Schnappschuss, Kuesse & das große Chaos
ist«, sagten sie.
»Sag mal Franse, wann bekommen wir die Fotos denn zu sehen?«, fragte Tom.
Mel wollte an ihrer Stelle antworten, doch Franse war schneller: »An den kommenden Nachmittagen werden wir die Bilder digital bearbeiten. Dann können wir alle Pickel und sonstige Schönheitsfehler beseitigen. Manche Fotos werden wir sogar stark verfremden. Lasst euch einfach überraschen.«
»Sollten wir nicht besser dabei sein, wenn unsere Fotos bearbeitet werden?«, fragte Thea.
»Du hattest die Chance, bei der Arbeitsgruppe mitzumachen«, gab Franse ungerührt zurück. »Wenn ich mich recht erinnere, hattest du dafür aber keine Zeit ⦠«
Thea blitzte Franse wütend an, sagte aber nichts. Seit Jesse ihr am Samstag die Stirn geboten hatte, hatte sie kein Wort mehr über Lillis Mutter verloren. Trotzdem hatte sie an allem, was mit der Fotoaktion zu tun hatte, etwas auszusetzen. Sie war und blieb eine Zicke, fand Franse.
Dabei stellte sich heraus, dass Theas Fotos wirklich schön geworden waren. Natürlich nur die, die Herr Kermann von ihr gemacht hatte. Irgendwie hatte er es geschafft, das Beste aus Thea herauszuholen.
»Sie sieht gar nicht so hart und fies aus«, fand Lilli.
»Nein, sie könnte sogar richtig hübsch aussehen, wenn sie sich nicht immer so aufbrezeln würde«, stimmte Halima zu.
Am Nachmittag zeigte ihnen Herr Kermann an Theas Fotos, wie man einen Weichzeichner einsetzte. »Sie wirkt durch ihre gefärbten Haare immer ein bisschen hart«, erklärte er. »Wir werden ihr Gesicht mal probeweise extrem weichzeichnen. Ich denke, das könnte ein tolles Bild werden.«
Auf einem der Fotos wirkte Thea ein bisschen wie Marilyn Monroe und mit Herrn Kermanns Hilfe retuschierte Franse ihre Haare so, dass sie wie eine dunkelhaarige Schwester des früheren Filmstars aussah.
»Sehr gut!«, lobte der Lehrer. »Hast du so etwas schon öfter gemacht?«
»Ich zeichne viel«, antwortete Franse, die vor Stolz ganz rot geworden war. »Und manchmal verfremde ich meine Zeichnungen später am Computer.«
»Das sieht man«, sagte Herr Kermann. »Guck doch mal, ob du eines der Fotos alleine bearbeiten kannst. Falls es nicht klappt, ist das Original ja gespeichert.« Er tippte mit dem Finger auf einen USB -Stick in seiner Hand.
Franse nickte begeistert. Der Lehrer nahm seinen Laptop, fuhr ihn hoch, öffnete das Bearbeitungsprogramm und gab ihn dann Franse.
Franse wusste natürlich schon, welches Bild sie bearbeiten wollte. Sie öffnete den Ordner und durchsuchte die Bilder von Bison. Sie grinste voller Vorfreude. Gerade dieser unsympathische Junge würde ihr Meisterstück werden. Mit ein paar Mausklicks entfernte sie die Farben.
»Brauchst du Hilfe?«, fragte Mel, die mit einem Mal hinter ihr aufgetaucht war.
»Nein!«, sagte Franse entschlossen und merkte selbst, wie schroff das klang. Aber sie konnte Mel gegenüber einfach nicht mehr nett sein. Ständig malte sie sich aus, wie sie hinter ihrem Rücken nächtelang mit Jesse chattete. »Ich komm schon zurecht«, fügte sie ein wenig versöhnlicher hinzu.
Mel sah sie einen Moment lang an. Dann zog sie sich einen Stuhl heran und hockte sich neben Franse.
»Bist du sauer auf mich?«, fragte sie.
Franse merkte, wie ihre Hände feucht wurden. Sie wollte nicht darüber reden. Nicht jetzt. Nicht hier. »Nö«, antwortete sie.
Wieder sah Mel sie an. Sie hatte so eine Art, in einen hineinzugucken, dass es Franse regelrecht unangenehm war.
»Schade«, sagte Mel dann. »Ich hatte gedacht, wir wären so was wie Freundinnen.« Sie schob den Stuhl wieder zurück und ging ohne ein weiteres Wort zu dem Computer, an dem Halima und Lilli ein Bild von Tom blau einfärbten.
Franse starrte ihr verwirrt nach. Mel konnte sich doch nicht allen Ernstes heimlich mit Jesse in der Stadt treffen und dann behaupten, sie wolle mit ihr befreundet sein? War sie dreist oder einfach nur dümmer, als sie aussah? Achselzuckend wandte sich Franse wieder ihrem Foto zu. Sie würde Mel einfach ignorieren.
Doch schon am nächsten Tag verwarf Franse ihren Vorsatz wieder. Nach der letzten Stunde ging sie mit Lilli und Jesse zur Bushaltestelle. Mel wurde von ihrem Vater abgeholt und winkte ihnen von seinem Auto aus zu, als sie an der Ampel standen. Franse hob gelangweilt die Hand, Lilli winkte. Jesse jedoch blickte mit
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