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Schnee Im Regierungsviertel

Titel: Schnee Im Regierungsviertel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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Sicherheitsfritzen nicht. Der Clou kommt ja noch: Sämtliche mit dem Elektronikkram befaßten Sachbearbeiter sind namentlich erfaßt, natürlich auch ihre Mitarbeiter. Und bei diesen taucht nun ein Name auf, der auf deiner Clanliste steht, die du mir zwecks Überprüfung gegeben hast: Monika Bakus, Referatsassistentin. Ob die allerdings Kopien gefertigt hat, weiß niemand. Sie hat ebenso wie alle anderen, die vom Sicherheitsreferenten befragt worden sind, mit einem klaren ›Nein‹ geantwortet.«
    »Einer von denen lügt!« stellte Freiberg fest.
    Sörensen nickte. »Das glaube ich auch.«
    »Also muß sich das erste K. mit Monika Bakus befassen. Ich wette, die kokst wie die anderen im Clan auch. Von Irmela Ellers wissen wir mit Sicherheit, daß sie kokainabhängig war, bevor sie Äitsch gedrückt hat, beziehungsweise bevor man es ihr verpaßthat. Beide Mädchen haben Verbindung zum Konsul. – Und nun setze ich noch eins drauf: Kubitzka ist der Schneemann in unserem tödlichen Spiel.« Freiberg schlug vor Eifer mit der Faust auf den Tisch. »Der Kubitzka holt den Stoff mit seinem Flugzeug aus Holland oder Belgien herüber, macht damit die Mädchen abhängig und läßt sich von ihnen VS-Material liefern. Dies gelangt dann ins Haus der völkerverbindenden Kultur, von dort in die Botschaft und mit Kurierpost ab nach Osten über die Grenze.«
    »Hör auf!« Sörensen hob abwehrend beide Hände. »Das ist mir zu phantastisch. Ich war bisher immer der Meinung, das erste K. betreibt ein seriöses Geschäft. Du scheinst auf Science-fiction umgestiegen zu sein. Vielleicht findest du einen Verlag, der solche Geschichten druckt; – nur schreib deine Spekulationen bloß nicht in die Akten. – Sieh mich nicht so mißbilligend an; du weißt, ich wünsche dir Erfolg!«
    So schnell Freiberg die Treppen heraufgewetzt war, so langsam ging er sie jetzt hinunter. Die Worte Sörensens hatten ihn nicht ruhiger gestimmt. In die Akten schreiben würde er seinen Verdacht natürlich nicht, aber Konsul Kubitzka sollte keinen unbeobachteten Schritt mehr tun. Jeder seiner Flüge mußte genauestens erfaßt werden. Dabei würde es nicht schaden, auch Mario Pavone im Blick zu behalten, dessen Beziehungen zum Konsul sehr undurchsichtig erschienen. Auf keinen Fall durfte ein falscher Zug getan werden. Kubitzka war als Honorarkonsul zwar kein Diplomat, hatte aber einen besonderen Status, den Freiberg nicht so recht durchschaute. Ihm gegenüber war äußerste Vorsicht geboten. Zu gegebener Zeit würde man sich auch mit Monika Bakus befassen. Noch war es dafür zu früh; denn sollte sie die Kopien gefertigt und geliefert haben, würde sie sofort Kubitzka über die Aktivitäten der Polizei informieren. Damit wären die Ermittlungen geplatzt, und der Konsul würde nicht zögern, sich mit seiner Cessna über die Grenze abzusetzen. Er dürfte schon einen Platz wissen, wo man unbemerkt und unbeschadet mit der One-seven-two landen konnte, um dann unterzutauchen.
    Noch bevor der Kommissar die Tür zu Fräulein Kuhnerts Zimmer öffnete, standen für ihn die nächsten Maßnahmen in groben Zügen fest. Lupus war der richtige Mann dafür, sich um die Vorgänge »am Boden« zu kümmern und die Rundumobservation zu organisieren. Wegen seiner Verbindungen zu Stockmann von der Luftaufsicht wollte Freiberg den Part am Flugplatz selbst übernehmen. Ahrens mußte ihn dabei unterstützen und sich als einen Burschen ausgeben, der fliegen lernen wollte, dafür aber nur wenig Geld hatte. Als freier Mitarbeiter einer Zeitung, der sich seine Groschen für die Flugausbildung zusammenschreibt, konnte er herumschnüffeln, ohne Verdacht zu erregen. Barbara Fendt mußte noch einmal versuchen, herauszufinden, wer den Hunipack Äitsch und die Spritze im Dreiländereck gekauft hatte. Da der große Unbekannte nicht wiederaufgetaucht war, sollte sie, wenn Hoffie zu den Bildern nicht mehr sagen konnte als bisher, die Ermittlungen offen führen. So könnte sie vielleicht Hinweise von den Junkies erhalten; die waren gewiß nicht daran interessiert, einen Seiteneinsteiger zu decken, der ihnen Ärger wegen der Heroin-Toten am Kaiser-Wilhelm-Stein beschert hatte.
    Zurück in Zimmer 306 berichtete Freiberg von seinem Gespräch mit Sörensen. »…aber Monsieur Maigret hält nichts von meiner Theorie. – Doch wir haben gar keine andere Wahl. Lupus, du baust die Observation auf, und zwar so, daß man meint, sie richte sich nur gegen Mario Pavone. Du, Ahrens, erkundigst dich bei der

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