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Schnappschuss

Schnappschuss

Titel: Schnappschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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kühl verhalten, und als sie hinterher alle gemeinsam die Opfersuite verließen, hatte sie mitbekommen, wie Challis Kane als Dankeschön zum Essen einlud. Als Dankeschön, wers glaubte.
    Sie hatte Kanes Antwort nicht gehört, dennoch hatte sie das Bild des Pärchens in einem Restaurant vor ihrem geistigen Auge. Als sie wieder in der Einsatzzentrale waren, fuhr sie Challis beinahe an. »Hat sich dieser Joe an die richtigen Buchstaben und Zahlen erinnert? Sind sie in der richtigen Reihenfolge? Was, wenn das O ein Q war, das T ein J oder ein I? Was, wenn die Nummernschilder von einem anderen Wagen gestohlen wurden oder aus einem anderen Staat sind?«
    Challis verhielt sich defensiv. »Sie haben Recht«, sagte er, »Also werden wir alle Möglichkeiten durchspielen. Wir gehen außerdem das Register der als gestohlen gemeldeten Fahrzeuge durch und bitten darum, diese mit den Meldungen über gestohlene Nummernschilder zu vergleichen.«
    »Man sollte annehmen, dass sie den Wagen hinterher abgestoßen oder in Brand gesteckt hätten, aber darüber liegt uns nichts vor.«
    »Allerdings wussten wir bisher auch noch nicht, welche Marke und welches Modell wir suchen«, erwiderte Challis ungeduldig, »außerdem haben wir nur hier vor Ort nach abgestellten oder ausgebrannten Fahrzeugen gesucht.«
    »Vielleicht fahren sie immer noch damit herum.«
    »Dann geben Sie eine allgemeine Warnung an alle Reviere heraus«, sagte er hitzig.
    »Immer mit der Ruhe. Vielleicht bringt uns die Beschreibung des Fahrers weiter.«
    Sie warfen einen Blick hinüber zu Scobie Sutton, der in einer Ecke des großen Raumes zusammen mit Joe Ovens vor einem Laptop saß. Anfang des Jahres hatte Scobie einen Trainingskurs besucht, der die Polizei dazu befähigen sollte, computersimulierte Zeichnungen nach Zeugenbeschreibungen anzufertigen. Jetzt konnte Scobie seine Kenntnisse zum ersten Mal einsetzen.
    »Und Georgia ist sich bei dem fehlenden Finger sicher?«
    Challis nickte bekräftigend. »Vollkommen sicher.«
    »Sie ist doch noch ein Kind, Hal«, sagte Ellen, immer noch gereizt. Aber sie war sich auch der Ironie der Situation bewusst. Sie spielte häufiger den Advocatus Diaboli, wenn sie zusammenarbeiteten, das fokussierte ihre Arbeit.
    Challis sah sie argwöhnisch an. »Sie hat den fehlenden Finger in mehreren ihrer Zeichnungen dargestellt. Sie hat hartnäckig darauf bestanden, und ich musste sie weder dazu auffordern noch darauf hinlenken.«
    Die beiden schwiegen leicht peinlich berührt. »Und was machst du jetzt?«, fragte Ellen dann.
    Challis ging in Richtung seines Büros davon und sagte über die Schulter: »Ich werde das Hypnose-Tonband auf meinem Laptop abschreiben. Und wenn Scobie und Joe sich auf ein Bild geeinigt haben, werde ich das auch rüberladen.«
    »Und du lässt den Laptop nicht mehr aus den Augen?«
    »Und ich lasse ihn nicht mehr aus den Augen.« Ellen kehrte an ihren Schreibtisch zurück und ging die Datenbanken durch. Jede Menge Verbrecher mit fehlenden Fingern, aber keiner darunter, auf den die Suchparameter passten, keiner, der mit der Peninsula in Verbindung stand, kein Auftragskiller, kein Fahrer von Fluchtautos. Trotzdem, dachte sie, ein Glück, dass Joe Ovens genau in dem Augenblick an Joy Humphreys’ Haus vorbeifuhr, als die Killer verschwinden wollten. Jeder andere wäre vorbeigefahren, hätte vielleicht auch in die Einfahrt geschaut, aber der Taxifahrer kannte die alte Frau, die dort wohnte, und wusste, dass sie im Krankenhaus lag. Wir legen eine persönliche Landkarte über die andere, dachte sie. Ein Taxifahrer bevölkert seine geistige Landkarte mit Einzelheiten zu Fahrgästen und Unfallschwerpunkten, ein Polizeibeamter mit den Orten unvergesslicher Verhaftungen, Verbrechern, Opfern und Untaten, Einbrecher wiederum mit Fluchtrouten, Alarmanlagen und Wachhunden.
     
    Scobie brauchte eine Stunde, bis er ein Gesicht zusammenhatte, das Joseph Ovens zufrieden stellte, danach gab er die Einzelheiten in die Datenbank ein und scrollte nun durch Bilder von Verurteilten, deren Gesichtszüge zu der am Computer geschaffenen Abbildung passten. Ovens meinte: »Nach einer Weile sehen die alle gleich aus.«
    Scobie wusste, was Ovens damit meinte. Tatsächlich lag eine gewisse Ähnlichkeit in dieser endlosen Flut an Gesichtern. Objektiv betrachtet verfügten diese Einbrecher, Hochstapler, Vergewaltiger, Junkies, bewaffneten Räuber und Mörder über eine endlose Bandbreite an Nasen, Kinnpartien, Narben, Augen, Lippen und Haaransätzen,

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