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Schnappschuss

Schnappschuss

Titel: Schnappschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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und ging.
    Challis, der kreuzunglücklich war, wollte sich entschuldigen. Doch die Kollegen winkten ab. »Vergessen Sies, Chef.«
    »Ist doch nicht das erste Mal, dass einer von uns Sachen mit nach Hause genommen hat.«
    Erleichtert sagte Challis: »Es ist spät. Zeit, nach Hause zu gehen.«

43
    Scobie Sutton wollte gerade nach Hause fahren, als sein Telefon klingelte. »Scobie, Empfang hier. Eine Frau will dich sprechen.«
    »Name?«
    »Heather Cobb.«
    »Okay, sag ihr, ich komme sofort.«
    Unten fand er eine verzweifelte Heather Cobb vor. Sie trug einen dicken, fleckigen Parka über einer Windjacke und einer steifen neuen Jeans. »Es geht um Natalie, Mr. Sutton. Ich habe sie seit gestern Morgen nicht mehr gesehen, als sie zur Schule gegangen ist.«
    Scobie führte sie in einen Befragungsraum, gab ihr eine Tasse Tee und ließ sich alle Einzelheiten erzählen. Nein, sie hatte sich nicht mit Natalie gestritten. Sie glaubte schon, dass Nat zur Schule gegangen war, dort wollte sie ja hin, sie hatte auch ihre Schuluniform angezogen, aber wer kannte sich heutzutage schon mit Kindern aus? Hatte sie in der Schule angerufen? Nein – würden Sie das bitte machen, Mr. Sutton? Die mögen mich da nicht. Freunde? Na ja, Nat hatte nicht sonderlich viele Freunde. Die anderen Kinder in der Schule waren sogar ein wenig neidisch auf sie. War sie schon jemals weggelaufen, war sie über Nacht bei Verwandten oder Freunden gewesen? Na ja, manchmal schon, aber nicht andauernd. Hatte sie einen Freund? Meinen Sie Andy Asche? Heather war noch nicht auf die Idee gekommen, ihn mal anzurufen. Und Nat hatte ja noch nie bei ihm übernachtet.
    »Ich werde mich mal umhören«, sagte Scobie. »Machen Sie sich keine Sorgen, sie kann nicht weit sein. Rufen Sie mich bitte an, wenn sie zu Hause auftaucht, okay?«
    Nachdem Mrs. Cobb gegangen war, rief Scobie seine Frau an. »Hallo, mein Schatz, kannst du dich mal nach Natalie Cobb umhören? Sie wird vermisst. Vielleicht wissen ja die Kinder im Jugendzentrum oder in der Siedlung, wo sie ist.«
    Dann rief er beim Personalregister an. Andy Asche? Der Name war bekannt. Er arbeitete ab und zu für die Gemeinde, sonst keine weiteren Einträge und keine bekannten Kontakte zu Kriminellen.
    Scobie seufzte und sah auf die Uhr. Es war kurz vor sechs, er wollte nur noch heim, aber Natalie Cobb wurde nun schon seit sechsunddreißig Stunden vermisst. Also griff er erneut nach dem Telefon und rief die Leute bei der Vermisstenstelle an.
     
    Ellen nahm Pam Murphy mit nach Penzance Beach und versuchte unterwegs aus ihr herauszubekommen, wie Alan sich am Tag zuvor benommen hatte, doch die Jüngere hielt sich bedeckt, also bohrte Ellen nicht länger.
    Als sie nach Hause kam, lagen Stapel von Isoliermatten auf der vorderen Veranda und leuchteten im Abendlicht pinkfarben. Im Flur stand eine Leiter, die Dachluke stand offen. Alan hatte seinen freien Tag und war offensichtlich fleißig gewesen. Seine Stimme drang durch die Zimmerdecke gedämpft zu ihr: »Bist dus, El?«
    »Ja«, rief sie hinauf und ging in die Küche. Auf dem Tisch lagen Unterlagen, drei Angebote zum Einbau einer Ventilationsheizung. Ellen spürte, wie sie ganz still und argwöhnisch wurde. Nicht triumphierend, nicht dankbar, nicht erfreut – erst wollte sie Alans Gründe dafür wissen. Und woher sollte das Geld dafür kommen?
    Es war viertel nach sechs, sie sagte kein Wort. Sie ging duschen, zog den Trainingsanzug an, in dem sie sich wohl fühlte, und goss sich ein Glas Wein ein. Die ganze Zeit über war ihr Mann zwischen dem Kriechraum im Dach und den Isoliermatten auf der Veranda unterwegs. Sie konnte seine Bewegungen über sich verfolgen. Balken knirschten, leichter Staub und rieselnder Putz markierten seinen Weg.
    Gegen sieben Uhr machte sie Abendbrot und setzte sich ins Wohnzimmer, solange das Essen kochte. Sie schaute die Nachrichten auf ABC und bekam mit einem Ohr mit, wie Alan die Leiter zurück in den Schuppen trug, den Flur ausfegte, seine dreckigen Sachen in die Wäsche tat und duschte.
    Außer der Begrüßung hatte sie noch kein Wort gesagt. Alan auch nicht.
    The 7.30 Report liefbereits, als sich Alan zu ihr gesellte. Er setzte sich neben sie aufs Sofa und nahm ihre leblose Hand. »Essen bald fertig? Ich hab einen Mordshunger.«
    Ellen war ganz feindselig zumute und versuchte ihre Hand wegzuziehen. Alan rutschte gekränkt beiseite. »Was ist denn mit dir los?«
    »Und was ist mit dir los?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich hab nur über

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