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Schneckle im Elchtest

Schneckle im Elchtest

Titel: Schneckle im Elchtest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Ruehle
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richtigen, eigenen Ferienhaus weit weg vom kleinen Horrorladen machen – mit Steve oder ohne. Sein Stinketaxi würde ich auf jeden Fall mitnehmen. Ich hoffte nur, dass es mich wenigstens bis nach Deutschland transportieren würde. Da durfte es dann unterwegs von mir aus liegen bleiben. Ich konnte in dem Fall auf die Bahn umsteigen und Steve die Abschleppkosten übernehmen lassen.

    Der Gedanke an das baldige Ende meiner Labskaus-Grenzerfahrung hatte mich aufrechterhalten, sodass ich es tatsächlich geschafft hatte, die acht Tage bis zu Ediths Geburtstag totzuschlagen. An diesem Abend sollte endlich die Fete steigen. Es würden bis dahin noch etliche von Udos Freunden und Kollegen und eine weitere Exfrau von Hartmut zu uns stoßen. Die Glücklichen hatten – bis auf die Exfrau – Ferienhäuser in der Umgebung gemietet und ich beneidete sie zwar glühend, freute mich aber auch, dass sie das Labskaus-Gift mit ihrer Anwesenheit »verdünnen« würden.
    Der Abend selbst konnte eigentlich nicht so schlimm werden: Seit dem frühen Morgen schleppte Udo mit Kurt Sekt-, Wein-, Bier- und sonstige wunderbare Flaschen gleich körbeweise in die klapprige Scheune hinter dem Haus, während Hartmut zusah und sie mit seinen Pseudorevoluzzer-Ergüssen unterhielt.
    Steve konnte leider auch nicht helfen – an seinen Armen hingen die dauergiggelnden Zwillinge und benahmen sich peinlich.
    »Was ist eigentlich unser Geschenk für Edith?«, wollte ich von ihm wissen, als er gerade mal ohne seinen »Schmuck« herumlief.
    Er zuckte die Achseln und erklärte: »Wir schreiben einfach unsere Namen auf die Karte meiner Eltern. Die haben sicher ein Geschenk. Und was das dann ist ... Irgendein überflüssiger Weiberkram wahrscheinlich.«
    »Aha«, meinte ich trocken. »Lass mich raten: Das machst du immer schon so.«
    Er nickte. »Natürlich. Geschenke werden doch sowieso überbewertet. Es kommt doch auf ganz andere Dinge im Leben an.«
    »Ich verstehe«, gab ich zurück. »So Dinge wie sich peinlich benehmen, ausnutzen, lästern, in die Pfanne hauen ... Das meinst du doch, oder?«
    Er schaute mich konsterniert an. »Ich verstehe wieder einmal kein Wort von dem, was du sagst. Du benimmst dich im Übrigen sowieso recht eigenartig, Sabine. Das ganze Ausfragen, das überhebliche Verhalten und Spaßbremsen ...Wenn ich das mal sagen darf. So kann das natürlich nicht weitergehen, wenn wir erst verheiratet sind. Aber ich verzeihe dir, weil die Situation für dich nicht ganz einfach ist: Du kommst aus kleinbürgerlichen Verhältnissen, kennst nur die altmodischen Strukturen des Schwabenlandes. Unsere progressive Lebenseinstellung, unsere positive Art, Konflikte in Chancen zu verwandeln, und unser starker, geschlechterübergreifender Zusammenhalt überfordern dich selbstverständlich.« Er lächelte milde.
    Ich lächelte ebenso milde zurück, obwohl sich meine Geduld mit ihm in Nichts auflöste.
    »Steve! Ich hatte ja keine Ahnung, dass du Begriffe wie ›progressiv‹ und ›geschlechterübergreifend‹ in deinem Wortschatz führst. Ich bin begeistert!« Verschwörerisch beugte ich mich zu ihm: »Oder kann es sein, dass deine Mutter und ihre Vorgängerinnen in den letzten Tagen ein intensives Gespräch über das Thema mit dir geführt haben und diese Floskeln bei dir hängen geblieben sind? Na? Du kannst es ruhig zugeben, wir sind ja unter uns.«
    Er schaute mich verlegen an. »Na ja ...«, druckste er herum.
    Ich tätschelte seine Schulter: »Mach dir nichts draus«, erklärte ich.
    Er wurde sauer. »Was soll denn das alles? Kannst du die Wahrheit nicht vertragen und hackst deshalb auf allem herum, was dir in die Quere kommt? Das werde ich in unserer Ehe auf keinen Fall zulassen.«
    Ich höhnte: »In unserer Ehe! Wie soll die denn überhaupt aussehen? So wie die deines Vaters oder deiner Schwester?«
    »Zum Beispiel«, erklärte er hochnäsig.
    »Aha«, meinte ich trocken. »Du willst also zu jedem Familienfest und zu jedem unserer Urlaube alle deine Exfreundinnen einladen, damit sie meine besten Freundinnen werden? Du willst mich behandeln wie ein Stück Dreck, dich nächste Woche von mir scheiden lassen, noch sechsmal heiraten und dann leben wie Stevewittchen mit den sieben bescheuerten Geisteszwergen? Von jeder von uns Damen bekommst du dann ein bedauernswertes Kind, das fortan um deine Aufmerksamkeit buhlt und seinerseits zur Niete in Sachen Familiengründung wird? Nur, um am Ende behaupten zu können, die Schwaben seien eine rückständige,

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