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Schnee an der Riviera

Schnee an der Riviera

Titel: Schnee an der Riviera Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Cerrato
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verzapft.«
    »Du nimmst ihnen die Geschichte mit dem Kerl aus dem Süden und dem Genueser nicht ab?«
    »Davon laufen Tausende herum. Ob sie wahr ist oder nicht, sie bringt uns nicht wirklich weiter.«
    »Die Beschreibung des einen hat mich an den Mann erinnert, der meinen Sohn besucht hat. Und was sagst du zu Monica?«
    »Mehr fimmina als die geht kaum. Die schreckt selbst vor dem leibhaftigen Teufel nicht zurück.«
    »Auch Habib hat vor nichts zurückgeschreckt, bis zu einem gewissen Punkt zumindest. Dann muss ihm die Sache aus der Hand geglitten sein.«
    »So ist es.«
    »Wir sehen uns morgen, Gerolamo. Deine Frau hasst mich bestimmt.«
    »Arbeit ist Arbeit. Soll ich Sie nach Hause begleiten?«
    »Nein danke, nicht nötig. Ich hab schließlich eine Waffe bei mir.«
    »Und Sie können damit umgehen, Dottoressa. Sie treffen immer ins Schwarze.«
    »Danke für das Kompliment. Und gute Nacht. Gib Serenella ein Küsschen von mir.«
    Serenella war Gerolamos jüngste, drei Jahre alte Tochter. Hadija sah ihr ein bisschen ähnlich. Vielleicht war ihm das auch aufgefallen, überlegte Nelly.
     
    Genüsslich kuschelte sich Kommissarin Rosso in ihr gemütliches Bett. Sie war halb eingeschlafen, als das Telefon klingelte.
    »Nelly?«
    »Ciao, Carlo. Ich weiß ja nicht, von wo du anrufst, aber es gibt so etwas wie Zeitverschiebung, und hier ist es zwei Uhr nachts.«
    »Sonst erwische ich dich ja nicht. Du bist nie zu Hause und dein Handy ist ein Diensthandy.«
    »Schon gut. Wie geht’s?«
    »Super, und dir? Ich hab von der Sache am Gymnasium gehört. Wie geht’s Mau?«
    »Kannst du dir ja denken. Die Geschichte stinkt zum Himmel, es gibt schon ein paar Tote, und er steht unter Polizeischutz.«
    »Was Ernstes also. Nach dem, was man so liest, weiß die Presse nicht sonderlich gut Bescheid.«
    »Uns geht es nicht viel besser. Dichter Nebel. Lieb von dir, dass du anrufst.«
    »Ich bin immer lieb. Nur fällt es dir meistens nicht auf. Ich bin gestern nach Mailand geflogen, und sobald ich kann, komme ich auf einen Sprung nach Genua.«
    »Wieso?«
    Schweigen am anderen Ende.
    »Nelly, mach mich nicht wütend! Ich hab eine Wohnung in Genua. Aber vor allem will ich dich sehen!«
    Die Stimme klang noch immer scherzhaft, doch Nelly wusste, dass ihre Frage ihn getroffen hatte.
    »Na schön. Ich freue mich auch, wenn du kommst.«
    »Ich rufe dich an, sobald ich da bin. Schlaf jetzt weiter, Commissario.«
    »Ciao, Comandante.«
    Von wegen, schlaf weiter! Jetzt war die Müdigkeit verflogen. Nelly ging in die Küche und machte sich einen dreifachen Kamillentee mit ein paar Tropfen Baldrian. Carlo verwünschend, schlief sie gegen halb vier ein. Doch der Anruf hatte ein angenehm warmes Kribbeln in ihrem Bauch hinterlassen, als hätten seine kräftigen Hände sie gestreichelt.

VIERTER TAG
Morgen
     
    Abermals riss das Klingeln des Telefons sie aus dem morgendlichen Schlaf. Duselig vom starken Kamillentee und der Müdigkeit, tastete sie auf dem Schiefernachttisch neben dem Bett nach ihrem Handy.
    »Ja?«
    »Nellyschätzchen, endlich! Dich erwischt man wirklich nur im Morgengrauen.«
    »Sandra?«
    »Erraten. Die Stimme des Gewissens oder besser der Presse.«
    »Ich fasse es nicht. Himmel, Arsch und Wolkenbruch, wieso hab ich mein Telefon nicht ausgesteckt?! Ruft mich um halb sieben Uhr morgens an. Weißt du, dass an so etwas selbst die allerbesten Freundschaften zerbrechen?«
    »Irgendwie musste ich dich doch erreichen. Ich hab Mau gebeten, dir zu sagen, dass du mich anrufen sollst, aber Pustekuchen. Verzeih mir, aber die Stadt fragt sich ...«
    »Du willst mir ernsthaft diesen Blödsinn verkaufen, um die Uhrzeit?«
    Langsam wurde Nelly sauer, und das war alles andere als ein guter Start in den Tag. Seit geraumer Zeit fingen die Tage sowieso immer schlechter an, und eine Besserung war nicht in Sicht.
    »Sei mir bitte nicht böse, Nelly, der Chefredakteur vierteilt mich. Ihr lasst nichts durchsickern, und über die Sache kursieren die wildesten Gerüchte, oder ist an denen vielleicht doch was dran? Können wir nicht wenigstens fünf Minuten miteinander plaudern? Du sollst ja keine Betriebsgeheimnisse preisgeben, nur ein kleines Schwätzchen, ich muss dir nämlich auch was sehr Wichtiges sagen.«
    Sandra war eine von Nellys wenigen Freundinnen. Sie kannten sich noch aus der Uni und hatten zusammen in der berüchtigten winzigen Wohnung in der Via della Maddalena gewohnt. »Die Lasterhöhle« hatten sie sie damals genannt. Sie teilten so manches

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