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Schnee Im Regierungsviertel

Titel: Schnee Im Regierungsviertel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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Dialoge hätten nicht knapper sein können.
    »Ist zweihundertzwanzig Ihr letztes Wort?« fragte Pavone. »Dann brauchen wir erst gar nicht zu verhandeln.«
    »Man könnte…« setzte Henkmann an.
    »Zweihundertzehntausend. – Erstes und letztes Gebot«, erklärte Pavone kategorisch.
    »Einverstanden, cash«, bestätigte Hochbau-Henkmann.
    »Geht klar. Einen Augenblick, ich muß nur mal eben zu meinem Wagen.«
    Henkmann und Kubitzka sahen ihm kopfschüttelnd nach. Bis zum Porsche waren es keine hundert Meter. Pavone griff hinter die Rücklehne des Fahrersitzes, holte seine dunkle Fliegertasche heraus und kam ohne Hast zurück.
    Als er sich wieder auf den Pilotensitz geklemmt hatte, zog er die Geldscheine bündelweise aus der Ledertasche. »Hier – bitte in Ruhe nachzählen: Zweimal hundert à tausend macht zweihunderttausend.« Dann nahm er die Brieftasche aus dem Jackett. »Hier, nochmal zwanzig à fünfhundert. – Auf eine Quittung über die volle Summe kann ich allerdings nicht verzichten; die bleibt in meiner Tasche. Beim Finanzamt können Sie erklären, was Sie wollen. Ich werde das dann bestätigen.«
    In der Kabine war bis auf das Knistern beim Zählen der Geldscheine kein Geräusch zu hören. Pavone trug den Betrag von zweihundertzehntausend Mark in die vorbereitete Quittung ein.
    »Die Summe stimmt«, sagte Henkmann, unterschrieb und reichte die Quittung zusammen mit den in einer Plastikhülle steckenden Flugzeugpapieren – Bordbuch, Eintragungsschein, Lufttüchtigkeitszeugnis und die Versicherungspapiere – nach vorn. »Um den Registerkram brauche ich mich nicht zu kümmern?«
    »So ist es, das übernehme ich. Für Sie ist die Sache erledigt«, bestätigte Pavone. Jan Kubitzka hatte das recht unwirklich erscheinende Geschäft aufmerksam verfolgt. Es gab also noch ein paar andere Leute, die braune und blaue Lappen einfach so hinblättern konnten. Zu gern hätte er gewußt, aus welcher Einnahmequelle diese Beträge stammten. Doch den Gefallen, über seine Geschäfte zu sprechen, hatte ihm der Medikamenten- und Chemikalienhändler Mario Pavone bisher nicht getan; soweit ging die Duzfreundschaft nicht.
    »Wir drehen noch eine Runde«, meinte Pavone. »Wollen Sie mit, Herr Henkmann, zum Abschiedsflug?«
    »Danke nein«, antwortete der. »Nur keine Wehmut – ein so doller Flieger war ich ohnehin nie.« Damit stieg er aus und ging zu seinem 700er BMW, den er bei »Tant’ Tinchen« geparkt hatte.
    Bevor Pavone zum Start rollte, zog er noch einmal die Brieftasche. »Bitte, Jan, deine fünf Prozent Provision: einundzwanzig à fünfhundert.«
    Kubitzka zählte das Geld nach und bedankte sich. »Quittung?«
    »Unsinn – doch nicht von dir. – Komm, lassen wir den Vogel frei, auf daß er uns ganz hoch hinauf bringe.«

 
    15
     
     
     
    Kommissar Freiberg brannte darauf, zu erfahren, ob es inzwischen im 19. K. Erkenntnisse über die Angehörigen des Clans gab, soweit sie in den Ministerien tätig waren. Er hatte die Treppe im Geschwindschritt genommen, um mit seinem Kollegen Sörensen persönlich zu sprechen. Der wie immer tipptopp in graues Tuch gekleidete »Monsieur Maigret« – im Präsidium wurde er so genannt, weil er wie dessen Darsteller Jean Gabin aussah – saß an seinem Schreibtisch und blätterte ausnahmsweise nicht in Geheimakten, sondern studierte den letzten Verfassungsschutzbericht.
    Sörensen bat Freiberg, in der Besprechungsecke Platz zu nehmen, und nahm die dreihundert Seiten starke Broschüre mit hinüber.
    »Du hast dir mit den Vermutungen über den Zusammenhang zwischen Drogen und Spionage einen Floh ins Ohr setzen lassen. Die letzten Jahresberichte des Innenministeriums geben dafür nichts her. Ich habe keinen einzigen Fall ermitteln können, der auch nur andeutungsweise eine solche Connection erkennen läßt; das Ganze scheint mir auch zu riskant für die andere Seite. – Das meinen übrigens auch die Kölner, mit denen ich vor ein paar Minuten telefoniert habe.«
    »Aber denkbar wäre es«, überlegte Freiberg. »Die eine Abhängigkeit zieht die andere nach sich.«
    »Du hast ja eine verkorkste Phantasie«, lächelte Sörensen. »Ich betreue das Geschäft hier schon seit zehn Jahren; da müßte mir doch irgend etwas dieser Art auf den Schreibtisch gekommen sein. Schlag dir deine Vermutungen ganz schnell aus dem Kopf, du verrennst dich sonst.«
    »Aber Barbara Fendt rennt mit.«
    »Wie bitte?«
    Freiberg versuchte, die Hintergründe zu erklären: »Barbara Fendt, meine attachierte

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