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Schnappschuss

Schnappschuss

Titel: Schnappschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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den üblichen Ermittlungsverfahren unterziehen wie jede andere Information auch.«
    Dieser letzte Satz fühlte sich in seinem Mund so gedrechselt an, als habe er eines von McQuarries Memos verschluckt.
    »Gut. Alles andere würde uns auch in ein komisches Licht stellen, so als würden wir uns an Strohhalme klammern.« Mc-Quarrie schwieg kurz. »Kommen wir noch mal auf Ihr Dreckblatt zu sprechen.«
    »Dreckblatt?«
    »Den Progress .Es gibt da ein ziemliches Grollen.«
    McQuarrie ließ sich nicht weiter darüber aus, also fragte Challis nach: »Was für ein Grollen, Sir, und was hat das mit mir zu tun?«
    McQuarrie lehnte sich in seinem Stuhl zurück und legte die Fingerspitzen aneinander. Alles an dem Mann ist gespielt, dachte Challis, Klischee. McQuarrie sagte: »In gewissen Kreisen hat man den Eindruck, dass Ms. Kane eine gewisse Grenze überschritten hat.«
    McQuarrie sprach nicht weiter, doch diesmal beendete Challis das Schweigen nicht. Er sah den Super an, und zwang den Mann dazu, genauer zu werden.
    »Das Material, das sie veröffentlicht, ist durchaus umstritten und möglicherweise justitiabel.«
    McQuarrie schwieg. Challis fragte: »Seit wann ist das eine Angelegenheit der Polizei, Sir? Hat es eine formelle Beschwerde über irgendwelche Vergehen gegeben?«
    »Es ist tatsächlich eine Angelegenheit der Polizei«, knurrte McQuarrie, »wenn ein höherer Beamter eine Affäre mit der Herausgeberin hat und ihr vertrauliche Informationen zusteckt.«
    Challis spürte, wie ihn eine schnelle, heiße Welle der Wut überkam, und eine Spur davon musste auch in seinem Blick zu erkennen sein, denn McQuarrie schluckte und machte sich auf etwas gefasst.
    »Tun Sie jetzt nichts, was Sie später bereuen würden, Hal.«
    Als Challis seine Fassung wiedergefunden hatte, sagte er mit tiefer, schneidender Stimme: »Mein Privatleben geht niemanden etwas an. Und was polizeiliche Angelegenheiten betrifft, so würde ich niemals eine Ermittlung gefährden. Niemals.«
    »Nun, sie ist Ihre Freundin. Sie reichen Informationen weiter.«
    »Nein«, sagte Challis. »Sir, worum geht es eigentlich?«
    »Der Progress war der Polizei nicht immer sonderlich wohlgesonnen«, sagte McQuarrie, »aber lassen wir das.« Er schien um Worte zu ringen. »Ich habe mich nur gefragt, ob Sie mal ein Wörtchen mit Ms. Kane reden könnten.«
    Irgendetwas an McQuarries feuchten Mundwinkeln und Augen sagte Challis zwinker , zwinker , du verstehst schon ,so als erteile er Challis die kumpelhafte Erlaubnis, es mit Tessa zu treiben, damit sie im Bett vor, während und nach den Liebesspielchen mal alles durchsprechen konnten.
    Challis stand auf. »Bei allem Respekt, Sir, aber Sie hören mir nicht zu, und ich habe Besseres zu tun, als hier rumzusitzen.«
    Als er im Foyer des Polizeireviers anlangte, pochte ihm das Blut durch die Schläfen. Er war wütend, unruhig, machtlos. Er musste dringend hier raus, sonst passierte noch was. Er hatte noch nichts gegessen, sein Blutzuckerspiegel hing im Keller. Er bahnte sich blind einen Weg durch die Leute, die am Empfang darauf warteten, bis sie an die Reihe kamen. Er wollte ins Café Laconic zu Kaffee und Focaccia, als er Schritte hinter sich hörte und spürte, wie jemand an seinem Ärmel zupfte.
    »Hal«, flehte ihn der Super an, »ich brauche Ihre Hilfe.«

47
    Zur gleichen Zeit saß Pam Murphy in einem Befragungszimmer Alan Destry und einem Sergeant von der Inneren gegenüber und stellte sich vor, wie sie Marathon lief und aufholte. Das Rennen ist mörderisch, nichts für Hasenherzen. Ein Läufer nach dem anderen steigt erschöpft aus. Pam holte Alan Destry ein. Er japst, hat Durst, wird von Krämpfen geschüttelt, üble Schürfwunden an Knien und Handflächen. »Hilf mir«, keucht er. Pam lächelt herzlos und zieht an ihm vorbei.
    »Constable Murphy?«, fragte Destry. »Sind Sie da?«
    Pam blinzelte. Sie setzte sich aufrecht hin und wartete.
    Abrupt schlug Alan Destry einen Aktenordner auf und breitete ein Dutzend Fotos auf dem Tisch aus.
    »Der Unfallort«, sagte er. »Das Unfallopfer.«
    Zwei Unfallopfer, dachte Pam, wenn man das Pferd mitrechnet. Sie beugte sich vor und sah sich die Fotos an. Es gab Bilder von dem Pferd, der Reiterin, dem kaputten Zaun und dem umgestürzten Toyota, dazu mehrere Aufnahmen von der Straße und dem Grünstreifen zwischen Asphalt und Zaun. Jede Menge Reifenspuren, Lacksplitter und Rillen im Gras.
    Neben Destrys Ellbogen stand ein Digitalrekorder. Sein Finger schwebte über dem Wiedergabeknopf.

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