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Schnappschuss

Schnappschuss

Titel: Schnappschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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mit Mitgliedern des Organisierten Verbrechens oder mit Liebhabern telefoniert hatte? Hätte er das den Untersuchungsbeamten auch mitgeteilt?
    Ist er unser Mörder?, dachte Challis.
    »Sir, wir brauchen das zweite Handy.«
    »Wozu? Ich habe eine Aufstellung aller Telefonate, die sie geführt hat. Alles völlig harmlos.«
    »Ich muss die Eintragungen darin sehen«, sagte Challis geduldig, »die Nummern im Speicher und die Liste der letzten ein- und ausgehenden Telefonate.«
    »Ich hab das vermaledeite Ding jedenfalls nicht«, konstatierte McQuarrie mürrisch. »Georgia hatte es nicht, da bin ich mir sicher. Vielleicht hat sie es Robert gegeben.«
    »Robert hat mich erst darauf aufmerksam gemacht, dass es überhaupt zwei Handys gibt«, sagte Challis und versuchte durchklingen zu lassen, dass der Super ihm das auch hätte mitteilen können.
    »Na also. Es ist am Tatort aufgefunden worden und ist seither entweder verlegt oder entwendet worden. Die Polizisten aus Rosebud waren als Erste am Tatort. Haben Sie dort schon nachgefragt?«
    Blödsinn, dachte Challis. Er ging noch einmal die Anrufe durch, die von McQuarries Autohandy aus geführt worden waren – keine Anrufe bei der Polizei am Morgen des Verbrechens, also musste Georgia ein anderes Handy benutzt haben. Dann vergeudete er eine Stunde damit, die Polizisten vom CIU und die Uniformierten in Rosebud ausfindig zu machen und anzurufen. Keiner wusste etwas von einem Handy, das bei oder in der Nähe der Leiche gefunden worden sein sollte.
    Schließlich sprach Challis mit Georgia.
    »Ich hab Mamas Handy genommen«, erklärte sie.
    »Nicht das Handy, das sie im Auto benutzt?«
    Georgias Stimme wurde ganz klein, fast ängstlich. »Nein, das in ihrer Tasche. Das soll ich nicht, aber das habe ich mir einfach genommen, als der Mann sie jagte. Tut mir leid.«
    »Das muss dir nicht leid tun«, sagte Challis mit sanfter Stimme. »Weißt du noch, was du dann damit gemacht hast?«
    Georgia schnappte nach Luft, und Challis konnte sich bildhaft vorstellen, wie die Hand vor ihren Mund flog. »Ich habe es liegen lassen!«
    »Wo?«
    »Im Wald, wo ich mich versteckt habe!«
    »Mach dir keine Sorgen, wir finden es.«
    Challis ging alles Mögliche durch den Kopf, was das Handy seit dem Mord hätte beschädigen können: Regen, Tau, die eisige Luft, hungrige Ratten, neugierige Elstern. In dem Augenblick piepte das Faxgerät. Wie versprochen schickte McQuarrie Janines Telefonunterlagen. Challis schnappte sich die Blätter, und tatsächlich fand sich dort Georgias Notruf. Challis schrieb sich die Nummer des vermissten Handys auf und fuhr im Dämmerlicht des späten Nachmittags zu Mrs. Humphreys’ Haus. Die Spezialisten waren abgezogen, also konnte er ungehindert die Einfahrt hinuntergehen. Er kontrollierte die Signalstärke seines eigenen Handys und wählte Janines Handynummer. Einen Augenblick später hörte er es ganz leise klingeln. Gerade als er die Stelle fand, bat ihn eine Stimme darum, doch eine Nachricht zu hinterlassen.
    Er näherte sich den Pappeln, die blattlos und von Pittosporen wie erwürgt dastanden. Das Gestrüpp hätte Georgia ein geeignetes Versteck geboten, fand Challis. Er drückte auf Wiederwahl und fand diesmal das Handy, das geschützt in einer kleinen Vinyltasche tief in Gras und Laub versteckt lag. Challis öffnete den Klettverschluss und ließ das Telefon in seine Hand gleiten. Es handelte sich um ein schickes, teuer aussehendes Stück. Challis bekam nicht heraus, wie es funktionierte.
    Auf dem Revierparkplatz traf er Ellen, die gerade Akten vom Rücksitz des Dienst-Falcon holte. »Unser aller hochgeschätzter Chef kommt zurück«, sagte sie. Dann legte sie den Kopf schräg und fügte hinzu: »Coole Karre.«
    »Ein Schrotthaufen.«
    Ellen lachte und meinte dann mit leicht heiserer Stimme: »Also brauchen Sie heute Abend wohl keine Mitfahrgelegenheit.«
    Challis warf einen misstrauischen Blick auf den klapprigen Toyota. »Da bin ich mir nicht so sicher.«
    Sie gingen nach oben zur CIU. »Sind Sie beschäftigt, Ellen?«
    »Das wissen Sie doch. Eigentlich wollten Sie sagen: ›Lassen Sie alles stehen und liegen und helfen Sie mir bitte bei was Lästigem.‹«
    »Schlaumeierin. Schauen Sie doch mal, ob Sie herausfinden, wie man die Telefonnummern und SMS anzeigt, die hier drin gespeichert sind.«
    »Wem gehört es denn?«
    »Janine McQuarrie.«
    »Wie kommen Sie darauf, dass ich das besser kann als Sie?«
    Ellen war gut gelaunt, attraktiv. »Sie haben eine Tochter im

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