Schnappschuss, Kuesse & das große Chaos
Deutschhausaufgabe extrem lang und vor allem langweilig gewesen.
»Wer liest vor?« Frau Sauerbrey blickte durch die Reihen der Schüler, die angestrengt versuchten, sich möglichst unsichtbar zu machen. SchlieÃlich entdeckte sie Melody.
»Oh, eine neue Schülerin!«, sagte sie ohne Anflug eines Lächelns. »Wärest du so freundlich, dich kurz vorzustellen?«
»Melody Kermann«, sagte das Mädchen kurz. Eine Pause entstand, während die Lehrerin Melody abwartend ansah.
»Ist das alles, was es über dich zu sagen gibt?«, fragte Frau Sauerbrey schlieÃlich mit öliger Stimme.
»Nein«, entgegnete Melody ruhig. »Aber erstens baten Sie mich um eine KURZE Vorstellung und zweitens geht Sie alles Weitere nichts an.«
Die Klasse schnappte im Chor nach Luft. Noch nie hatte jemand es gewagt, der Lehrerin so freche Antworten zu geben. Sogar Robin und Jesse machten ihre Albernheiten nur, wenn Frau Sauerbrey ihnen den Rücken zudrehte. Franse konnte nicht umhin, Melody zu bewundern. Sie wäre auch gern so selbstbewusst gewesen!
Frau Sauerbrey starrte Melody an. Die reagierte jedoch nicht und sortierte gelassen die Stifte in ihrem Mäppchen.
»Aylin!«, keifte Frau Sauerbrey schlieÃlich, während sie zum Lehrerpult zurückschoss.
Aylin stöhnte. Stockend begann sie, ihre Zusammenfassung des Gedichtes vorzutragen.
»Danke, das reicht«, fuhr die Lehrerin sie nach wenigen Sätzen an. »Tom!«
Tom war jedoch gerade damit beschäftigt, Melody anzulächeln. Franse zischte vergeblich zu ihm hinüber, um ihn auf das drohende Unheil aufmerksam zu machen.
»Ich bin durchaus in der Lage, meine Schüler selbst anzusprechen, Franziska Caspari!«, donnerte Frau Sauerbrey prompt. »Tom, wenn du kein Interesse an meinem Unterricht hast, kannst du ihn ebenso gut verlassen. Melde dich bitte beim Direktor.«
Tom, der nicht wusste, wie ihm geschah, verlieà mit erschrockenem Gesicht das Klassenzimmer.
Franse wagte kaum zu atmen. Zum Glück trug danach Halima ihre Hausaufgaben vor, die wie immer einwandfrei waren.
»Geht doch!«, schnaubte Frau Sauerbrey nur. Die ganze Klasse atmete auf, als der Unterricht endlich vorbei war. Jesse und Lilli hockten sich auf Franses Tisch.
»Da habe ich wohl einen ziemlichen Aufruhr verursacht«, wandte sich Melody an die beiden Freundinnen. »Kommandiert sie euch immer so herum?«
»Sie ist eine furchtbare Giftspritze«, erklärte Lilli. »Deshalb versuchen wir immer, sie möglichst nicht auf die Palme zu bringen.«
»Sie hat mich so blöd angemacht«, erklärte Melody achselzuckend. »Das konnte ich einfach nicht runterschlucken.«
»Ist doch kein Problem«, sagte Franse. »Ich fand es gut, dass ihr mal jemand die Meinung gesagt hat.«
»Auf den Schreck brauch ich heute unbedingt einen Milchshake in der Schokobar«, sagte Jesse mit einem tiefen Seufzer. »Habt ihr Lust?«
Franse und Lilli nickten begeistert. Melody wandte sich ab und begann, ihren Schreibblock in die Tasche zu räumen. Sie tat Franse leid. Es war sicher nicht leicht, neu in eine Klasse zu kommen. Sie erinnerte sich daran, wie Jesse vor einigen Monaten neu gekommen und gleich als Dieb verdächtigt worden war.
»Komm doch mit!«, sagte sie zu Melody. »Wir treffen uns um halb vier am Busbahnhof.«
Melody zuckte scheinbar gelangweilt die Achseln. »Klar!«, sagte sie. »Warum nicht?« Aber Franse meinte, hinter der gelangweilten Fassade den Anflug eines Lächelns zu sehen. Na also!
Am Nachmittag trafen sich Franse, Jesse, Lilli und Melody am Busbahnhof. Franse hatte Turbo, den kleinen Mischlingshund, mit dem sie regelmäÃig Gassi ging, mitgebracht. Neugierig beschnupperte er das fremde Mädchen.
»Ist das deiner?«, fragte Melody.
»Leider nein«, entgegnete Franse. »Er ist aus dem Tierheim. Meine Eltern erlauben mir keinen Hund, aber ich geh fast täglich mit ihm raus.«
Melody kraulte ihn hinter den Ohren und Turbo sprang begeistert an ihr hoch. Nachdem er auch alle anderen schwanzwedelnd begrüÃt hatte, machten sie sich auf den Weg in die Schokobar.
Als Turbo sein Geschäft erledigen musste, blieb Melody mit Franse hinter den anderen zurück.
»Seid ihr zusammen, du und Jesse?«, fragte sie.
Franse spürte, wie sie rot wurde. »Wir sind Freunde«, nuschelte sie. »Ziemlich gute
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