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Schnee Im Regierungsviertel

Titel: Schnee Im Regierungsviertel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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hatte der Konsul geantwortet. »Die Bauchlandung hat ein Hochbauunternehmer mit seiner Firma gemacht. Bevor er einen Vergleich anmeldet, will Henkmann seine Mooney verscherbeln, und – wie ich vermute – das Bargeld beiseite schaffen. Das Prachtstück ist mit seinen zweihundertfünf mph noch einiges schneller als die Typen, die wir auf dem Flugplatz Siegerland geflogen haben; ein richtiges Rennauto. Henkmann kommt in der nächsten halben Stunde zum Platz. Du findest ihn bei seiner Maschine, ganz in der Nähe meiner Cessna. Ich bin auch draußen.«
    Mario Pavone war klar, daß er auf dieses Angebot eingehen mußte. Ihm war auch klar, daß Kubitzka wie auch die anderen Flieger in Hangelar gespannt darauf warteten, ob er seine Ankündigung einer jederzeitigen Barzahlung wahrmachen würde.
    Sofort nach dem Anruf ging er zu seinem Wagen; der Porsche stand immer abfahrbereit im offenen Parterre des Gebäudes, das wegen der Hochwassergefahr auf Stelzen gebaut war.
    Fünfzehn Minuten nach dem Anruf war Pavone am Flugplatz. Er fuhr durch die Eisenpforte zum Hangar, östlich des Towers. Die weiße Mooney 205, ein Tiefdecker mit dem markanten umgekehrt gepfeilten Leitwerk und dem am Rumpf entlanglaufenden schwarz-roten Keil, schien startklar zu sein. Jan Kubitzka und sein Gesprächspartner – es konnte sich nur um Henkmann handeln – winkten ihm zu, als er herangeprescht kam.
    Kubitzka machte miteinander bekannt. Als Hochbau-Henkmann ansetzte, die Flugleistungen des einmotorigen Viersitzers hervorzuheben, winkte Pavone ab. »Alles bekannt. Mit dem Vogel habe ich mich vertraut gemacht. Er entspricht bis auf ein paar aerodynamische Verbesserungen der zwei-null-eins; den Typ haben wir auf dem Flugplatz Siegerland eingehend getestet. – Aber so ein gutes Stück verkauft man doch nicht!«
    Henkmann wollte sich hinsichtlich seiner geschäftlichen Lage nicht zu sehr exponieren. Das hätte preisdrückend wirken können. So erzählte er etwas von vorübergehenden Schwierigkeiten infolge seines Engagements in Frankreich. Jetzt habe er seine Tätigkeit ganz auf den Raum Köln-Bonn konzentriert. Damit sei das Flugzeug entbehrlich geworden. Die Mooney sei für zweihundertzwanzigtausend zu haben – aber nur ohne Bankkontenbewegung.
    Kubitzka beobachtete Pavone sehr aufmerksam. Der Preis war gewiß günstig, lag aber um zehn Prozent über dem Limit.
    »Testen wir den Vogel«, sagte Pavone nur. »Eine Runde mit Ihnen; dann möchte ich mit dem Kollegen Kubitzka fliegen.«
    »Einverstanden«, erklärte Henkmann.
    Am Start mußten sie ein paar Minuten warten, bis die BGS-Hubschrauber der GSG 9 den Luftraum freigemacht hatten. Dann konnte die Mooney ihre Qualitäten beweisen. Pavone hatte keine Zeit, die Landschaft zu betrachten. Er lauschte dem Brummen des Motors und machte sich mit den Instrumenten vertraut. Über dem Siebengebirge und dem Westerwald demonstrierte Henkmann, welche Flugeigenschaften in der Maschine steckten. Das Speed-Höhen-Handling des schnellen Viersitzers hätte nicht besser sein können.
    Konsul Kubitzka stand vor dem Hangar und verfolgte den Flug. Das war ein anderes Maschinchen als seine brave Cessna. Aber ihm genügte das Allerweltsflugzeug, mit dem man keine Aufmerksamkeit erregte, es sei denn, man landete damit wie Mathias Rust auf dem Roten Platz in Moskau. Hier im Westen konnte man sich mit der One-seven-two schon mal grenzüberschreitend »verfliegen«, ohne mehr als ein Strafgeld zu riskieren. Auch wenn man dabei erwischt wurde, war es in der Regel kein Fall für den Zoll oder die Polizei.
    Bei der nächsten Platzrunde saß Pavone als PiC am Steuer und der Konsul rechts auf dem Kopilotensitz. Die Landschaft huschte nur so dahin. Pavone gab dem Pferdchen die Sporen und strapazierte die 205 gerade so viel, wie es in der Nähe des Flugplatzes, ohne aufzufallen, möglich war. Wiederholt nickte er zustimmend. Nach der Landung sagte er noch im Flugzeug zu Kubitzka: »Der Vogel ist okay; den nehme ich. Aber ich werde noch einen Autopiloten und ein bißchen mehr Elektronik einbauen.«
    Der Konsul war auf die Preisverhandlungen gespannt. Das galt auch für Hochbau-Henkmann, der so schnell wie möglich so viel bares Geld wie möglich in die Hand bekommen wollte.
    »Wir können uns hier drinnen unterhalten«, rief Pavone dem Wartenden zu, als er wieder vor die Halle gerollt war. »Hier stört uns niemand.« Henkmann kletterte auf den Rücksitz.
    So erlebte Jan Kubitzka einen ganz und gar ungewöhnlichen Flugzeugkauf. Die

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