Brandneu«, antwortete der alte Mann vergnügt. »Das war für so einen alten Zausel wie mich einfach wunderbar. Es ist schon ein Genuss, in so einer Weltmetropole feudal am Spree-Ufer residieren zu dürfen.« Er trank einen Schluck von seiner Limonade. »Aber sagen Sie, werte Gräfin, was können Sie mir für meine Schlupflider empfehlen?«
»Wozu?«, fragte sie lachend. »Sie haben doch schon welche. Ich hätte etwas dagegen.«
Nun musste auch er lachen. »Sie sind wenigstens ehrlich. Was hätten Sie also dagegen?«
»Ich würde eine Gesichtsmaske aus dem Schleim der
Weitere Kostenlose Bücher