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Schnappschuss

Schnappschuss

Titel: Schnappschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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Challis mit Ellen und Scobie zusammen, um ihnen vor allem von dem Taxifahrer zu erzählen. Scobie Sutton, der mit traurigem Gesicht dasaß, ein dürrer Kerl, der auf seinem Stuhl hockte wie ein Sack voller Reisig, reagierte als Erster auf diese Neuigkeit. Passend zu Janine McQuarries Beerdigung trug er einen dunklen Anzug, weißes Hemd, schwarze Krawatte. »Und warum sind wir nicht früher auf den Kerl gestoßen?«
    Gute Frage. Schließlich hatten sie alle aufgestöbert, die Grund hatten, am Morgen der Tat am Haus von Mrs. Humphreys vorbeizufahren: Nachbarn, der Mann, der die Age und die Herald Sun austrug, eine Frau, die Prospekte für ihre Yoga- und Massagepraxis verteilte, einen Hufschmied, Außendienstler von United Energy und Telstra, mehrere Vertreter, Ausfahrer, einen Van voller Kambodschaner mit spitz zulaufenden Strohhüten, die angeheuert worden waren, um auf einem nahe gelegenen Weingut Reben zu schneiden. Und Taxifahrer.
    Nur Joseph Ovens nicht.
    »Er hat letzten Dienstag jemanden zum Flughafen gebracht«, sagte Challis, »und ist dann mit seinem Angelzeug im Kofferraum einfach weiter nach Norden gefahren. Hat die ganze Woche keine Nachrichten gehört, keine Zeitung gelesen. Ist gestern zurückgekommen, hat von dem Mord erfahren und erst dann erkannt, was er da gesehen hatte.«
    Er erzählte von Joe Ovens’ Besuch beim Progress .»Die Herausgeberin hat mich daraufhin angerufen«, fügte er hinzu.
    Die Herausgeberin ,betonte er, um deutlich zu machen, dass seine Beziehung zu Tessa Kane nur noch rein formeller Natur war, und dies schon seit einiger Zeit. Doch Ellen sah ihn mit einem nicht zu deutenden, aber komplizierten Gesichtsausdruck an, und Challis spürte, wie er ein wenig rot wurde. Ellen sah müde aus, gereizt, wirkte in ihrem taillierten Jackett und der Hose leicht verknittert und ihr Haar ein wenig ungebändigt. Challis suchte nach weiterem Rückhalt, doch Ellen ging mit ihrer altvertrauten Schärfe dazwischen. »Und was nützt uns das, wenn seine Erinnerung daran nur verschwommen ist?«
    »Hypnose«, antwortete Challis.
    Die beiden sahen ihn an wie Mondkälber. »Sie machen Witze, oder?«
    »Nein.«
    »Und wann?«
    »Montagmorgen, früher ging es nicht.«
    Ellen schaute ihn fragend an. »Das sprengt doch unser Budget. Wie haben Sie den Super davon überzeugt?«
    Challis lächelte sie kühl an. »Ich habe ihm noch nichts davon erzählt.«
    Ellen schaute ihn an. »Lassen Sie mich raten: Tessa Kane – besser gesagt ihre Zeitung – bezahlt.«
    »Korrekt«, sagte Challis leicht hitzig, »doch bevor Sie beide sich darüber lustig machen, möchte ich darauf hinweisen, dass wir eine Hypnotiseurin aufgetrieben haben, die schon früher erfolgreich mit der Polizei zusammengearbeitet hat, und Tessa Kane hat eingewilligt, keinerlei Einzelheiten zu veröffentlichen, die die Untersuchung behindern könnten. Dafür erhält sie für die Dienstagsausgabe die exklusiven Rechte an einer Story über einen neuen Zeugen, der sich einer Hypnose unterzieht.«
    Ellen sah ihn rebellisch an. Scobie Sutton rutschte auf seinem Stuhl herum, so als brauche er Platz für seine langen, ruhelosen Beine, doch Challis nahm an, dass sein Unbehagen eher psychologischer Natur war. Challis hatte genug von den beiden.
    »Chef«, fragte Scobie, »was, wenn dadurch das Leben des Taxifahrers in Gefahr gerät?«
    »Ms. Kane wird seinen Namen nicht erwähnen und auch nicht, womit er seinen Unterhalt verdient.«
    »Ohne Ihnen nahe treten zu wollen, aber ich finde, wir sollten genau darauf achten, was wir der Presse zukommen lassen«, sagte Scobie und verschränkte in einer Art abschließender Geste die Arme. »Finde ich jedenfalls.«
    »Ellen?«, fragte Challis.
    Ellen hatte die beiden kühl lächelnd beobachtet. »Wird Ms. Kane dabei anwesend sein?«
    Sie trauen ihr nicht, dachte Challis. Sie glauben, Tessa druckt alles, was Joe Ovens unter Hypnose preisgibt, und schert sich einen Dreck um die Polizei. Und sie glauben, ich habe immer noch was mit ihr.
    Ganz angespannt meinte er: »Ms. Kane hat das Recht, dabei zu sein. Sie wird dafür bezahlen, und sie hat mir ihr Wort gegeben.«
    Ellen zuckte mit den Schultern. »Na, mir solls egal sein. Bis Montag.«
    Challis biss die Zähne zusammen, hätte sich am liebsten mit den beiden gestritten, doch dann befahl er sich, bis zehn zu zählen, und verabschiedete sich knapp von ihnen, als sie den Raum verließen.
     
    Die Beerdigung war um elf. Scobie Sutton schoss mit der Digitalkamera der CIU

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