Schnabel, Andreas
laotischen Nacktschnecke empfehlen. Das strafft und erfrischt die Gesichtshaut ungemein. Darf ich Sie für vierzehn Uhr dreißig eintragen?«
»Gern.« Er legte seine Stirn in Falten. »Und Sie beziehen die Tiere auch tatsächlich aus Laos?«
»Nicht die Tiere, nur ihren nachhaltig von Rangern des Xe-Tap- Nationalparks gewonnenen Schleim.«
Er lächelte sie schelmisch an. »Und werden Sie dann persönlich meine kleine ›Schleimerin‹ sein?«
Na holla, dachte Rosa, der geht aber ran. »Wenn Sie darauf Wert legen, werde ich sehen, dass ich das arrangieren kann.« Sie verbeugte sich höflich und zog weiter.
»Was war denn das für ein Lustgreis?«, raunte Angela ihr zu, die die Konversation mitbekommen hatte. »Denkt der, dass wir hier einen Puff eröffnet haben?«
»Ich denke mal, er hofft drauf.« Sie sah noch einmal zu dem Alten rüber. »Er ist ja ganz nett, aber irgendwie seltsam.«
»Der ist nicht seltsam«, brummte Angela, »sondern schleimig, schon vor der Behandlung. Solche Leute kann ich auf den Tod nicht ab.«
*
Annmarie war der jungen Ärztin sehr dankbar, dass sie es geschafft hatte, an Bord etwas Unterwäsche und einen Trainingsanzug der spanischen Küstenwache für sie aufzutreiben.
»Das neueste Modell ist es zwar nicht«, sagte Monica Servantes während der Anprobe, »aber fürs Erste reicht es.«
»Es passt zur Frisur«, scherzte Annmarie. »Ich sehe nach meinem unfreiwilligen Bad aus wie ein Clown aus der Gosse.«
»Zum Friseur können Sie aber erst wieder gehen, wenn die Fäden der Platzwunde am Kopf gezogen wurden.«
Die Tür des Lazarettraumes ging auf, und Fregattenkapitän Henriquez betrat die Krankenstation.
»Madame Colonel, es ist mir eine Ehre, Sie hier an Bord begrüßen zu dürfen.«
Die Stabsärztin stand sofort stramm und bekam einen roten Kopf. »Colonel, Madame, warum haben Sie denn nichts gesagt?«
Annmarie lachte. »Ich bin Ärztin und Reserveoffizierin der luxemburgischen Armee, machen Sie doch bitte nicht so ein Tamtam.« Sie sah die Ärztin fast flehend an. »Und stehen Sie um Gottes willen bequem.«
Monica Servantes war noch immer verlegen. »Ich hatte ja keine Ahnung, Capitán.«
»Ich habe auch erst davon erfahren, als wir vorhin die Vermisstenmeldung widerlegten. Mit Ihrem Fall, Colonel Momperen, ist ein sehr fähiger Mann betraut, der mir einiges über die ganzen Verwicklungen erzählt hat, die Ihre Entführung zum Bestandteil einer Reihe vergleichbarer Straftaten mit mafiösem Hintergrund machen.«
»Dann schießen Sie mal los, Señor, denn mich interessiert brennend, wo ich da hineingeraten bin.«
Henriquez erzählte ihr schonungslos alles, was er selbst wusste. »Madame«, endete er, »es ist wirklich ein Riesenglück, dass Sie überhaupt hier sitzen.«
Annmarie räusperte sich. »Bei den anderen Frauen sind Geld und Leben weg. Ich habe wenigsten noch Letzteres.«
»Da können Sie sich wirklich glücklich schätzen.« Henriquez zeigte ihr einen Ausdruck, auf dem verschiedene Kisten abgebildet waren. »Madame, Sie erzählten Dr. Servantes vorhin etwas von Kisten, die von der Sea-King der Algerier auf einer Patiententrage über die Außenwinde geladen wurden. Ich habe hier Bilder von einigen Behältern. Sind die Kisten, die Sie gesehen haben, dabei?«
Annmarie zeigte, ohne zu zögern, auf eine längliche Metallbox. »Es waren zwei Kisten auf der Trage, und ihre Form entsprach dieser hier, aber ich könnte schwören, dass sie aus Plastik waren, wie so ein moderner Reisekoffer.«
Der Kapitän machte ein ernstes Gesicht. »Madame, Sie befanden sich in den Fängen eines international gesuchten Waffenschieberringes.«
»Dann waren in den Kisten Gewehre?«
Henriquez lachte auf. »Gewehre wären ja noch harmlos. Darin waren Boden-Luft-Raketen, die auf diesem Wege nach Afghanistan oder Palästina geschmuggelt werden. Ich gehe davon aus, dass Sie nicht wussten, zu welchem Zweck der Flug durchgeführt wurde, als Ihr algerischer Freund Ihnen diesen Freiflug verschaffte?«
Annmarie sah ihn ungläubig an. »Es tut mir leid, Capitán, aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Yussuf Al Madgier Raketen schmuggelt.«
»Haben Sie ihn denn schon erreichen können? Mir wurde gemeldet, dass Sie mit Algerien telefoniert haben.«
»Leider nicht. Sein Handy ist abgeschaltet.«
»Wenn Sie recht damit haben, dass er unschuldig ist, könnte er in Gefahr sein. Kapitän Ben Brahim hat so ziemlich alles geschmuggelt, was Geld bringt. Vor allem aber Waffen
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