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Schneckle im Elchtest

Schneckle im Elchtest

Titel: Schneckle im Elchtest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Ruehle
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mir.
    Steve sabberte nicht nur nicht. Er schien gegen ihr Sexy-Hexy-Outfit völlig immun! Komplett abgeklärt plauschte er mit ihr über Augenlaseroperationen, bei denen die Pupille aufgeschlitzt und nach oben geklappt wurde. Das gab erstklassige B-Noten.
    Sehr zufrieden parkte ich wenige Minuten später, wie üblich in zweiter Reihe, vor Ninas Schickimicki-Maisonettewohnung im Stuttgarter Westen. Der Jugendstil-Bunker war mit viel Glas, viel Chrom und jeder Menge Geld in einen Schönerwohnen-Traum verwandelt worden. Der Nachteil war, dass meistens Thomas darin herumzitterte.
    Genau dieser öffnete nun auch die Tür. Ein Reiterlein auf dem rosa Polohemd. Ein nach hinten gegelter Seitenscheitel. Eine gebügelte Bundfaltenhose. Ich bekam bei diesem Anblick schlagartig meine Nackthund-Allergie und kratzte mich undamenhaft am Kopf. Wie gut, dass ich mich demonstrativ Steves Outfit angepasst und meine älteste löchrige Jeans und ein Karohemd angezogen hatte. Ganz nach meinem neuen Motto: »Sag ja zum Holzfäller.« Immerhin trug ich High Heels.
    Thomas flüsterte derweil kaum hörbar »Hallo« und schluckte bei Steves Anblick so, dass sein Adamsapfel einen neuen Weltrekord im beschleunigten Sinuskurven-Zeichnen hinlegte. »Kommt doch rein.«
    »Mache mr doch scho«, erklärte ich patzig und schob diese Schande für alle Männer zur Seite.
    Vor mir baute sich dafür Nina auf und versperrte mir den Weg. Wie immer hielt sie sich so gerade, dass ihre einssiebzig wie drei Meter neunzig wirkten. Ihre mittelblonden, halblangen Haare hatte sie zu einer nur halbwegs eleganten Banane hochgesteckt. Ein beigefarbenes Kaschmir-Twinset zu einem Bleistiftrock und die obligatorische Perlenkette machten das mittelständische Traum-Outfit komplett.
    Ich musterte sie demonstrativ von Kopf bis Fuß. »Was wird das denn?«, flüsterte ich ihr zu. »Grace Kelly für Arme? Audrey Hepburn für Versehrte? Oder doch SM-Gouvernante für schwer erziehbare Fiffis?«
    Da fühlte ich mich ziemlich unsanft aus dem Weg geschoben.
    »Du musst Steve sein«, war Ninas kühle Begrüßung für meinen Herzallerliebsten.
    Sie reichte ihm ihre Hand wie der Papst, der einen Ringkuss erwartet.
    Irritiert warf Steve mir einen Blick zu, schnappte sich die Pfote und drückte sie beherzt. »Schön, dich endlich mal kennen zu lernen. Sabine hat mir schon eine Menge von dir erzählt«, sagte er artig.
    Ich platzte fast vor Besitzerstolz und warf Nina einen triumphierenden Blick zu.
    Leider konterte die wenig beeindruckt: »Ach, was denn?«
    »Na, dass ihr so gut befreundet seid … Dass ihr oft miteinander schwimmen geht … Dass du Hunde magst …«
    Silke versuchte die Situation zu retten. »Ich habe einen Bärenhunger! Was gibt’s denn?«
    »Chinesisch«, zischte Nina.
    »Ach, also doch Hund«, erklärte ich trocken.
    »Sooo, das ist also Ninas tolle Wohnung«, schnaufte Silke, die beide Arme ausgestreckt hatte, um Nina und mich voneinander getrennt zu halten. »Thomas, wieso zeigst du Steve nicht mal das, äh, schöne Klavier und den Chilling-Raum oben? Das ist wirklich ganz toll.«
    Thomas nickte artig und führte den inzwischen völlig verwirrten Steve wie einen Grundschüler brav die frei schwingende Wendeltreppe in den oberen Stock.
    Silke hatte vorsichtig die Arme sinken lassen und beäugte uns skeptisch.
    »Waffenstillstand?«, fragte ich Nina zögernd.
    Ebenso zögernd nickte diese und schlich zur Hausbar. »Auch einen?«, fragte sie und entkorkte mit einem eleganten »Plopp« den Glenfiddich.
    »Einen doppelten«, sagten Silke und ich wie aus einem Mund und streckten die Hände nach dem Gesöff aus.
    Ein paar Schlucke lang herrschte Frieden im Raum.
    Ich konnte meinen Mund allerdings nicht halten: »Ich hoffe, du hast nicht wieder diese wabbeligen Pilze gemacht.«
    »Ich mache nie wabbelige Pilze«, erklärte Nina spitz. »Das sind sehr leckere, gesunde und in Sojasauce eingelegte Shiitake-Pilze. Und außer dir habe ich noch niemand kennen gelernt, der sie nicht mag.«
    »Das denkst du nur. Denn wahrscheinlich hat sich außer mir nur noch nie jemand getraut, dir das ins Gesicht zu sagen. Die Dinger sind wi-der-lich. In Sojasauce eingelegt und dann in der Pfanne verbrannt, werden sie zu dem Grauenvollsten, was sich Menschen in der westlichen Hemisphäre in der Küche antun können«, erklärte ich.
    Da höhnte Nina zurück: »Das Grauenvollste, was sich Menschen in der westlichen Hemisphäre in der Küche antun können, ist
dein
furztrockener Zwiebelkuchen

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